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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Raum.
    »Edle«, sagte er. »Ihre Großzügigkeit beschämt uns. Mir fehlen die Worte, um unserer tiefen Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, doch einige von uns bestehen darauf, den Grund für Ihre umfassende, tatkräftige Güte zu erfahren. Dürfen wir fragen, was Ihr Volk sich davon verspricht?«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Die Roug-Assessoren regten sich nicht, und auch der neben Kao Chih sitzende Tumakri war wie erstarrt; offenbar hatte er den Eindruck, der Duizhang habe sich einer schweren Entgleisung schuldig gemacht. Dann aber ergriff einer der Roug das Wort.
    »Verehrter Duizhang, wird sind es nicht gewohnt, Erklärungen abzugeben, doch in Anbetracht der außergewöhnlichen Umstände sind wir gerne bereit, Ihre Zweifel auszuräumen. Wir sind ein altes Volk, und V’Harant ist weder unsere Heimat, noch entspricht unsere Erscheinung unserer ursprünglichen Gestalt. Früher einmal waren wir Novizen einer Allianz uralter Völker, deren Weisheit und Intelligenz uns noch immer beschämt.
    Sie wurden in einen umfassenden, kataklystischen Krieg verwickelt und opferten sich, um die Niederlage eines furchtbaren, unerbittlichen Gegners herbeizuführen. Die letzten Überlebenden erteilten uns den Auftrag, über diesen Teil der Galaxis zu wachen, und in den seitdem verstrichenen Äonen haben wir von Zeit zu Zeit gewisse Kräfte unterminiert oder eliminiert, die eine ernste Bedrohung für die Zivilisation der Galaxis darstellten. In den
letzten 25 000 Zyklen - nach Menschenzählung ein Zeitraum von 10 000 Jahren - herrschte eine gewisse Ruhe vor, doch die Sendruka-Hegemonie schickt sich bedauerlicherweise an, diesem Zustand ein Ende zu machen. Ihr Stellvertreter, der Brolturan-Pakt, wetteifert derzeit mit den Nationen des Erenats um die Kontrolle über den Großteil der Huvuun-Tiefenzone, zu der auch Darien gehört. Wenn man das Erenat zu einer militärischen Antwort bewegen könnte, würde dies ein massives Eingreifen der Hegemonie nach sich ziehen; der daraus resultierende Konflikt könnte sich bis nach Milybi oder sogar Indroma ausbreiten. Ein interstellarer, mit unvorstellbarer Grausamkeit geführter Krieg wäre die Folge.
    Die Entdeckung der Kolonie auf Darien hat das Gleichgewicht der Kräfte grundlegend verändert. Die Menschen stehen in dessen Zentrum, was bedeutet, dass die Erde und folglich auch die Erdsphäre involviert sind. Die Aranja Tesh haben bereits ein wachsames Auge auf die Strategie der Hegemonie, desgleichen die Indroma-Solidarität, und dies wird ihr Interesse noch weiter anstacheln. Und wenn sich herausstellt, dass die Überlebenden einer zweiten verloren geglaubten Menschenkolonie sich auf Darien niederlassen wollen, nachdem sie aus dem harten Regiment eines Sendruka-Monoclans befreit wurden, wird die Hegemonie gezwungen sein, Sonnenauge zu bestrafen, wenn sie nicht das Gesicht verlieren will. Die Kolonie Darien wird zu große Sympathie und zu viel Schichtnetz-Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als dass die Hegemonie es riskieren könnte, ihren Plan umzusetzen, deshalb wird man ihn einstweilen ruhen lassen. Wir hegen die Hoffnung, dass in dieser Zeit klügere Köpfe die Oberhand gewinnen und gewisse politische Strömungen revidieren werden.«

    K’ang Lo besprach sich abermals mit seinen Beratern und den Ältesten; Kao Chih fand, er wirke auf einmal eher zurückhaltend. Ehe jedoch Konsens erzielt wurde, erhob sich mit finsterer Miene ein kleiner, kahlköpfiger alter Mann, der sich auf einen Stock stützte. Dies war Urgroßvater Wu, vormals Stellvertreter eines früheren Duizhang und Vater eines weiteren, einer der wenigen, die Scheiterhaufen noch aus eigener Erfahrung kannten. Außerdem war er bekannt für seine spitze Zunge.
    »Duizhang, ich bitte dich, wozu da noch zaudern, häh?«, sagte er. »Alle Anwesenden können es gar nicht erwarten, dass etwas Gutes für uns beginnt - bitte mehr Beeilung.«
    »Hochverehrter Wu«, erwiderte Tan Hua, einer der Ältesten. »Es gibt noch gewisse Unklarheiten, die ausgeräumt werden müssen. Gedulde dich ein wenig, dann wird alles gut.«
    Sein herablassender Ton erboste Wu.
    »Gedulden? Ihr zaudert und streitet euch über unwichtige Details, während ein kostbares Geschenk darauf wartet, ergriffen zu werden. Und da sollen wir uns gedulden?« Er musterte den Sprecher zornig. »Ich kann nicht für die übrigen Anwesenden sprechen, doch ich sehne mich danach, festen Boden und richtiges Gras unter den Füßen zu spüren, bevor ich sterbe! Verehrter K’ang

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