Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
vernehmen, deren Intonation zwischen flach, nasal und flötenartig variierte. Einen Moment lang fühlte er sich verwirrt, als ob Laute und Zeichen miteinander kollidierten, dann hörte er plötzlich die Worte des Voth und verstand sie. Jedenfalls den größten Teil davon.
    »… möchte ich mich noch einmal für den Fehler in der finstrellen Kommunikation entschuldigen. Die Ursache sind Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppierungen, aber unser verzardetes Geschäft bleibt davon
unberührt. Wenn mein Funkspruch vom edlen Tumagri und dem hochverehrten Gaushi empfangen wird, melden Sie sich bitte.«
    Kao Chih und Tumakri wechselten einen Blick, dann antwortete der Roug.
    »Haben wir die Ehre, mit Rup Avriqui zu sprechen?«
    »In der Tat, hochverehrte Kunden-von-unvergleichlicher-Abstammung.«
    »Haben Sie die …«
    Der Voth fiel ihm ins Wort. »Ich bitte um Entschuldigung, Edler, aber es ist nicht ratsam, wichtige Angelegenheiten auf unsicheren Kanälen zu besprechen. Wenn Sie von Bord gehen, wird mein Lugosivator Sie wohlbehalten zu meiner Wohnung bringen, wo wir unsere Unterhaltung fortsetzen können. Vorerst verabschiede ich mich hiermit.«
    Unvermittelt ertönte das atonale Bereitschaftssignal. Tumakri blinzelte.
    »Offenbar möchte er sich mit uns beiden treffen, Pilot Kao.«
    »So ist es, Tumakri, mein Freund«, sagte er. »Allerdings habe ich keinerlei Ähnlichkeit mit einem Roug, und wir dürfen das Risiko, dass ich an einem solchen Ort als Mensch erkannt werde, nicht eingehen.«
    »Ja«, sagte Tumakri und ließ sich auf die Liege zurücksinken. »Dabei hatte ich gehofft, Sie dazu bewegen zu können, allein zu der Besprechung zu erscheinen …«
    Kao Chih neigte sich belustigt vor. »Wenn das so ist, dann ist Kreativität gefragt, wenn nicht gar Inspiration. Was für Ersatzkleidung haben Sie dabei?«
    »Die übliche Langstreckenausrüstung«, antwortete der Roug. »Aber davon dürfte Ihnen so gut wie nichts passen …«

    »Keine Sorge«, erwiderte Kao Chih und erhob sich. »Auf die Feinheiten kommt es an, also lassen Sie uns mal in den Schubladen wühlen …«
    Fast eine Stunde später zogen die Greifnetze das Kurierschiff Kastellan neben zwei größere Raumschiffe, die an einer kardanisch aufgehängten Andockröhre festgemacht hatten. Eine Flexiröhre entfaltete sich und heftete die maulartige Dichtung auf die Eingangsluke des kleineren Raumfahrzeugs. Als sie die Luke öffneten, fiel ihr Blick auf einen in der Schwerelosigkeit schwebenden prismoiden Dockausweis, der mit einer dünnen Schnur an einer Öse befestigt war. Schwerelos krabbelten Kao Chih und Tumakri durch die verdreckte, vielfach geflickte Verbindungsröhre, dann zwängten sie sich durch die Andockröhre, wo ein ständiges Kommen und Gehen von Passagieren anderer Raumschiffe herrschte, und gelangten schließlich in eine Art Lobby. Der Roug war mit einem knöchellangen, langärmligen Gewand aus dünnem, grauem Stoff bekleidet, das vom Hals bis zur Hüfte eng anlag, während Kao Chih sich für den Schutzanzug entschieden hatte, allerdings ohne Helm. Er hatte sich Verbandsmaterial aus dem Erste-Hilfe-Kasten um den Kopf gewickelt und darauf geachtet, dass nicht die dunkle, facettierte Brille verdeckt wurde, die er zuvor aufgesetzt hatte.
    Da Tumakris Flugplan vor ökologischen Verunreinigungen in Schwarznest warnte, trugen sie beide kleine Atemmasken. Bei Kao Chih vervollständigten Handschuhe und Stiefel die hoffentlich überzeugende Aufmachung als nichtmenschlicher Alien.
    Dann gelangten sie zu drei Drehkreuzen, davor hatten sich Schlangen von Neuankömmlingen gebildet, die meisten zwei-, drei- oder vierbeinig. Unwillkürlich fragte er sich, ob es gesonderte Eingänge für Wasserbewohner, Kriechwesen
und geflügelte Intelligenzen gab. Ein Stimmengewirr und eine Wolke unterschiedlichster Gerüche hüllte sie ein. Kao Chihs Spracherweiterung zeigte sich teilweise überfordert und übersetzte nur dann, wenn er sich auf einen bestimmten Sprecher konzentrierte oder wenn eine Stimme aus dem allgemeinen Gebrabbel hervorstach.
    Aufgrund der Empfangsprozeduren auf Agmedra’a hatte er sich auf eine längere Wartezeit gefasst gemacht. Doch schon bald stellte sich heraus, dass die Neuankömmlinge von drei nervösen Henkayanern in blauen Uniformen aus Kräuselstoff eilig abgefertigt wurden. Mit ihren Stummelarmen schwenkte der eine einen fächerartigen Sensor über den verschiedenen Lebensformen, während die anderen beiden sich dem Ausfüllen der

Weitere Kostenlose Bücher