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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Kontaktleute dort alles im
Griff haben. Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich …«
    Und ich versuche, nicht an das zu denken, was Großtante Mei zu mir gesagt hat …
    Vor weniger als einer Stunde hatte er bei seinen Eltern soeben eine Schale Gemüsereis verzehrt und holte gerade seinen alten Kleidersack aus einer Truhe, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Es war Großtante Mei, die ihn mit ihren schwarzen Falkenaugen musterte.
    »Ich habe gehört, Wu, der alte Narr, sei aufgestanden und habe Tan Hau vor den Roug angegangen - stimmt das?«
    »Ja, Großtante, das war vielleicht ein Anblick …«
    Zu seiner Überraschung legte sich ein triumphierendes, zahnloses Lächeln auf das faltige Gesicht seiner Tante.
    »Ach, der alte Wu weiß immer zu viel, also bleibt ihm nichts anderes übrig, als den weisen Narren zu spielen!« Dann verdüsterte sich ihre Miene. »Und wie fühlst du dich, mein Junge? Hast du Angst?«
    »Ich bin aufgeregt, Großtante! Das ist ein großes Abenteuer …«
    »Abenteuer, ha! Die Jungen überblicken nicht den ganzen Weg und stürmen einfach Hals über Kopf los. Aber du weißt nicht genug, um dich zu fürchten, deshalb bist du ein junger Narr.« Dann fasste sie ihn bei der Schulter und zog ihn zu sich heran. »Hör mir gut zu, mein Junge - du wirst Schmerzen leiden und dir Verletzungen und Wunden zuziehen, die du dir nie hättest vorstellen können. Du wirst kämpfen und töten müssen, sonst werden sie dich verschlingen wie hungrige Flussschlangen!«
    Er lehnte sich auf der Liege des Copiloten zurück und beobachtete, wie sich als Vorbereitung auf den Hyperraumsprung
eine Sichtblende aus sechseckigen Platten über die Sichtluke schob.
    Sein erster Hyperraumflug.
    Er krampfte die Hände um die Armlehnen. Also, Großtante Mei, vielleicht hatte ich gerade eben keine Angst, aber sei versichert, jetzt fürchte ich mich!

19 Kao Chih
    Beim Anflug hatte der Raumhafen von Schwarznest Ähnlichkeit mit dem Verdauungstrakt eines großen, grotesken Monsters. In verzweigten Metallrahmen wanden sich silberne, graue und blaue Flexiröhren, welche die polyedrischen, unterschiedlich großen Module miteinander verbanden, die wie geometrische Tumore in das labyrinthische Gewirr eingebettet waren. Unter den Anbauten der Nachzügler waren noch die Blöcke und Zylinder der ursprünglichen Raumstation zu erkennen, und aus der größten Zusammenballung ragte an einem plumpen Turm eine Andockbühne hervor.
    »Legen wir dort an?«, fragte Kao Chih, der über den Fern-Imager das geschäftige Treiben auf der Andockstation beobachtete und es mit Agmedra’a verglich, der Orbitalstation der Roug.
    Tumakri, sein Roug-Gefährte, musterte aufmerksam die bunten Symbole auf seinem kleinen Konsolenmonitor, dann tippte er zögernd ein paar davon mit seinem dunklen, dünnen Finger an. »Offenbar nicht, Pilot Kao«, erwiderte er mit seiner papierenen Stimme. »Ursprünglich sollten wir dort anlegen, aber jetzt werden wir zu einer anderen Landebucht umgeleitet. Unsere Synchronisierungssysteme berechnen bereits die neue Flugbahn.«
    Er blickte Kao Chih an, der lächelnd nickte. »Klingt vernünftig - auf der Hauptandockbühne ist anscheinend jede Menge los«, sagte er, wobei er sich bemühte, sowohl locker als auch geschäftsmäßig zu klingen. Kurz nach dem
Austritt aus dem Hyperraum in der Nähe von Schwarznest hatte Tumakri ihm eine Spracherweiterung gegeben, eine Dosis für Menschen umkonfigurierter Nanorezeptoren in Form einer durchscheinenden goldenen Pille. In einer halben Stunde würde er die Rougsprache verstehen und sprechen, und als der illegale Raumhafen in optischer Sichtweite war, beherrschte er sie nahezu fließend, mit der Folge, dass Tumakris prekäre Gemütsverfassung noch deutlicher zutage trat.
    »Sagen Sie mal, edler Tumakri, wer ist eigentlich der Mittelsmann, mit dem wir Kontakt aufnehmen sollen?«
    »Ein gewisser Rup Avriqui, ein Voth-Vermittler - aus den Fluginformationen geht hervor, dass er uns nicht nur die Kursdaten für den nächsten Flugabschnitt geben, sondern uns auch begleiten soll. Ich habe bereits drei Anfragen auf der im Routenplan genannten Frequenz gesendet, bislang aber keine Antwort bekommen. Das kommt mir seltsam vor …«
    Kao Chih zuckte die Achseln. »Vielleicht gelten hier in diesen Dingen andere Gepflogenheiten - andere Länder, andere Sitten.«
    Plötzlich machte die Kommunikationskonsole mit einem Stakkatosignal auf sich aufmerksam, dann waren eine Reihe von Silben zu

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