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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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in diese Kategorie?«, fragte er.
    »Ja - Sie sind mit eigenem Schiff angereist, ohne Leibwächter und Schutzbrief. Die Datenschnüffler haben Ihre Profile bestimmt schon an mehrere Bandenchefs übermittelt …«
    Tumakri sank in sich zusammen und blickte nervös umher.
    »… weshalb ich von Herrn Avriqui unterzeichnete Schutzbriefe mitgebracht habe.« Aus einer schwarzen Konsole unter der Windschutzscheibe fuhr eine Schublade aus - darin lagen zwei Dokumente, gefaltete Bögen aus hellblauem, strukturiertem Plas, mit aufgedrucktem Text auf Tralesk, einer traditionellen Sprache. Darunter prangte ein verschlungenes Zeichen mit zwei Spitzen, vermutlich Avriquis Unterschrift.
    »Wie lange werden wir bis zu Herrn Avriquis Wohnung brauchen?«, fragte er.
    »Wir werden in Kürze dort eintreffen«, antwortete der Wagen. »Nach der nächsten Kreuzung folgen wir einer Ader, die aus dem Röhrensystem hinausführt, und dann sind wir fast schon da.«
    Kao Chih nickte und blickte auf den Korridor hinaus. Abseits der umkämpften Ankunftslobby war die Station in etwa so, wie er es erwartet hatte. Durch die Durchgänge sah man Märkte, Kioske und kleine Werkstätten, und überall herrschte ein geschäftiges Treiben von Wesen
und Intelligenzen aus der ganzen Galaxis. Ein sechsfüßiger Bargali mit schwarz-rotem Fell feilschte, hektisch mit seinem kleinen Vorderarm gestikulierend, mit einem Gomedraner, der Leuchtstäbe und -kugeln verkaufte, während in der Nähe ein reptilienartiger zweifüßiger Kiskashin, bekleidet mit einem Lederanzug mit Kapuze, einen Stand mit qualmenden Pfeifen, hauchdünnen Schleiern und funkelnden Kinkerlitzchen hütete. Ein muskulöser Henkayaner wühlte mit allen vier Armen in Kisten mit Hardware und prüfte die Funde mit einem Mikroskop, das an einem Kopfband befestigt war. An der anderen Seite des Standes tat ein auf Suspensoren schwebender ramponierter, hantelförmiger Mecha das Gleiche mit Mikrofeldern.
    Kao entspannte sich ein wenig und betrachtete lächelnd die Umgebung, die er von oben sah, während Avriquis Lugosivator den breiten Deckenstreifen entlangfuhr. Weitere Läden und Verkaufsstände tauchten auf, und er hätte gern gewusst, ob es in ganz Schwarznest so aussah wie hier. Er sah zwei Gomedraner, die sich mit einem halb in seinem Schneckenhaus verborgenen Nazbur-Waffenhändler stritten; einen krakenartigen Makhori, der die Passanten kalten Blicks aus dem trüben Inneren seines Tanks hervor musterte; einen langgestreckten aufgeschossenen Vusark, der auf einem Metallrahmen ruhte, die zahlreichen Beine in rhythmischer Bewegung …
    Und zwei Knopfaugen in einem kleinen Gesicht mit vorspringender Mundpartie, das ihn einen Moment lang direkt musterte und sich dann abwandte. Kao Chih hatte den Eindruck, der Beobachter trage eine Kapuze, dann verschwand er auch schon in einem Seitengang. Er wollte gerade eine Bemerkung machen, als sich die Wagen-AI zu Wort meldete.

    »Meine Herren, mein Herr wünscht mit Ihnen zu sprechen.«
    Auf der Windschutzscheibe erschien ein durchscheinendes Feld, das sich zu einem Display verdunkelte, das ihren Berater und voraussichtlichen zukünftigen Reisegefährten Rup Avriqui zeigte, der in einem hochlehnigen Ledersessel saß. Hinter ihm war das Licht-und-Schattenspiel eines trüb erhellten Raums zu erkennen. Rup Avriqui war ein Voth, ein untersetztes, zweifüßiges Wesen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit den Orang-Utans der Erde hatte. Allerdings hatte der Voth längere Arme, einen breiteren Oberkörper und kürzere Beine, größere Ohren und ein flacheres Gesicht. Außerdem hatten die Voth eine Vorliebe für weite, verschleiernde Kleidung - Avriqui war in mehrere Stoffschichten gehüllt, einige fein gewoben und verschwenderisch gemustert, andere eher derb und schlicht, und auf seinem Kopf saß eine seltsame gepolsterte Kappe, die mit Perlen und Spiegeln verziert war.
    »Ah, gesegnet seien unsere Geschäfte, verehrte Besucher, und gelobt meine Vorbereitungen. Wir werden gleich über Ihr dringendes Vorhaben und meinen Anteil am Gelingen sprechen.«
    »Ich möchte mich für die Schutzbriefe bedanken«, sagte Tumakri. »Beruhigung ist ein Geschenk, das unseren Weg erhellt.«
    »Ich bin froh, dass ich verhindern konnte, dass die gegenwärtigen Unruhen sich nachteilig für Sie auswirken«, sagte der Voth. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich Herrn Gaushi im Speziesprofil als Roug ausweisen musste, um die Schutzbriefe mit meinem Lugosivator zustellen zu können. Jetzt

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