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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sie als Zwischenstation für die weitere strategische Expansion in der Tiefenzone zu nutzen.«
    Die Offenheit des Emissärs bestürzte Theo - während Sundstrom sichtlich erschüttert war.
    »Ich war mir bewusst, dass wir uns in einer gefährlichen Lage befinden, Estimator«, sagte der Präsident. »Aber Sie scheinen davon auszugehen, dass der Kampf verloren ist, ehe er auch nur begonnen hat.«
    »Ich habe Verständnis für Ihre Beunruhigung«, erwiderte der Chatha und neigte den länglichen Kopf vor, so dass er Sundstrom mit allen vier Augen betrachten konnte. »Aber die galaktische Geschichte strotzt von tragischen Ereignissen, die kleine Gemeinschaften treffen, welche mächtigen Hierarchien im Weg stehen. Mein Imisil-Kollege könnte Ihnen sicherlich einige eindrucksvolle Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen.«
    »Estimator Jeg-sul-Mur«, sagte Sundstrom. »Ihre Konföderation ist groß und mächtig - wenn wir Sie direkt um Unterstützung bäten, würden Sie sie uns gewähren?«
    »Die erhabene Zyklarchie von Milybi ist in der Tat groß und mächtig, Präsident Sundstrom, doch sie ist auch pragmatisch und sehr weit entfernt - mein unmittelbarer Vorgesetzter würde in diesem Fall erklären, dass wir in diesem Teil der Tiefenzone keine Interessen zu wahren haben.« Der Emissär legte eine kurze Pause ein. »Allerdings muss ich Ihnen sagen, dass sich Ihre Lage mit unschöner Eile verschlechtert. Wir haben die unterschiedlichen Strategien untersucht, welche die Hegemonen beziehungsweise deren Stellvertreter gegen zahlreiche Opfer angewendet
haben, und mir scheint, dass die eine oder andere auch hier im Spiel ist. Ihre Welt ist für sie offenbar sehr wertvoll, und sie haben schon in der Vergangenheit ihr Talent unter Beweis gestellt, sich als Opfer hinzustellen. Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen, kann Ihnen bedauerlicherweise aber keine direkte Unterstützung anbieten.«
    Chathas letzter Satz, der anzudeuten schien, dass Kuros, der Gesandte der Hegemonie, das Attentat nur inszeniert habe, lenkte Theo von seinem wachsenden Frust ab. Es war auch denkbar, dass Kuros die Spielfigur eines Angehörigen seines Stabes war, die geopfert werden sollte … Seine Gedanken überschlugen sich, als er versuchte, die sich daraus ergebenden Folgerungen zu begreifen. Dann aber rebellierte sein kritischer Verstand - wie hätten die Brolturaner in so kurzer Zeit einen erfahrenen Schützen auf Darien einschleusen sollen, ohne Verdacht zu erregen?
    »Ich danke Ihnen für Ihre aufschlussreichen Erläuterungen, Estimator«, sagte Sundstrom. »Vielleicht kommt die Zeit, da ich Sie zu einem ausgedehnteren und entspannteren Aufenthalt auf Darien einladen kann.«
    »Ungeachtet der Lehren der Geschichte hoffe ich, dass es dazu kommen wird«, erwiderte der Chatha. »Ich würde Ihnen und Ihrem vertrauenswürdigen Stab raten, im Umgang mit der Hegemonie und allen deren Bediensteten große Vorsicht walten zu lassen. Sollten Sie in Gefahr geraten, wird Ihnen die Imisil-Delegation sicherlich Asyl gewähren …«
    »Ja, Holger«, warf der Botschafter Gauhux ein. »Dieser Weg steht Ihnen und Ihrer unmittelbaren Umgebung offen.«
    »Ich danke Ihnen für das großzügige Angebot, doch mein Platz ist hier auf Darien.« Dann lachte Sundstrom.
»Meine Herren, ein altes Sprichwort der Menschen besagt: Es ist erst dann vorbei, wenn es vorbei ist. Und das beabsichtige ich jederzeit zu beherzigen.«
    »Ich bewundere Ihre Entschlossenheit angesichts einer großen Gefahr«, sagte der Emissär von Milybi, dann begann er wieder in fremden Zungen zu sprechen und schloss mit den Worten: »Ich sage Ihnen Lebewohl im Namen der Großen Zyklarchie von Milybi - mögen der Unendliche und Gütige über Sie wachen, wenn Sie an dunklen Orten wandeln.«
    Sodann lenkte der Chatha, gefolgt von seinen beiden gefiederten Begleitern, sein Gefährt wieder nach hinten und vollführte die gleichen insektenhaften Manöver wie zu Anfang. Gauhux blickte ihm einen Moment lang nach, dann sah er Sundstrom an.
    »Mein Freund«, sagte er melodramatisch. »Ich muss meinen Kollegen zurück zum Schiff begleiten und ihm bei den Vorbereitungen zum Rückflug helfen - unser Hilfsraumschiff wird ihn ins Erenat und zur nächstgelegenen Milybi-Botschaft bringen. Ich werde hierbleiben und mir einen bescheidenen Amtssitz suchen …«
    »Ist unsere Lage wirklich so ernst, Gauhux?«, fragte Sundstrom.
    »Ich fürchte, ja, Holger.« Mitgefühl lag in den großen, ovalen Augen

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