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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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dahingehend interpretieren, dass damit Fakten geschaffen werden sollen, und die Hegemonie würde sich dieser Auffassung anschließen.«
    »Welche materielle Unterstützung können Sie uns überhaupt gewähren?«, fragte Pjatkow.

    »Geheimdienstliche Aufklärung, Ausbildung von Polizeieinheiten. Was jedoch Waffen oder Ausrüstungsmaterial angeht - das würde als Technologietransfer betrachtet werden, der aufgrund multilateraler Abmachungen streng verboten ist. Schauen Sie, Herr Präsident, mir ist bewusst, dass Ihnen das nicht wirklich weiterhilft, aber Sie müssen sich gedulden und den Sendrukanern das Gefühl geben, dass Sie auf Ihrer Seite stehen. In diesem Sinne rate ich Ihnen dringend davon ab, Hilfeersuchen an Vertreter anderer Völker oder Machtblöcke zu richten - das würden die Hegemonie und die Brolturaner als feindseligen Akt betrachten.«
    Er erhob sich und warf einen Blick auf die große ovale Wanduhr. »Ich muss jetzt leider gehen - ich habe einen Termin mit den obersten Beratern des Hohen Monitors Kuros und werde mich anschließend mit dem Ersten Offizier der Herakles treffen.«
    Auch die anderen erhoben sich, mit Ausnahme des an den Rollstuhl gefesselten Präsidenten.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie die Haltung Ihrer Regierung so freimütig deutlich gemacht haben, Botschafter«, sagte Sundstrom. »Wir werden Ihre Ausführungen und Vorschläge ernsthaft überdenken. Wenn es Ihnen recht ist, würde ich gern später am Tag mit Ihnen Rücksprache halten.«
    »Ich werde mein Büro informieren, dass Ihr Anruf unverzüglich durchgestellt wird, Herr Präsident.«
    Eine höfliche Verneigung nach beiden Seiten des Tisches, dann verließ er, gefolgt von seinem persönlichen Assistenten, den Konferenzraum und schritt neben Harry her zum Aufzug.
    »Also, man kann nicht gerade behaupten, du hättest viele Fragen offengelassen«, meinte die AI mit einem amüsierten Lächeln.

    Robert wartete mit seiner Antwort, bis sie im Lift allein waren.
    »Das ist eine ernste Situation, Harry, und wenn die Brolturaner auf falsche Gedanken kommen sollten, könnte es richtig hässlich werden …«
    Er seufzte. Wie die Erdsphäre war auch der Brolturan-Pakt ein enger Verbündeter der Hegemonie; da er ein Ableger der Sendruka-Gesellschaft war und zudem die Rolle des militärischen Arms der Hegemonie spielte, genoss er jedoch den Status eines Vorzugsverbündeten, was der Arroganz und der grassierenden Paranoia der Brolturaner wenig zuträglich war. Robert war schon öfters brolturanischen Priestern und Militärs begegnet (was häufig auf das Gleiche hinauslief) und wusste, dass man sie mit Samthandschuhen anfassen musste.
    »Es hätte nicht geschadet, wenn du ihnen gesagt hättest, dass du um die Erlaubnis ersucht hast, die Marines hier unten einzusetzen.«
    Robert schüttelte den Kopf. »Das hätte die Wirkung des Tiefschlags abgemildert. Ich wollte ihnen ihre Situation und die Rolle, die wir hier spielen, schonungslos klarmachen - Illusionen können sie sich nicht leisten.«
    »Ja, Robert«, sagte Harry mit ironischem Unterton. »Wir dürfen nicht zulassen, dass uns Illusionen den Blick auf die nackten Tatsachen verstellen!«

21 Theo
    Bedrückt und erbost über Horsts Äußerungen schritt Theo durchs Parlamentsfoyer zum Ausgang. Die drei spitzbogenförmigen Flügeltüren lagen am Fuße eines großen Wandbildes aus unterschiedlich gefärbten Hölzern, das die Ersten Familien darstellte. Er war nur noch wenige Schritte vom Ausgang entfernt, als ihn ein Regierungskurier in azurblauer Uniform einholte.
    »Bitte entschuldigen Sie, Major Karlsson, aber der Präsident bittet Sie, ihn in der Diplomatensuite aufzusuchen.«
    »Hat er gesagt, worum es geht?«
    »Nein, Sir, nur dass er sich freuen würde, wenn Sie baldmöglichst kämen.«
    Theos Stirnrunzeln machte einem Lächeln Platz. Noch mehr präsidiale Heimlichtuerei, wie? Aber es könnte ganz aufschlussreich werden, vielleicht sogar unterhaltsam.
    »Ich komme mit, mein Junge«, sagte er. »Bringen Sie mich hin.«
    Die Diplomatensuite lag in einem vergleichsweise neuen Anbau des Parlamentskomplexes. Drei auf Säulen errichtete Geschosse am hinteren Ende, mit Konferenzräumen ausgestattet, deren große, geschwungene Fenster auf den Kalevala-Park hinausgingen. Der junge Kurier geleitete ihn in den zweiten Stock und vorbei an mehreren Regierungswächtern zu einem Raum, der an das große, halb überkuppelte Auditorium am Ende des Flurs grenzte. Als sich der Kurier lächelnd entfernte,

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