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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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ersten Zusammenstoß hatte er sich von Erek ferngehalten, obwohl man ihm ansah, dass er den Fremden nach wie vor nicht akzeptierte. Nun entlud sich die aufgestaute Wut und er schrie:
    „Du machst nichts als Ärger! Wenn es nach mir ginge, hättest du keine einzige Nacht in unserer Hütte verbringen dürfen! Geh, arbeite, sei wenigstens nützlich! Und lass Lamár endlich zufrieden!“
    Der Fremde starrte die Männer der Reihe nach an, die wie eine Mauer vor ihm standen, um Lamár abzuschirmen. Obwohl es die Qualen nur unnötig verlängerte, konnte Lamár nicht aufhören, ihn anzusehen, wie er mit großen Augen wohl nach einem Zeichen von Mitgefühl, Verständnis suchte, oder irgendetwas, das ihm Rückhalt gab. Doch da war nichts als neu entfachte Ablehnung und Misstrauen. Schweigend wandte Erek sich ab, schulterte sein Werkzeug und verschwand in dem Stollen, den Arkin ihm zugewiesen hatte. Lamár blickte ihm nach, lauschte dem Rhythmus der Schläge, als Erek zu arbeiten begann. Der Schmerz hinter seiner Stirn verebbte, zurück blieb Müdigkeit. Er wollte mittlerweile nicht mehr, dass Erek etwas mit seiner verlorenen Vergangenheit zu tun hatte. Die Träume hatten sich in den letzten beiden Nächten wiederholt. Auch wenn Lamár in diesen wirren Bildern voller Gewalt nichts finden konnte, das sich mit der stummen Trauer in Ereks Augen verbinden ließ, er fürchtete die Wahrheit inzwischen mehr als die Ungewissheit.
    „Geht’s wieder?“ Orchym legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte aufmunternd.
    „Vergiss ihn. Was immer es ist, was der da von dir will, es wird wohl kaum all die Schmerzen wert sein, die du deswegen leiden musst.“
    Lamár nickte griff sich seine Hacke und wollte endlich an die Arbeit gehen. Doch da hörte er es, sie alle hörten es: ein unterirdisches Grollen. Alle um ihn herum erstarrten. Noch einmal stöhnte die Erde, tief unter ihnen. Dann erzitterte der Boden. Ganz leicht nur, wie ein Bär, der im Winterschlaf zusammenzuckte, wenn eine eisige Sturmböe den Weg in seine Höhle fand.
    Was folgte, war absolute Stille. Niemand sprach, niemand rührte sich. Nach einem unendlichen Augenblick wagten sie wieder auszuatmen. Nach und nach traten alle Männer aus den Stollen, so vorsichtig, als könnte ein einziger zu hastiger Schritt die Wände einstürzen lassen. Sie versammelten sich um Arkin, um zu hören, was sie nun tun sollten. Erdbeben bedeuteten hier unten den sicheren Tod, aber das hier war glücklicherweise kaum mehr als ein bisschen Unruhe gewesen.
    „Untersucht die Stützbalken. Geht immer zu zweit, damit ihr nichts überseht. Wenn es noch einmal bebt, müssen wir alle raus. Ich hoffe, das war kein Vorbote für Schlimmeres. Alle Balken, die beschädigt zu sein scheinen, werden markiert. Sobald wir fertig sind, geht es so schnell wie möglich nach oben, Ersatzstützen anfertigen.“
    Alle murmelten zustimmend. Lamár wollte sich gerade seinem Stollen zuwenden, als ihm auffiel, dass der Neue fehlte. Allein dieser Gedanke weckte das Pochen in seinem Kopf, doch er ignorierte es.
    „Erek?“, rief er unterdrückt und sah in den Gang hinein, in dem der Fremde allein gearbeitet hatte. Der junge Mann stand dort, vielleicht fünf oder sechs Schritte vom Eingang entfernt, die Laterne in der einen Hand, die Hacke in der anderen. Mit offenem Mund und einem Ausdruck schieren Entsetzens starrte er nach oben. Lamár folgte dem Blick: Ein Riss zog sich quer über die Decke. Er setzte sich an der Wand fort und verschwand schließlich hinter einem Stützbalken. Dieser Balken war der Länge nach gespalten.
    „Erek, komm da raus!“, wisperte Arkin heiser, der Lamár gefolgt war. „Erek! Jetzt! Du musst da raus, der Tunnel stürzt womöglich ein!“
    Der junge Mann fuhr zusammen. Er blickte Lamár an, voller Trauer und Schmerz. Das Entsetzen verschwand, Ruhe beherrschte nun das bleiche Gesicht. Keine tote Leere, sondern friedliche, beinahe heiter wirkende Ruhe. Es sah wunderschön aus.
    Der Balken knirschte. Sand rieselte von der Decke.
    Er nimmt Abschied. Er will gar nicht raus!
    Dieser Gedanke hämmerte in Lamárs Bewusstsein, übertönte die stechende Qual, die seinen Schädel plötzlich zu zerreißen versuchte.
    Er will sterben. Meinetwegen.
    Langsam schüttelte Erek den Kopf, wich dabei einige Schritte zurück.
    „Verdammt, komm schon!“ Arkin ballte hilflos die Fäuste. Er konnte nicht in den Stollen hinein, es war einfach zu gefährlich; und ebenso wie Lamár wusste er wohl, dass dieser

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