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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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sich eine glühende Nadel durch seinen Schädel – aber nur einen Moment lang.
    „Bitte, bleib liegen! Ich tue dir nichts. Du bist verletzt, ich weiß nicht, wie schwer.“
    „Kirian?“, presste Lys hervor und klammerte sich an die Hand, die seinen Kopf stillhielt. „Kirian?“
    Es lag so viel Hoffnung in diesem einen Wort, dass Lamár schlucken musste.
    „Lamár. Mein Name ist Lamár.“ Kirian, das klang verlockend, vertraut, auf die gleiche Weise richtig wie Lys. Doch die Angst, das quälende Pochen, das dieser Name auslöste, waren grausam.
    „Was ist … warum?“, flüsterte Lys. Er umklammerte noch immer Kirians Hand, und der ließ ihn gewähren. Ob er Trost und Halt gab, oder selbst danach suchte, er hätte es nicht sagen können.
    „Der Stollen ist eingestürzt“, sagte Lamár leise. „Wir haben unglaubliches Glück, dass wir noch leben. Wie lange das halten wird, kann wohl keiner sagen. Der Rest, in dem wir hier rumliegen, könnte genauso gut jeden Augenblick über uns niedergehen. Und wer weiß, ob uns nicht schon vorher die Luft ausgeht.“
    Lys richtete sich langsam auf, ohne sich dabei von Lamár hindern zu lassen.
    „Werden die anderen versuchen, uns herauszuholen?“, fragte er.
    „Ich denke schon, wenn sie sich dabei nicht selbst in Lebensgefahr bringen.“ Und falls nicht alles eingestürzt und deshalb niemand mehr da ist, der kommen könnte. Lamár schob diesen Gedanken weit von sich, er musste einfach fest daran glauben, dass nur dieser Tunnel betroffen war. Sonst würde er den Verstand verlieren!
    Er spürte die Wärme des Körpers unter seinen Händen und war verwirrt, wie schwer es ihm fiel, ihn loszulassen, obwohl es nun keinen Grund mehr gab, ihn festzuhalten. Lamár zögerte, doch er musste diese Frage einfach stellen. „Dein Name – heißt du wirklich Lys?“ Er spürte, wie sich der junge Mann verkrampfte. „Ich – es tut mir leid, ich wollte nicht … ich hatte plötzlich diesen Namen im Sinn und wusste nicht, ob es eine echte Erinnerung oder Einbildung ist. Ich – “
    „Es ist wahr. Mein Name ist Lyskir von Corlin. Erek habe ich mich genannt, damit niemand meiner Feinde erfährt, dass ich hier bin.“
    Lamár keuchte unterdrückt, als noch mehr Schmerz seinen bereits so gefolterten Kopf überfiel. Gab es denn da nicht irgendwann einmal eine Grenze, ab der keine Steigerung der Qualen mehr möglich war? Erstaunlicherweise begann er nicht zu krampfen, so wie sonst.
    „Lassen wir das“, sagte Lys hastig und rückte ein wenig von ihm ab. „Wir sollten lieber darüber nachdenken, wie wir hier rauskommen können!“
    „Kannst du dich überhaupt bewegen? Du scheinst dir heftig den Schädel angeschlagen zu haben. Vielleicht solltest du liegen bleiben.“ Lamár unterdrückte den sinnlosen Impuls, nach der Hand zu greifen, die sich ihm entzogen hatte. Es hatte sich ebenfalls richtig angefühlt, diese Hand zu halten … Er hörte es neben sich rascheln, als Lys aufstand.
    „Mir ist ziemlich schlecht“, erwiderte Lys auf die Frage, während Lamár sich ebenfalls aufrappelte. „Ausruhen kann ich, wenn wir oben sind.“
    „ Falls wir jemals wieder nach oben kommen.“
    Er hörte es poltern – Lys hatte begonnen, Steine zu bewegen.
    „Wirklich, ich denke nicht, dass du überhaupt stehen solltest.“
    „Solange ich noch atme, werde ich weitermachen.“ Lys keuchte und hustete, klang aber entschlossen. „Es ist meine Schuld, dass du hier drinnen feststeckst. Du warst auf der anderen Seite in Sicherheit.“
    Lamár ließ den Gesteinsbrocken los, den er hatte hochheben wollen, und packte Lys hart an. Wenn er nur Licht hätte! „Hör zu, es war meine Entscheidung, und ich bin froh darüber! Du wärst tot, wenn du da stehen geblieben wärst!“
    „Ich weiß. Das vergrößert lediglich meine Schuld. Hätte ich auf Arkin gehört, wären wir beide jetzt in Sicherheit. Ich – lass mich besser los, es tut dir doch weh, mir nah zu sein.“ Lamár spürte, wie Lys zu zittern begann, und zog ihn, ohne nachzudenken, zu sich heran. Einen Moment lang versteifte er sich, wehrte sich gegen Lamárs Umarmung; dann sank er gegen ihn und ließ sich halten. „Du wolltest sterben, ich hatte es dir angesehen. Sterben, weil ich mich nicht an dich erinnere. Mit dieser Schuld hätte ich nicht leben können, niemals!“, flüsterte Lamár und strich dabei über den bebenden Körper, der so vertraut schien. So vertraut war . Lys erwiderte die Umarmung, schlang beide Arme um ihn und schmiegte sich

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