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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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zu schützen, haben wir ihm die Erinnerung gestohlen.“ Nayamé verharrte, als Kirian vor Schmerz zu schreien begann, sobald sein Name fiel. Erst, als er sich gefangen hatte, fuhr sie fort: „Zwei Priester des Himmels raubten ihm das Wissen, zwei Priesterinnen der Erde die Gefühle, die ihn an die Vergangenheit banden. Dies gemeinsam macht die Erinnerung aus. Wie ihr beide erlebt habt, sind diese Erinnerungen nicht für immer verloren, sondern vielmehr in seinem Inneren verborgen.“
    Kirian erstarrte, als Nayamé zu ihm trat und das silberne Amulett unter ihrer Robe hervorholte. Wie gebannt fixierte er den schmucklosen Anhänger. Die Priesterin legte eine Hand auf Kirians Brust und sprach dann weiter: „Jeder Versuch, zu diesem Schatz der Vergangenheit zu gelangen war und ist mit unerträglichen Schmerzen verbunden, die Euch hätten töten können. Euer beider Entschlossenheit sorgte dafür, dass sich einiges Wissen an dieser Blockade vorbei schmuggeln konnte. Durchaus möglich, dass Ihr auf diese Weise noch mehr zurückerobern könnt, doch lange wird Euer Körper nicht mehr standhalten. Die Schmerzen und vor allem diese Krampfanfälle bringen Euch um.“
    „Wir können diese Blockade in Euch niederreißen“, sagte Onjerro. „Alles Wissen wird zu Euch zurückkehren. Aber Ihr habt Monate Eures Lebens als ein anderer Mensch zugebracht. Ihr könnt nicht einfach an Euer altes Dasein anknüpfen, als wäre nie etwas geschehen.“ Er wirkte bekümmert, was Lys noch ein Stück tiefer auf den Abgrund zutrieb. Es konnte, es durfte einfach nicht alles umsonst gewesen sein!
    „Niemand kann vorhersagen, was für ein Mann Ihr sein werdet, wenn Ihr nach dem Ritual – welches mit großen Schmerzen verbunden ist – erwacht. Zumal die Saat des Zweifels unverändert weiterblühen wird. Womöglich werdet Ihr hassen, was Ihr früher liebtet. Verachten, was Euch wichtig war. In Schwermut verfallen oder wünschen, sterben zu dürfen. Auch ist ungewiss, wie lange es dauert, bis Ihr wieder über all Euer Wissen verfügen könnt. Ihr dürft Euch das nicht als magischen Schleier vorstellen, der einfach nur fortgezogen werden muss“, warnte Nayamé. „Es wäre ebenfalls möglich, dass Ihr hier im Tempel verbleibt und Euer Leben den Göttern widmet. Fern von allem, was Euch an die schmerzhafte Vergangenheit bindet, könntet Ihr Glück und Zufriedenheit finden – sofern Euer Geliebter bei seinen Besuchen, die selbstverständlich gestattet wären, alles vermeidet, was Euch zurückwirft.“
    „Entscheidet, was Ihr tun wollt“, sagte Onjerro mit einer Wärme, die Lys ihm niemals zugetraut hätte. „Ihr könnt Euch dafür so lange Zeit nehmen, wie Ihr braucht.“
    Mit diesen Worten wandten sich die beiden ab und verließen den Raum. Die anderen folgten schweigend, einer nach dem anderen. Lys hasste sie beinahe für ihr Mitgefühl, für die Sorge, die sie alle zeigten. Als Letzter ging Lark, gerade noch rechtzeitig, bevor Lys die Beherrschung verlor.
    „Was soll ich tun?“, fragte Kirian hilflos.
    Lys seufzte schwer. Wie sehr wünschte er sich, seinen ungestümen, impulsiven Liebhaber zurückzubekommen! Den Mann, der stets vor Energie brannte, der Gefahr ins Gesicht lachte, keine Herausforderung scheute! Doch wie könnte er von ihm verlangen, sich einer Prozedur zu unterwerfen, die ihm vielleicht nur noch mehr Qualen brachte statt Heilung? Er stemmte sich mühsam hoch, ging zu ihm, ergriff Kirians Hände und drückte sie fest.
    „Es ist dein Leben. Ich kann und will nichts von dir fordern oder dir etwas raten. Die Gefahr ist groß, den beiden war es sehr ernst damit, dich zu warnen. Du musst diese Entscheidung für dich allein treffen. Ich kann bloß versprechen, dir zur Seite stehen, egal wie du dich entscheidest.“
    „Auch dann, wenn ich zu feige bin? Wenn ich lieber bleibe, was ich jetzt bin?“
    Es schnürte Lys die Kehle zu, als er die Tränen auf Kirians bleichen Wangen sah. Er hätte alles gegeben, um ihn endlich wieder lachen zu hören, das Feuer in seinen Augen leuchten zu sehen. Doch auch wenn ihm dies niemals mehr vergönnt sein sollte, er würde alles, was er für ihn getan hatte, wieder tun, könnte er das Rad der Zeit zurückdrehen. Und dieser Gedanke gab ihm die einzige Gewissheit, die er brauchte. „Ich liebe dich. Egal, wie du dich entscheidest, ich liebe dich.“
    „Und eben das kann ich nicht glauben!“, zischte Kirian plötzlich mit einer Heftigkeit, dass Lys vor ihm zurückstolperte. „Sieh mich an, ich

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