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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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bin nichts als Zweifel und Angst. Du sprichst nicht darüber, aber ich weiß, dass du hier in Onur vieles zurückgelassen hast, um mir zu helfen. Die Priester behandeln dich mit größtem Respekt, sie tuscheln von Hoffnung und dass du dieses Land retten sollst. Es war sicherlich nicht gelogen, dass sie dich den Thronfolger nannten? Was willst du da mit jemandem wie mir? Ich bin ein Hemmnis, kein Partner für dich!“
    „Das ist nicht wahr, und das weißt du selbst“, hielt Lys bekümmert dagegen. „Du hast mir das Leben gerettet, als ich aufgeben wollte, ohne dich wäre ich nicht aus Irtrawitt herausgekommen!“
    „Ohne mich wärst du gar nicht erst dorthin gegangen. Deine Gefährten wären nicht getötet worden, deine Aufgabe in Onur nicht gefährdet gewesen. Niemand hätte sich an deinem Körper vergriffen oder dir glühende Eisen auf die Haut gepresst!“
    Er sah so verzweifelt aus, so zerrissen und elend, dass Lys unwillkürlich die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zu trösten.
    „Lass mich!“, fauchte Kirian aggressiv und schlug ihm den Arm zur Seite. „Lass mich in Ruhe! Ich werde darüber nachdenken, ob ich es versuchen will. Wenn ich mich dagegen entscheide, sollst du mir allerdings versprechen, dass du ohne mich gehst und deiner wirklichen Bestimmung folgst!“
    Lys sah ihn an, unfähig, etwas zu erwidern. Er fuhr zusammen, als er eine Berührung am Bein spürte, und zog Marjis in seine Arme, die zitternd neben ihm stand und mit tränenverschleierten Augen zwischen ihnen beiden hin- und herstarrte.
    „Keine Angst“, sagte er und lächelte beruhigend, obwohl er am liebsten selbst losgeweint hätte. „Große Leute streiten sich schon mal, das ist nicht deine Schuld.“ Sie drückte sich an ihn, als fürchtete sie, er könnte sich in Luft auflösen, wenn sie ihn nicht fest genug hielt. „Marjis will mit, wenn du weggehst“, wisperte sie.
    Lys riskierte einen Blick zu Kirian, der sich mittlerweile mit dem Rücken zu ihnen auf sein Bett gesetzt hatte.
    „Ich gehe nicht weg. Kirian geht auch nicht weg. Hab keine Angst, wir lassen dich nicht allein zurück“, sagte er beschwichtigend.
    Wenn ich das nur selbst glauben könnte, dachte er still. In ihm war alles taub, zu Eis erstarrt. Müde wiegte er das Kind, bis es einschlief, legte es behutsam neben sich auf die Matratze nieder und deckte es fürsorglich zu. Danach wusste er nichts mehr zu tun, also blickte er in die Flammen des Kaminfeuers und wartete auf die Dunkelheit.

14.
     
    „Wach auf.“
    Lys fuhr schlaftrunken hoch, suchte im Reflex nach seinen Waffen, nach der Gefahr, nach einer Fluchtmöglichkeit – und sackte in sich zusammen, als sein über jedes Maß beanspruchter Körper sich weigerte, ihm zu gehorchen. Dann erst erkannte er Kirian neben sich und streckte schwer atmend den Arm nach ihm aus. Er fürchtete, wieder zurückgewiesen zu werden; doch diesmal ergriff Kirian die Hand und küsste sie, bevor er sie mit einem traurigen Lächeln an seine Brust drückte und dort festhielt. Es dämmerte, der neue Tag war bereits angebrochen, stellte Lys fest, als er die letzten Fesseln des Schlafes abschüttelte und sich von seinem Schreck erholt hatte.
    „Ich kann es nicht“, sagte Kirian.
    Lys starrte ihn nur an, unfähig, etwas zu erwidern, wie gelähmt von diesen wenigen Worten. Aber da streichelte ihm Kirian mit der freien Hand über die Stirn, fuhr ihm durch das Haar, so, wie er es früher schon immer gerne getan hatte. Er setzte sich auf die Bettkante und beugte sich über ihn.
    „Ich kann nicht ohne dich leben“, flüsterte er und küsste sanft seine Lippen. Lys zog ihn in seine Arme und hielt ihn einfach nur fest, schöpfte Hoffnung, entgegen all den Ängsten, die ihm einflüsterten, dass noch lange nicht alles gut sein würde. Es wohl niemals wieder werden konnte.
    Sie blieben so liegen, kuschelten sich aneinander unter die Decke. Lys fuhr kurz zusammen, als er feststellte, dass Marjis nicht mehr bei ihm war. Einen Moment später erinnerte er sich – in der Nacht hatte die junge Priesterin das schlafende Kind mitgenommen, leise und geschickt, ohne es aufzuwecken. Also entspannte er sich und schlief noch einmal ein, eingelullt von der behaglichen Wärme und der Sicherheit, die er in Kirians Umarmung spürte.
     
    Kirian blieb wach, so wie er schon den größten Teil der Nacht wach gelegen und nachgedacht hatte. Immer wieder versucht hatte, sich ein Dasein ohne Lys vorzustellen, in der friedlichen Abgeschiedenheit des Tempels. Es war

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