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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Leben, die sich im Moment ungeordnet ineinander verschlungen hatten. „Bindet mich los und sagt mir, warum Ihr diesen Fluch über mich gebracht habt!“
    „Wir würden einen heiligen Eid brechen, wenn wir Euch dieses Wissen offenbaren würden“, sagte Nayamé ruhig. „Wir haben bei den Göttern geschworen, es niemals zu verraten.“ Sie löste seine Fesseln, ohne jedes Anzeichen von Furcht. „Ihr könnt das Amulett behalten, wenn Ihr wollt, es ist nun wieder nichts als ein einfaches Schmuckstück.“ Sie legte ihm die Kette mit dem silbernen Anhänger in die Hand und trat dann zurück.
    Kirian setzte sich mühsam hoch. Ihm war schwindelig, allerdings war er zu wütend, um sich dafür zu interessieren. Wut auf die Priester, auf Maruv, seinen Vater … Wut auf sich selbst, dass er sich so leichtsinnig hatte in die Falle locken lassen. Scham über das, was er in den vergangenen Wochen getan hatte. Vor allem aber …
    Er blickte hoch, als er Lys auf sich zukommen sah, schaute ihm offen ins Gesicht. Er konnte ihn zweimal sehen: Ein Teil von ihm wusste, warum Lys so schwer gezeichnet war, der andere Teil wollte es nicht wahrhaben, weil er diesen Mann doch gesund und munter zurückgelassen hatte nach ihrem letzten heimlichen Treffen. Die Sorge in diesen wunderschönen Augen, der Schmerz, all das, was Lys hatte ertragen müssen, machte ihn krank. Alles an dieser bizarren Situation machte ihn krank.
    „Wie konntest du das tun, Lys?“, flüsterte er mit brüchiger Stimme. „Wie konntest du zulassen, dass Maruv triumphiert und seine Intrige uns beide vernichtet? Du hättest mich sterben lassen sollen, und dafür diesen Bastard vom Thron stoßen!“
    Tränen verschleierten Lys’ Blick. Er wandte sich stumm von ihm ab, die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Herr, sagt mir bitte, wie es um die Weidenburg steht“, sagte er schließlich, weiterhin mit dem Rücken zu Kirian.
    Onjerro musterte sie beide aufmerksam, dann seufzte er und nickte vor sich hin.
    „Maruv und die Fürsten von Corlin und Lichterfels hatten eine Allianz geschlossen und waren zur Weidenburg marschiert. Als Lark Euch einen Wink gab – unerlaubterweise, wohlgemerkt – waren die Truppen noch in Bewegung. Vor etwa sechs oder sieben Wochen kamen sie an – aber es gab keinen Angriff.“
    Lys hatte sich neben Kirian auf den Altar gesetzt, er sah mindestens so erschöpft aus, wie Kirian sich fühlte; als Onjerro zu sprechen begonnen hatte, war er ruhelos umhergerutscht. Nun fuhr er kerzengerade hoch, während Kirian unbeteiligt lauschte.
    „Ich hatte es Euch schon gesagt“, ließ sich Lark vernehmen, „Ihr seid klug in der Wahl Eurer Gefährten. Euer Verwalter Tomar hat sich an Eure Anweisungen gehalten und die Burg weitestgehend räumen lassen. Jeder, der nicht unbedingt dort sein musste, wurde in die umliegenden Dörfer oder in die geheimen Lager der Räuberbande geschickt.“ Er nickte Kirian zu. Erinnerungen tauchten auf: Albor, Sveit, Ramin … All seine Freunde und Gefährten. Die Erinnerungen schmerzten nicht und versanken auch nicht wieder ins Nichts. Eine Gnade, zumindest in dieser Hinsicht.
    „Als Maruv und die Fürsten vor den Toren standen, ließ Tomar diese weit öffnen und bat sie herein, als wären sie geehrte Gäste. Eure Gemahlin war mit ihrem Vater geritten und bot an, euren gemeinsamen Sohn an den König auszuliefern.“
    „Nein!“ Lys sprang auf, taumelte und wäre beinahe gestürzt, wenn ein Priester ihn nicht abgefangen hätte.
    „Seid unbesorgt! Fürstin Elyne hat nicht die Seiten gewechselt“, sagte Onjerro rasch.
    „Ihr scheint im Gegenteil schlechten Einfluss auf sie gehabt zu haben“, warf Nayamé ein, mit einem Ton, der unklar ließ, ob das als Tadel gemeint war oder nicht.
    Kirian blinzelte irritiert, weil er Mühe hatte, allem zu folgen; das Wissen, wovon gesprochen wurde, brauchte jeweils einige Herzschläge, um anzukommen.
    „Unser Bruder Hergys, der auf der Weidenburg lebt, berichtete uns, dass Eure Gemahlin ein beeindruckendes Schauspiel aufgeführt haben muss, mit dem sie ihren Hass auf Euch demonstrierte und sich bereit erklärte, sofort neu zu heiraten, sobald man Euch für tot erklären kann“, fuhr Nayamé fort. „Um es zu beweisen, verpflichtete sie sich, die Fürsten persönlich zu dem Versteck Eures Sohnes zu führen.
    Die lehnten ab, sie wollten zurück zu ihren eigenen Schlössern und lediglich je eine kleine Einheit Soldaten zur Bewachung der Weidenburg und Begleitung von Elyne schicken. Sie

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