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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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einer Pferdetränke geschleift und reingehalten, bis ich nur noch schwarz sah, drei, vier Mal, bis ich nur noch prusten und japsen konnte. Ich hatte Angst, Sheruk, ich konnt’ da überhaupt nich’ denken. Ich hatte solche Angst, dass ich ertrinke.“
    Lys sah, wie es in Kirians Augen flackerte. Niemand konnte daran zweifeln, dass Onkar die Wahrheit sagte; kein Mensch hätte sich so gut verstellen können. Er konnte den Jungen so gut verstehen … Mehr als einmal war er in einer ähnlichen Lage gewesen und hatte lediglich durchgehalten, weil ihm das Leben derer, die er schützen wollte, wichtiger war als sein eigenes. Wer war er, Onkar einen Vorwurf machen zu wollen, wenn er unter solcher Tortur zusammengebrochen war?
    Kirian schien ähnlich zu denken, er ließ die Messer sinken, starrte Onkar allerdings weiter drohend an.
    „Und dann?“, drängte er hart.
    „Dann hab ich gebrüllt, die sollen aufhören, ich würd’ doch alles sagen. Die lachten erst, weil sie wohl dachten, ich sei Späher für irgendwelche andern Räuber und hätt‘ nich‘ viel zu verraten. Als ich deinen Namen sagte, wurden die erst böse, weil sie dachten, ich wolle mich wichtigmachen. Als die merkten, ich mein’s auch so, ha’m die mich zum alten Corlin geschleppt, und dann hab ich’s gesagt. Also, alles eben. Mit dir und Lys, und dass der diesen Roban umgebracht hat, und dass der die Elyne gar nicht liebt und so – obwohl er das schon wusste.“
    Lys schloss die Augen, als ihm klar wurde, was das bedeutete: Sein Vater wusste alles. Alles . Und Maruv dadurch ebenfalls. Er hatte oft mit Kirian über die Gefahr von Verrat geredet, ihnen war bewusst gewesen, dass sie vielen Menschen vertrauen mussten, um ihr Spiel gewinnen zu können, und genau darin ihre Schwäche bestand. Sie hatten es verdrängt in dem Bewusstsein, es nicht verhindern zu können.
    „Der Alte war so aufgeregt! Er hat mir befohlen, dass ich zurückgehen und von dem Freiherrn reden solle. Und ich sollte dem Sheruk sagen, dass ich gehört hätte, dass Maruv was Großes plane. Nix Genaues, hat er gemeint, der Alte, wär ja sonst verdächtig. Und das hab ich dann gemacht.“
    „Darum sind wir nach Purna gezogen?“, hakte Albor nach. „Warum hast du nix gesagt, Kirian?“
    „Was hätte ich sagen sollen, ich wusste doch selbst nichts!“, knurrte Kirian gereizt. „Was war da noch, Onkar? Solltest du spionieren, regelmäßig Bericht erstatten?“
    „Nein!“, wimmerte Onkar hastig. „Der Alte meinte, ob ich schreiben könnt’, da hab ich nein gesagt, obwohl ich’s ja ein bisschen von Albor gelernt hab’, aber das musste er ja nicht wissen. Da hat er gesagt, dass ich gehen und sagen solle, was er befohlen habe, und bloß nix verraten von ihm. Er sagte, wenn ich nicht mitspiele, würde er mich suchen, und mit meinen Haaren wär’s schwer, mich zu verstecken. Er sagte auch, dass ich’s bloß dem Sheruk erzählen solle, das mit der großen Sache.“
    „In Purna wollte ich erst einmal allein ausspionieren, was Maruv möglicherweise ausheckt“, flüsterte Kirian und steckte die Messer weg. Er sah mit einem Mal nur noch müde aus. „Als ich Schreie hörte, wollte ich nachsehen und fand Onkar in den Händen von Maruvs Wachsoldaten. Bevor ich irgendetwas tun konnte, war ich umzingelt.“
    „Ich wollt’ dir nach, Sheruk, ich wollt’ dich warnen, ich schwör’s!“ Onkar heulte laut auf. „Die hab’n mich erwischt, da waren so viele. Dann kam der alte Corlin, und der König, und der Corlin hat mir die Wange getätschelt und gesagt, ich sei ein guter Junge, und wenn ich die restliche Bande ranlocke, bekäm’ ich Gold von ihm und könnte gehen. Die schlugen auf den Sheruk ein, und da bin ich zurück. Ich wollte kein Gold, ich hab die anderen nicht geliefert! Ich wollte doch nur, dass alles wieder in Ordnung kommt.“
    Kirian wandte sich von ihm ab. Onkar rutschte weinend den Baumstamm hinab und kauerte sich am Boden zusammen.
    „Ich weiß nicht, wie lange ich in Maruvs Verlies gefoltert wurde“, sagte Kirian erschöpft. „Man ging sehr kunstvoll vor, Maruv wollte nicht meinen Körper zerstören, sondern meinen Geist zermürben. Ich weiß nicht, was ich verraten habe, über diesen Tage liegt Nebel, und den will ich gar nicht lichten.“
    Lys zog ihn an sich, versuchte ihm Halt zu geben, obwohl er selbst das Gefühl hatte, in einen Abgrund zu stürzen.
    Sie fuhren beide zurück, als Elyne neben ihnen erschien.
    „Du hast wenig verraten“, sagte sie tränenerstickt.

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