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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Moment später breitete er die Bettdecke über sie beide aus und zog Lys zu sich heran.
    „Ich hoffe es. Die Götter wissen, wie sehr ich mir das wünsche“, erwiderte er leise und gab Lys einen sanften Kuss. Falls er noch etwas tat oder sagte, bekam Lys davon nichts mehr mit: Völlig erschöpft sank er in traumlose Tiefen hinab.

19.
     
    „So kehre heim in die Arme der Erdmutter“, intonierte Arva, und ließ die Asche, die nach der zeremoniellen Verbrennung von Onkars Leib zurückgeblieben und mit gesegneter Erde gemischt worden war, vom Wind verwehen. Sie hatten alle gemeinsam an der Bestattung des jungen Mannes teilgenommen, der an diesem Spiel zerbrochen war.
    Lys spürte die Blicke der anderen, die, wie schon den ganzen Tag über, auf ihm ruhten. Er hatte mit niemandem über seine vollständigen Pläne gesprochen, auch nicht mit Kirian. Dafür mit jedem Einzelnen hier geredet, unzählige Fragen gestellt, deren Sinn sich vermutlich niemandem außer ihm erschlossen hatte. Wann immer er bedrängt wurde zu verraten, wie es weitergehen solle, hatte er still gelächelt und geantwortet: „Das entscheidet sich noch.“
    „Noch“, das war jetzt, musste es sein, bevor die allgemeine Stimmung kippte. Es fehlte nicht viel dazu, vor allem die Räuber waren unruhig und blieben lediglich, weil Kirian unerschütterlich zu ihm hielt.
    „Elyne“, sagte er laut genug, dass jeder ihn hören konnte.
    „Ich habe eine Aufgabe für Euch, die einiges an Mut und Kraft erfordern wird.“
    „Ich helfe, wenn ich kann“, erwiderte sie mit doppeldeutiger Betonung. Sie war die geborene Spielerin geworden, obwohl sie es so sehr hasste.
    „Reitet nach Lichterfels, und zwar über das Botensystem. Ich brauche Euch so rasch wie möglich in den Hallen Eures Vaters. Das wird sehr anstrengend und gefährlich, falls Euch einer meiner Feinde aufgreift.“
    „Das traue ich mir zu“, erwiderte sie und winkte gelassen ab. „Und weiter, was soll ich mit meinem Vater anstellen?“ Ihr Ton ließ keinen Zweifel, dass sie sich strikt weigern würde, ein Attentat auf den Fürsten zu begehen, auch wenn sie diejenige war, die sich ihm jederzeit ungefährdet nähern konnte.
    „Er wird Euch kaum etwas abschlagen, um das Ihr ihn bittet, aus schierer Erleichterung darüber, dass Ihr doch lebendig seid. Teilt ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit, dass Euer Bruder ebenfalls zurückgekehrt ist. Gebt ihm diesen Anhänger und sagt ihm, dass Kirians Fluch gebrochen ist.“ Er reichte die Silberkette weiter, deren Bedeutsamkeit ihm allmählich unheimlich wurde.
    Elyne wog das Schmuckstück in der Hand und lächelte verstehend.
    „Er wird mir aus der Hand fressen, in diesem einen Augenblick, bevor er wieder zum Fürsten und Spieler wird, der auch seine Kinder opfert, falls es erforderlich ist. Um was soll ich ihn bitten?“
    „Um ein geheimes Treffen mit mir auf Sorala.“
    „Er wird nicht kommen“, sagte Kirian neben ihm kopfschüttelnd. „Zu sehr müsste er fürchten, dass du ihn in eine Falle lockst und umbringen lässt, als unglückseliges Geschehen bei einem Räuberüberfall getarnt.“
    „Er würde niemals kommen, wenn ich ihm einen Brief oder irgendeinen Boten schicke. Aber du hast mir heute erzählt, Elyne, dass er fest daran glaubt, wie sehr du mich hasst und verabscheust. Wenn du ihm sagst, dass er mir vertrauen kann, wird er es glauben, entgegen jeder Vernunft, die sein politisches Kalkül ihm diktiert.“
    „Möglich“, erwiderte sie lang gezogen. „Er wird fragen, wo ich die Wochen über gewesen bin. Er wird fragen, wo Lynn ist und woher mein Sinneswandel kommt und er wird besonders eindringlich fragen, was auf Sorala geschehen wird. Was soll ich ihm antworten?“
    „Die Wahrheit“, verkündete Lys düster lächelnd. „Es gibt kein schärferes Schwert als die Wahrheit, sofern sie richtig eingesetzt wird. Sagt ihm alles – dass Ihr mich keineswegs liebt, aber um unseres Sohnes willen unterstützt, den Ihr weder Maruv noch Eurem Vater überlassen wollt. Sagt ihm, dass Ihr ihn absichtlich getäuscht habt und schließlich von meinen Verbündeten in Gewahrsam genommen wurdet. Nennt ihm den Preis, den ich gezahlt habe, um seinen Sohn zu retten.“ Lys musste einen Moment zu Boden blicken, um sich zu fassen – es hatte ihn beinahe alles gekostet, Elyne jedes Detail seines und Kirians Martyriums in Irtrawitt zu offenbaren, auch das, was Kumien ihm angetan hatte.
    Kirian legte ihm einen Arm um die Schulter, und Lys lehnte sich

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