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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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erregt wie noch niemals zuvor in ihrem Leben.
Allein der Gedanke daran, wie sie auf seinem Schoß gesessen und er den kleinen Tropfen Blut von ihrer Lippe geleckt hatte, ließ sie… vor sich selbst tiefste Abscheu empfinden . Zumindest versuchte sie, sich das einzureden.
    Harper hatte sie gerade auf ziemlich unsanfte Weise auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sie hatte sich total daneben benommen und ihn praktisch bedrängt und herausgefordert, sich Freiheiten heraus zu nehmen, die sie ihm wahrscheinlich nicht verwehrt hätte. Wäre er auch nur ein kleines Bisschen auf sie angesprungen, dann hätte sie doch mit ihm geschlafen, so wie er das vorher behauptet hatte.
Heiße Tränen liefen über ihre Wangen und sie verließ beinahe blindlings die Kabine im Erdgeschoß, als die Türen aufglitten.
    Sie verließ das Gebäude nicht, wie sie es sich erhofft hatte, voller Genugtuung sondern als geschlagene Frau. In jeder Hinsicht. Unwillig wischte sie sich die Tränen fort und durchquerte die riesige Eingangshalle des Towers mit mühsam gesetzten Schritten. Sie war müde, so müde … Das Gewicht des Folianten unter ihrem Arm schien sie gen Boden zu ziehen, als wäre er so schwer wie ein Mühlstein.
So konnte sie nicht nach Hause gehen, sie musste einigermaßen normal wirken, wenn sie mit ihrer Schwester sprach. Also lief sie ein paar Querstraßen Richtung Zuhause, kehrte dann aber in einem Café ein, in dem sie sich zuerst auf die Toilette zurückzog, wo die Tränen erneut liefen, als sie sich im Spiegel betrachtete. Ihre Lippen waren noch von dem heftigen Kuss geschwollen, dann glaubte sie, seinen Geschmack auf ihrer Zunge zu haben. Sie müsste nur die Augen schließen, um alles wieder zu erleben. Es war besser… schrecklicher gewesen, als jeder Traum, den sie seit ihrer ersten Begegnung von ihm gehabt hatte.
    Romy kühlte ihr Gesicht mit kaltem Wasser und lieh sich von einer anderen weiblichen Gast, der den Waschraum gerade betreten hatte, etwas farblosen Lippenbalsam, weil sie selbst keinerlei Make-up bei sich trug. Sie tuschte sich allerhöchstens manchmal die Wimpern, nachdem sie in der Highschool ihre rebellische Phase mit ziemlich dramatischer Schminktechnik unterstrichen hatte. Sie war kein richtiger Goth gewesen, hatte aber sehr viel Schwarz verwendet, um die Düsternis in sich nach außen zu tragen. Es war wie eine Warnung gewesen: Rühr mich ja nicht an!
Romy blieb etwa zwei Stunden, in denen sie zu viel Kaffee trank und immer wieder die Seiten studierte, die sich um ihre Familie drehten. Sie konnte den Stammbaum beinahe schon auswendig, als sie sich sagte, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen und sich der Sache endlich zu stellen. Es hatte keinen Sinn, es weiter vor sich her zu schieben, wenn am Samstag diese komische Einführung war.
    Für Bekky, nur für Bekky! , wenn sie das oft genug wiederholte, dann würde sie es hoffentlich mit etwas Anstand hinter sich bringen.
     
     
     

9. Offenbarung en
     
    Montag, 25. Juni; nachmittags…
    Chief Archer hatte sich wie versprochen umgehend um ihren Schutz gekümmert. Nico hatte die Anwesenheit der Enforcer gespürt, sie aber bisher nicht zu Gesicht bekommen, weil sie nicht nach ihnen suchte, auch wenn Mélusina sie ihr zeigen könnte. Sie wollte wenigstens noch ein paar Tage so tun, als wäre alles normal.
Der Schock des Angriffs saß ihr noch in den Knochen, obwohl er ihr nicht den Schlaf geraubt hatte. Dazu hatte sie schon zu viele übersinnliche Erfahrungen gemacht.
Sie hatte dem Chief gestern Abend eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, nachdem sie sich in der Feuerwache vergewissert hatte, dass er Spätschicht hatte und bestimmt nicht an sein Telefon gehen würde. Es war nicht gewesen, weil sie ihn nicht sprechen wollte. Sie hatte die ganze Zeit an ihn gedacht und an den harmlosen Kuss auf die Wange, bevor er aus ihrer Küche verschwunden war.
Sie hatte sich danach eingebildet, dass ihre Küche plötzlich nach Pflaumen roch, was eigentlich unmöglich war, da sie nur ein paar Äpfel und Orangen in einer Obstschale aufbewahrte.
    Auf jeden Fall traute sie ihrer Stimme nicht, falls er an den Hörer gehen sollte. Es war schwer genug gewesen, die richtigen Worte zu finden, um einen Mittelweg zwischen Nähe und Distanz zu wahren, damit er sich nicht belästigt fühlte. Sie wollte einfach tun, was er ihr vorgeschlagen hatte. Sie sagte ihm, wann sie die nächsten Tage Zuhause sein würde, weil er ja einen Freund vorbeischicken wollte, der sich um die

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