Die Saat Der Makellosen
nicht über seine Fähigkeiten.
Wer hatte hier die Macht?! Sie bestimmt nicht... Romy klammerte sich an das letzte bisschen Verstand, das nur unter Aufbietung aller Kraft aufbringen konnte, um ihre Lippen von seinen zu lösen. Sie musste es beinahe gewaltsam tun, nicht weil er sie festhielt, sondern nur weil sie es eigentlich nicht wollte. Dabei streifte sie mit ihrer Unterlippe etwas Scharfes, was einen kurzen Schmerz nach sich zog.
Atemlos stützte sie sich mit beiden Händen auf seinen Schultern ab, sich der Wärme seines Körpers an ihrem nur zu bewusst. Jeder Atemzug ließ das Verlangen nur heftiger werden, weil der Kontakt dann intensiver wurde. Ihre zitternde Hand fuhr zu ihren Lippen, die von dem Kuss brannten. Der kleine Schmerz ging darin völlig unter, er war ihr sogar willkommen, weil er ein kleines Ventil für den Druck bot, der sie schier zum Platzen brachte.
„Okay…“, flüsterte Romy mit erstickter Stimme, dir ihr kaum gehorchen wollte und starrte auf ihre zitternden Finger, auf denen ein paar Tropfen ihres Blutes verwischt hatte.
Ihre Augen weiteten sich und sie blickte auf seinen Mund, wo sie die Spitzen seiner Fangzähne unterhalb der Oberlippe entdeckte. Eigentlich hätte sie der Anblick erschrecken sollen, doch irgendwie war sie nur vollkommen fasziniert. Und das machte ihr Angst, als würde ein unbekannter Teil von ihr an die Oberfläche durchbrechen wollen, den sie bisher immer unterdrückt hatte oder den sie nicht wahrhaben hatte wollen.
Rys' Fangzähne pochten unter dem Zahnfleisch. Da er schon versuchte, die eigene Erregung in den Griff zu bekommen, die durch Romys angesteckt und von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, schaffte er es nicht, das Ausfahren zu verhindern. Die scharfen Spitzen schabten über das empfindlich, langsam schwellende Fleisch ihres hübschen Mundes und im nächsten Augenblick des intensiven Kusses war es auch schon passiert. Der Geruch ihres Blutes stieg ihm in die Nase, ließ ihn hellhörig und empfänglich werden wie ein weißer Hai auf Beutejagd. In seinen Augen flackerte ein gieriges Licht. All seine Sinne fokussierten sich auf diesen einen unschuldig ausgesandten Reiz.
Ihr Blut.
Der kleine Schmerz hatte Romy wach werden lassen. Sie stützte sich an seinen Schultern ab, um Abstand zwischen sie zu bringen. Ihr Atem ging schwer und die kleine Geste, mit der sie sich den Tropfen von den Lippen wischte, war bezaubernd. Rys, der bisher vollkommen ruhig gewesen war, konnte seinen Blick nicht davon abwenden. Der Vampir in ihm gierte nach mehr. Wann hatte er das letzte Mal richtig getrunken? Er konnte sich gerade nicht mehr daran erinnern, obwohl es durchaus bereitwillige Spender gab, die ihn zu gern an ihren (ausnahmslos weiblichen) Puls ließen.
„Ich… sollte besser gehen…“
Romy leckte sich das restliche Blut nervös mit der Zunge fort und wand sich schwach in seinem Griff, der jedoch nicht lockerer wurde. Sie sah direkt in seine Augen und ihr Herz schien ihr in die Kehle springen zu wollen. Rotes Leuchten… Unheimlich… Anziehend… Unwiderstehlich…
Nein, nicht… Doch! Tu es! , flüsterte eine kleine Stimme in ihr, der sie nur schwer widerstehen konnte und die gar nichts mit Rys zu tun hatte oder eben alles.
„Ja, das sollten Sie!“, gab er heiser zurück.
Er gab Romy nicht aus seiner Umarmung frei, gab ihr die Möglichkeit, es sich noch einmal anders zu überlegen, ohne sie zu bedrängen. Sie war nicht vor ihm zurückgeschreckt, als sie die Spitzen seiner oberen Eckzähne gesehen hatte. Sie hatte ihn nicht so angesehen, wie Marga Malakai nach einem Rausch angesehen haben musste.
Das war gut. Das machte sie für den eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit in diesem Haus schon ein klein wenig empfänglicher.
Ihre Lippe blutete nach. Seine Zähne waren scharf. Sehr scharf. Bevor Romy ein weiteres Mal mit dem Finger darüber fahren und die Spur verwischen konnte, zog Rys sie auf seinen Schoß, umfasste ihr Gesicht und leckte behutsam mit seiner Zungenspitze über den kleinen, wunden Punkt. Oh Gott, sie war... unglaublich .
Dieser eine, winzig kleine Tropfen Blut von ihr reichte aus, um ihn Sternchen sehen zu lassen, weil er mehr davon wollte aber nicht haben durfte. Er musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie ein Mensch war, der sich vor ihm und Seinesgleichen fürchtete. Er musste nur an ihre Mutter denken und das ließ ihn kälter werden als ein Fisch im Wasser.
Romy gab einen überraschten Laut von sich und starrte mit weit
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