Die Saat Der Makellosen
vor der Vergangenheit verstecken, Bekky! Ich wünschte, es wären alles Lügen, aber Objekte lügen nicht. Und Du würdest auch nicht lügen…“
Bekky konnte nicht anders, als Romy jedes Wort über ihre Eltern oder über das, was sie gesehen hatte, zu glauben. Es war nicht zu verstehen. Zumindest nicht mit logischen Gedanken, aber wenn man es wie eine Fantasie-Geschichte handhabte, klang es wenigstens ein bisschen plausibel.
Eins verstand Bekky allerdings nicht. Warum musste es erst zu dem Besuch der unbekannten Frau kommen, bevor Romy sich ihr anvertraute? Warum hatte sie nicht schon viel früher mit ihr darüber geredet? Verhielt sie sich tatsächlich so naiv, dass Romy sie nicht mit ihrem Wissen belasten wollte?
Ja, das tat sie wohl. Sie hatte es eben erst wieder gezeigt. Traurig ließ Bekky den Kopf hängen. Neue Tränen kullerten ihr an beiden Wangen hinab. Romy hatte Recht. Es hatte keinen Zweck, davon zu laufen. Wenn all diese Dinge, die sie heute erfahren hatte, stimmten und das mussten sie, denn sie würde ihrer Schwester niemals unterstellen, in diesem Punkt zu lügen, dann gab es bestimmt keinen anderen Weg, als sich diesen Dingen zu stellen, um daraus zu lernen oder was auch immer diese Immaculates für richtig hielten zu tun. Auch wenn es schwer fiel. Trotzdem würde sie die Zweifel nicht so schnell ablegen und sie würde diese Leute auch nicht mögen. Sie würde gute Miene zum bösen Spiel machen und das ganz allein für Romy. Für niemanden sonst. Nicht für die Harpers, nicht für diesen Fontaine und schon gar nicht für diese Frau, die sie heute besucht hatte. Nur ganz allein für Romy.
Romy sammelte sich kurz und erhob sich dann von dem Sofa, um auf Bekky zuzugehen und ihr süßes Gesicht vorsichtig mit beiden Händen zu umspannen.
“Wenn ich mich richtig konzentriere… Zum Beispiel auf die Frage, mit wem unsere Mutter am Tag deiner Zeugung zusammen war… Dann erhalte ich meist die entsprechende Antwort…“, erklärte Romy leise und versank in den tränenumflorten Augen ihrer Schwester.
Es passierte beinahe unkontrollierbar schnell, Romys Blick wurde leer und Bilder stiegen in ihr auf, die ihre Mutter wohl an dem damaligen Tag mit ihren Augen gesehen hatte.
Es war der dunkelhaarige Fremde mit den leuchtend grünen Augen, dessen Gesicht über ihr schwebte, sie hörte eine geflüsterte Liebeserklärung, die eine Träne von ihren Wimpern löste, so dass sie Bekky ziemlich abrupt losließ und einen Schritt vor ihr zurückwich, weil sie sich wie ein Eindringling vorkam, der im Privatleben ihrer Mutter herumschnüffelte.
“Marga war mit ihm zusammen… Sie hatte zwei Kinder mit ihm und hat ihn immer wieder von sich gestoßen, weil sie ihn für einen Teufel hielt, Bekky! Und doch ließ ihn immer wieder in ihr Bett… Ich… könnte bestimmt alles sehen, wenn ich mich anstrenge, aber ich kann heute nicht mehr… Ohne diese Visionen würde ich es sicher auch nicht glauben… Ich kann dich gut verstehen. Ich kämpfe seit Freitagnacht dagegen an. Wenn dir das alles zu viel ist... Ich bin nicht böse, wenn Du lieber wieder nach Hause zu deinen Eltern möchtest..."
Romy baute darauf, dass Bekky noch ein wenig Zeit hatte. Und sie selbst konnte bestimmt besser für die Sache sprechen, wenn diese... diese... Umwandlung vorbei war.
Romy wich noch einen Schritt zurück und wappnete sich innerlich gegen den Entschluss ihrer Schwester, sie womöglich verlassen zu wollen. Allein der Gedanke nahm ihr den Atem und sie würde wohl allem zustimmen, was Bekky von ihr wollte, wenn sie nur nicht gehen würde
Sie ist doch alles, was ich habe! Die Harpers würden vorerst Fremde bleiben.
„Sie muss verrückt gewesen sein.“, wisperte Bekky und ahnte nicht einmal annähernd, wie nahe sie damit der Wahrheit kam. Sie verstand nicht, wie man sich einem Mann hingeben konnte, den man ganz offenbar abstoßend fand und für gefährlich hielt. Dann griff sie nach den Händen ihrer Schwester, die vor ihr zurückwich, um sie zu halten. Dabei sah sie ihr ernst und nachdrücklich in die schönen grünen Augen, die genauso aussahen, wie das Orakel sie beschrieben hatte.
Ohne jegliche Einschlüsse mit einem ganz besonderen Rand drum herum. Zufall! Das hatte nichts Besonderes zu bedeuten. Das besagte gar nichts. Man musste sie einfach nur genau ansehen, um das zu bemerken. Romy war wunderschön und ihre Schwester. Die Versuchung, ihr nachzugeben und einfach zurück nach Raleigh zu fahren, war groß. Aber wenn Romy sich die
Weitere Kostenlose Bücher