Die Saat Der Makellosen
Er beugte sich über sie und sie roch seinen widerlich süßen Atem, weil er erst vor kurzem gegessen hatte. Morgen musste sie vielleicht ein paar Ghouls jagen…
Kurz bevor er ihr die Fangzähne in den Hals schlagen konnte, zog Cat den Dolch aus der Scheide, die sie an ihrem Gürtel befestigt hatte und rammte ihm das silberne Messer, das wie ein Kreuz geformt war, seitlich über dem Ohr mit aller Wucht in den Schädel, so dass das Untier einen furchterregenden Schrei ausstieß, das klang, als hätte man eben eine Katze überfahren.
Cat gab ihm einen Tritt und warf ihn von sich, so dass er über den Boden kullerte und von der Backsteinwand aufgehalten wurde. Schwer atmend blieb sie liegen und starrte hinauf in den dunklen Himmel, der sich bald aufklaren würde. Das hätte auch verdammt schief gehen können… Sie musste in Zukunft besser aufpassen, wenn sie nicht sehr bald als Futter für die Aryaner enden wollte.
Der Blutverlust schwächte Cat. Sie konnte froh sein, dass der Tag bereits angebrochen war, so dass sie vor ihren ärgsten Feinden sicher war. Sie humpelte die Straßen entlang, wobei sie eine feine Blutspur hinterließ, die jeden Vampir in ihr Versteck locken würde, so dass sie auf der Suche nach einem sicheren Ort war, wo sie die Blutung stoppen konnte, bevor sie nach Hause ging.
Eine Kirche! Perfekt! Cat wusste, dass die Aryaner sehr empfindlich auf Reliquien des Glaubens reagierten, so dass sie in einem Gotteshaus mehr als sicher war. Dabei war es völlig gleichgültig, ob es eine Moschee, ein Tempel oder ein sonstiger Andachtsort war. Hauptsache, es handelte sich dabei um geweihten Boden. Der Anblick einer katholischen Kirche traf sie dennoch schmerzhaft, weil sie zu einer streng gläubigen Katholikin erzogen worden war. Sie trug die Insignien des Glaubens aber nicht aus Überzeugung, sie waren wirksame Waffen im Kampf gegen Vampire, das war alles.
Trotzdem tunkte sie ihre Finger in das Becken mit dem Weihwasser und machte das Kreuzzeichen, bevor sie ein silbernes Fläschchen nahm und es mit der geweihten Flüssigkeit füllte, die man den Gegnern in die Augen schütten konnte, damit sie geblendet wurden.
Hier drinnen umgab sie eine friedliche Stille. Es war noch zu früh für die Morgenandacht, so dass sich Cat erleichtert auf die letzte Bank in der Nähe des Haupteingangs fallen ließ. Sie schob den langen Mantel zur Seite und begutachtete den Schnitt in ihrem linken Oberschenkel. Der Stoff der Hose war aufgerissen und die Wunde war tief genug, um böse zu bluten.
Cat verkniff sich einen undamenhaften Fluch und zog ein Taschentuch aus ihrer Manteltasche, die sie auf den Schnitt presste, um das Blut aufzufangen. Dann zog sie das schwarze Seidenband aus ihren Haaren, um es über dem Taschentuch um ihren Schenkel zu binden, so dass ihre dichten rotblonden Haare wie ein schwerer Vorhang sich um ihre Schultern ausbreiteten, weil sie sich dafür vorbeugte.
Sie waren frisch geschnitten, dennoch reichten sie ihr bis zur Taille. Es war der einzige weibliche Luxus, den sie sich leisten konnte, wenn sie schon sonst wie ein Kerl rumlaufen musste.
Der Masseurin im Hotel hatte sie weismachen müssen, dass ihre magnolienfarbene Haut nicht von unzähligen Narben übersät war, weil die fast einen Schreikrampf bei ihrem Anblick bekommen hatte. Cat hatte es einfach vergessen, weil sie mal für fünf Sekunden nicht an ihren Job gedacht hatte.
Cat zuckte zusammen, als sie einen Schrei hörte und dann ein dumpfes Poltern. Sie hob den Kopf und lauschte in die leere Kirche. Es konnten keine Vampire sein, die würden zu dieser Tageszeit keinen Angriff starten, aber Hell’s Kitchen konnte durchaus mit anderem gewöhnlichem Abschaum aufwarten, der nicht davor zurück schrecken würde, sich an der Kollekte zu vergreifen.
Als sie sich gerade selbst damit beruhigt hatte, dass einer Nonne bestimmt nur etwas auf den Boden gefallen war, schrie erneut jemand auf. Cat hielt nichts mehr auf ihrem Sitz und stürmte in die Richtung, aus der die Kampfgeräusche gedrungen waren.
Sie spürte die Präsenz von zwei Menschen hinter einer Tür, die verschlossen war, aber davon ließ sich Cat nicht aufhalten. Trotz ihrer Verletzung jagte genug Adrenalin durch ihren durchtrainierten Körper, dass sie an ihre Kraftreserven gehen konnte. Sie war stärker als eine gewöhnliche Frau, wenn auch leider nicht so stark wie ein Vampir. Das sollte für einen Junkie reichen, der sich über Nonnen hermachen wollte!
Cat holte aus und trat mit voller
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