Die Saat Der Makellosen
sich gar nicht aufreizend kleiden, so dass sie die Patrouillen in voller Kampfmontur erledigen konnte. Sie trug immer einen langen, schwarzen Ledermantel über eng anliegenden Leggins, über die sie noch schwarze, gefütterte Chaps zog, die an den Seiten mit Schnallen festzurrte. Obenrum trug sie ein dunkles Shirt unter dem Lederharnisch, der sie vor Verletzungen schützen sollte. Ihre Füße steckten in Schaftstiefeln, die unterhalb ihres Knies endeten und dicke Profilsohlen für einen festen Stand besaßen. Bei diesen Sachen ging es einfach um die Praktikabilität für den Kampf, selbst wenn sie ihr ästhetisches Empfinden beleidigten.
Cat liebte schöne Kleider, Juwelen, Schminke und sonstigen Tand, mit dem sich eine Frau schmücken konnte. Natürlich gab sie dem Drang nur selten nach, weil sie es sich nicht leisten konnte, zu auffällig zu leben. Menschen waren kein Problem, Aryaner auch nicht, die schliefen tagsüber, aber Immaculates… Da sah die Sache schon anders aus.
Sie mochte einem von ihnen das Leben gerettet haben, aber das bedeutete sicher nicht, dass man ihr das Abschlachten von Dutzend anderen verziehen hatte. Ihre Familie hatte ein Todesurteil über sie gefällt, was schwebte dann den Immaculates vor Augen? Vierteilen? Häuten? Verbrennen? Oder alle drei Todesarten hintereinander?
Cat war unaufmerksam geworden, weil die Sonne bald aufgehen würde, und sie eine bleierne Müdigkeit in den Knochen spürte, obwohl sie schon lange nicht mehr mehr als drei oder vier Stunden am Tag schlief. Das war kein gutes Zeichen.
Sie wusste, wie sie die Symptome bekämpfen konnte, zögerte es aber immer bis zum letzten Moment hinaus. Es war lästig und erniedrigend. Und die Zeitspannen waren über die Jahre kürzer geworden. Das bedeutete bestimmt nichts Gutes für sie.
Sie wurde plötzlich von einem schwarzen Schatten angefallen, der es schaffte, sie mit aller Wucht gegen eine Wand zu knallen, so dass ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Das war kein Untoter, es handelte sich bei ihrem Angreifer um einen Aryaner, dessen Fangzähne schon gierig über seinen blassen Lippen aufblitzten. Cat trat ihm mit aller Macht in den Unterleib und setzte dann gleich mit einem Tritt mitten ins Gesicht nach, für den sie das rechte Bein beinahe in einem stehenden Spagat hoch drückte. Sie war perfekt im Training, ließ nie einen Tag ohne ihre Übungen verstreichen, weil sie sich Nachlässigkeiten bei diesen Gegnern nicht leisten konnte.
Sie hatte zum Glück die Eisen noch nicht von den Händen gezogen, so dass ihre Treffer im Gesicht dem Vampir böse Verletzungen einbrachten, weil die Schlagringe aus Silber geschmiedet und von einem Priester geweiht worden waren. Der Aryaner heulte erbärmlich auf, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass ein hilfloses, läufiges Weibchen sich groß zur Wehr setzen konnte.
Allerdings war auch er nicht unbewaffnet, er zog einen Dolch aus einem Halfter und ging damit auf sie los, obwohl sein Gesicht vor Verätzungen beinahe blubberte.
Die Biester waren noch gefährlicher, wenn sie verletzt waren!
Cat wurde in eine dunkle Gasse gedrängt, doch das kümmerte sie nicht, sie wollte keine Zuschauer haben, wenn sie mit dem Aryaner abrechnete. Cat blockte einen weiteren Angriff ab, so dass die Klinge des Gegners nach unten gedrückt wurde, doch er war zu stark, als dass sie ihn komplett hätte aufhalten können. Sie glitt zuerst an den Chaps ab, schnitt ihr dann aber über einer Schnalle in die Seite, so dass Blut floss.
Cat machte jedoch keinen Mucks, man hatte ihr beigebracht, dass sie niemals eine Schwäche im Kampf zeigen durfte.
Sie tat so, als würde sie stolpern und ließ sich auf den Rücken fallen, wobei ihr Mantel aufklaffte und ihren schneeweißen Hals entblößte, der die reinste Einladung für den Vampir sein würde. Zusammen mit ihrem lockenden Duft würde er hoffentlich für ein paar Sekunden vergessen, dass er sie eigentlich aufschlitzen wollte.
Und sie behielt Recht, er setzte sich gleich auf ihre Mitte und umfasste ihre vollen Brüste über dem Harnisch mit festem Griff, den Cat sogar über dem schützenden Stoff als abstoßend empfand. Sie drehte den Kopf zur linken Seite, damit er nicht vom Kreuztattoo über ihrer linken Halsschlagader vom Beißen abgehalten wurde. Der kleine Unfall hatte sie eigentlich auf die Idee gebracht, die Vampire so nah kommen zu lassen.
Sie sah seine Augen rot aufleuchten und schloss einen Moment die Augen, um den Triumph darin vor ihm zu verbergen.
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