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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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ermüdend. Sie hatte sich darauf verlassen, schnell weglaufen zu können…
     
    Nathan konnte nicht anders, als Catalina einen Augenblick lang als unglaublich naiv zu betrachten. Dabei hatte sie so viel Leid am eigenen Leib erfahren und wusste, nein, vielleicht ahnte sie auch nur, wie es in ihren Reihen zuging und wie die Immaculates mit ihren Feinden umgingen. Nicht anders als die Jäger und grausamer, als es sich ein einfaches Mädchen aus Europa wohl vorzustellen vermochte. Sie tat ihm leid, auch wenn sie sich vehement gegen sein Mitgefühl und gegen seine Hilfe sträubte. Erwartete sie tatsächlich Bestrafung von ihm? Dachte sie ernsthaft, er würde sich genauso primitiv verhalten, wie ihre Mutter und einen weiteren Fluch über sie sprechen?
Ihre verzweifelte Abwehr, die aus ihr herausströmte und die gleichzeitige Sehnsucht nach Akzeptanz und Verständnis brachten ihn dazu, sich einfach neben sie an ihre linke Seite auf das Sofa zu setzen. Es war noch genug Platz zwischen ihnen, der als Sicherheitsabstand gelten konnte, aber sie beide wussten, wie schnell Nathan ihn überbrücken und sie töten konnte, wenn er es wirklich gewollt hätte. Ihre Fähigkeiten waren ihm gegenüber nutzlos. Er hatte den Vorteil von Jahren und den der Erfahrung. Catalina musste noch eine Menge lernen. Nun bekam sie vielleicht die Möglichkeit dazu.
    Nathan legte die Hände im Schoß zusammen und lehnte sich bequem zurück. Er atmete ein, er atmete aus und ließ ihr Zeit, sich seiner Nähe zu ihr vollkommen bewusst zu werden, bevor er sprach. Als er sicher war, dass Catalina nicht mehr in ihrer Vergangenheit, sondern im hier und jetzt weilte, wandte er ihr den Kopf zu und streckte die Hand nach ihr aus, um die langen Haare zurückzustreichen, mit denen sie die Narben unter dem Tattoo auf ihrem Hals zu verbergen suchte. Erneut mischte sich der Duft von Orangen mit der Vanille, die sie verströmte, aber Nathan machte keine Anstalten, näher an sie heranzurücken. Er blieb, wo er war. Alles andere schadete unter Umständen ihrer Gesundheit.
    „Zuallererst solltest du dir merken, dass nicht wir das Todesurteil über dich gesprochen haben, Catalina Tate. Dann solltest du aufhören, deine Narben auf deinem Körper zu verstecken und sie als einen Teil von dir zu akzeptieren. Sie haben dich schließlich nicht umgebracht sondern stark gemacht, auch wenn der Weg hart war und sie dich an die Grausamkeiten erinnern, die du erlebt hast. Du bist nicht an ihnen zerbrochen, sonst hättest du es nicht bis hierher geschafft. Du weißt, dass du stark bist und du weißt, wo deine Wurzeln sind. Wenn du dich deswegen schämst, dann hat Taterescu Macht über dich und wird dich, sobald er dich gefunden hat, töten. Falls er noch nicht glauben sollte, dass du inzwischen längst tot bist. Wenn du an dir und deiner Bestimmung zweifelst, wirst du in jedem Fall sterben. Natürlich ist es gut, Respekt vor dem Tod zu haben, aber Angst sollte es nicht sein. Hier in der Fortress wird dir niemand etwas tun. Ich hätte dich darüber nicht im Unklaren lassen sollen, aber es war nötig, um dich zum Sprechen zu bringen, Cat.“
Er machte eine Pause und griff nach einer ihrer Hände, die immer noch den Stoff des Rockes nach unten zogen. Sie sah aus wie ein kleines Kind, das sich vor der Dunkelheit fürchtete. Vor ihm. Ganz behutsam zog er ihre Finger fort und der Stoff gab augenblicklich nach und entblößte einen der narbenübersäten Schenkel, was sie dazu brachte, empfindlich zusammenzuzucken. Er sollte ihr bald Ruhe gönnen. All die schrecklichen Bilder von damals in ihrem Kopf schienen sie doch mehr zu überfordern, als sie zugeben oder vermitteln wollte.
    „Cat? Sieh mich an! Komm schon, sieh mich an!“, forderte er sie auf und ließ, als sie es nicht gleich tat, mittels seines Willens das Kaminfeuer zu ihrer Rechten in einem wütenden Feuerstoß aufflammen und augenblicklich wieder verlöschen. Der Schreck, der ihr bei dem plötzlichen Lärm in die Glieder fuhr, brachte sie tatsächlich dazu, ihn anzusehen. In seinen Augen loderte es ebenfalls rot und gefährlich, doch es verschwand gleich wieder, weil der Kamin nur Mittel zum Zweck gewesen war, nicht ihr seinen Willen aufzuzwingen.
„Du hast genug gebüßt in den letzten Jahren, glaube mir! Du warst ein Kind, Catalina. Niemand hat dir gesagt, was richtig oder falsch ist. Es war nicht deine Schuld.“
In den Reihen der Immaculates war noch niemand zu Unrecht oder aus dem niederen Gefühl der Rache heraus getötet

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