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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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worden. Jeder Feind bekam eine zweite Chance, allerdings keine dritte, wenn er das Angebot ausschlug.
Sie hatte einen Immaculate aus den Klauen der Jäger befreit und dafür den eigenen Tod in Kauf genommen. Andere wären sofort mit geflohen. Cat hatte sich aber dem Urteil ihrer Familie gestellt. Man konnte sich nur dankbar dafür zeigen, dass sie vor der Vollstreckung dessen geflohen war, denn in ihr schien große Macht und ein guter, unbeugsamer Wille zu stecken. Etwas, das unwiederbringlich verloren gegangen wäre, wenn man ihr das Leben genommen hätte. Das Orakel würde sie bei ihrer Einführung mit offenen Armen empfangen.
    „Du bist etwas Besonderes, Catalina und du bist jetzt in die Reihen deiner Familie zurückgekehrt. Du musst es nur noch akzeptieren und dir selbst verzeihen können. Natürlich steht es dir frei zu wählen, welchen Weg du gehen möchtest, aber verzeih mir die Offenheit, es wird nur einen geben, der dir Leben ermöglicht. Wenn du dich gegen deine Wandlung sträubst, wirst du sterben und es wird nicht mehr lange dauern. Vielleicht noch einen oder zwei Monate mit deiner Kraft und all deinem Willen, der dich bisher hat überleben lassen. Wenn du dich für unsere Seite entscheiden solltest, werden wir jemanden für dich finden, der diese Prozedur mit dir zusammen durchsteht. Du musst keine Angst davor haben. Es wird nicht schmerzhafter sein als das, was du bisher erlebt hast und damit meine ich nicht nur die körperliche Qual.“
Und danach würde sie frei von allen Makeln wiedergeboren werden und wahrscheinlich die größte Zierde des Hauses sein, das sie aufnehmen würde.
Allerdings behielt Nathan das lieber für sich. Denn das würde Catalina die Entscheidung unter Umständen viel zu einfach machen. Sie schämte sich für sich selbst. Bevor sie ein neues Leben bekam, sollte sie das alte mit allen Tiefen akzeptieren. Es ließ sich schließlich nicht ungeschehen machen und sie würde es nicht vergessen haben, wenn die Umwandlung vollzogen worden war.
    Nathan drückte ihre Hand, die er bis eben locker gehalten hatte, etwas fester, um ihr noch einmal zu versichern, dass sie nichts zu befürchten hatte und man mit ihrer Vergangenheit jede ihrer Entscheidung ohne Widerspruch akzeptieren würde.
„Du musst das aber nicht gleich entscheiden. Du solltest dich jetzt vielleicht etwas ausruhen, damit die Wunde an deinem Bein heilen kann. Du bist nach dieser Nacht sicherlich erschöpft und hier kannst du schlafen. Tief und fest, solange du es brauchst. Niemand wird dich stören und du musst keine Angst vor einem Angriff haben. Ich werde bleiben, bis Theron kommt. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, muss ich noch einmal zurück in die Kirche, damit sich die Schwestern nicht sorgen. Bei Sonnenuntergang bin ich dann wieder hier. Wir bereiten uns für die Jagd vor. Allerdings...“
    Nathan lachte leise auf, weil er sich gut vorstellen konnte, dass Cat sie gern begleiten wollte, selbst wenn sie momentan viel zu schwach war.
„...werden wir dich nicht mitnehmen. Das würde die anderen durchaus mehr als nur ein klein wenig irritieren.“
Bevor sie protestieren konnte, hatte er sie auf seine Arme gehoben, um sie ins Gästeschlafzimmer zu tragen, wo die Decken des großen, weichen Bettes bereits zurückgeschlagen und die Kissen zu Catalinas Bequemlichkeit aufgeschüttelt waren. Auf dem Nachtschrank befand sich eine frische Tasse des Tees, den er für sie gemacht hatte, für den Fall dass sie noch durstig war. Die beauftragte Dienerin dachte an alles, um sein Wohlwollen zu bekommen. Er würde ihr gebührend danken.
Vorsichtig legte er Cat auf die Matratze und kam ihr dabei ein weiteres Mal so nahe, wie in dem Hotelzimmer. Allerdings wusste er sich, im Gegensatz zu einem gewissen Raziel, der aus einer Schwäche heraus über ein viel zu junges Mädchen verfügt hatte, zu beherrschen.
    Nathan deckte sie zu und ließ dann die Jalousien am Fenster herunter, damit die Sonne sie ebenfalls nicht störte. Sie würde all ihre Kraft brauchen, um nach der langen Zeit, in der sie sich gegen sich selbst gewehrt und ihr wahres Selbst ignoriert hatte, die Umwandlung zu überstehen. Er hielt es beinahe schon für unmöglich, weil die Welle der Erschöpfung, die nun über sie hinweg rollte, selbst für ihn so greifbar war und ihren eigentümlichen Geruch vollständig wegspülte. Er hatte fast schon Angst, sie für den Moment der Ruhe allein zu lassen, weil ihr Tod vielleicht schon näher war, als er vorhin vermutet hatte.
     
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