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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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    Theron stand regungslos in dem großen Saal, wo sie vor knapp zwei Tagen den Bloodrite erfüllt hatten. Er verharrte über den in den Stein eingemeißelten Zeichen vor dem Thronsitz des Orakels und wartete auf ihr Erscheinen. Kurz zuvor hatte er Ray gebeten, Nevin Fontaine zu kontaktieren, damit der ein Team von Enforcern zusammenstellte, um die Geschwister Kiss zu beschützen, damit Chryses von dieser unliebsamen Last erlöst werden konnte. Wenigstens hatten sie nun beide verlorene Seelen unter ihren Fittichen und eine von ihnen war auf keinen Fall für ihn bestimmt.
    „Guten Morgen, Theron!“, wurde er mit wohlklingender Stimme begrüßt, nachdem das Orakel sich vor ihm körperlich manifestiert hatte.
    „Du hast also Malakais Tochter gefunden! Sieh nicht so überrascht drein, in der heutigen Zeit benutze selbst ich einen Computer! Zugriffe auf die Familienchronik werden mir sofort gemeldet!“, teilte ihm die weise Frau mit einem beinah verschmitzten Lächeln mit, das Theron nicht erwiderte. Er unterschätzte die Dame keinesfalls, allerdings fiel es ihm wirklich schwer, sie sich hinter einem PC oder Notebook vorzustellen.
    Sie glitt die Stufen zu ihrem Hochsitz grazil hinauf, wobei ihr langes, weißes Gewand sich um ihre Füße aufbauschte. Das hier war also kein Höflichkeitsbesuch. Rituelle Gewänder bedeuteten meist nichts Gutes. Das Orakel trug im Alltag völlig normale Kleidung, weil sogar in ihrem "Berufsstand" die Moderne eingezogen war.
Wenigstens musste er sich nicht wie ein Stück Fleisch einfetten lassen und danach vor ihr auf die Knie sinken. Als Krieger stand ihm außerhalb des Bloodrites zu, ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber treten zu dürfen. Wie auch den Devenas der führenden Häuser.
    „Wie immer hat sich deine Prophezeiung erfüllt, verehrtes Orakel! Die beiden verlorenen Seelen sind heimgekehrt, wir werden gut auf sie Acht geben! Allerdings wissen sie nicht um ihr Erbe und die Ältere von beiden, Romana, zeigt sich nicht besonders kooperativ, obwohl ihre Umwandlung schon längst überfällig ist!“, klärte Theron sie über die Situation auf, wobei er die Hände im Rücken verschränkte und völlig entspannt da stand. Er bezweifelte nicht, dass er die junge Frau noch zur Vernunft bringen würde, wenn sie über den ersten Schrecken hinweg gekommen war.
    Das Orakel zog eine Augenbraue nach oben und legte den Kopf schief, um den Krieger still vergnügt zu mustern.
„Noch nicht ganz, Warrior! Romana ist die erste verlorene Seele aber ihre Schwester nicht! Sie war nie verloren, weil gut für sie gesorgt worden ist! Du musst wissen, dass beide Frauen aus der Prophezeiung etwas Besonderes sind! Nicht nur Soulmates. Sie werden durch ihre Verbindungen neue Häuser begründen! Sie sind außerhalb unseres Schutzwalles groß geworden! Haben ihr Leben ohne unsere Hilfe gemeistert und werden über immense Kräfte verfügen, sobald sie verwandelt wurden! Es darf ihnen keiner außer der für sie Auserwählte zu nahe kommen! Es ist allein schon ein Zeichen von großer Macht, wenn man die Umwandlung länger als ein Jahr hinauszögert und daran nicht zerbricht! Du magst dir gar nicht vorstellen, was das für Qualen in einem Menschen auszulösen vermag, Warrior!“
    Theron spürte kaltes Entsetzen in sich aufsteigen. Die Begründerinnen zweier neuer Häuser?! Das schockierte sogar ihn. Romana würde eine Devena werden! Jetzt verstand er auch, warum sie für einen Krieger vorgesehen war. Kein anderer Mann würde neben ihr bestehen können. In der Regel entstanden neue Häuser nur sehr selten und dann wurde die Leitung reinrassigen Immaculates eingeräumt. Aber einige Breed-Frauen waren durch spezielle Verbindungen besonders gesegnet, wenn man es so ausdrücken wollte. Es war das erste Mal, seit er ein Warrior geworden war, dass er diese Entwicklung selbst miterlebte.
Und dann gleich im Doppelpack! Es fehlte also noch eine Breed, die bestimmt noch überfälliger sein würde als Romana Kiss.
    Dazu konnte er nur eines sagen: Verdammte Scheiße!
    „Bitte nicht in meiner Gegenwart, Theron! Mir wäre es auch lieber, die Zeichen hätten sich anders deuten lassen… Du kannst gerne ein wenig Blut spenden, damit ich erneut darin lesen kann! Nicht? Das habe ich mir gedacht! Es wird Unruhe in unsere Gemeinschaft bringen! Das gefällt mir nicht! Manche der Immaculate-Familien außerhalb des Kreises der Warrior haben leider über die Jahre vergessen, wie wichtig die Breeds für uns sind! Ohne sie stünden

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