Die Saat Der Makellosen
zu sein. Die Wahrheit sprudelte aus Catalina heraus wie das Wasser aus einer Quelle und sie bestätigte seine Befürchtungen über das Schlimmste hinaus.
Tatarescu...der schreckliche Herzog...die Geißel der Karpaten... nicht nur für die dort lebenden Immaculates, auch für die Menschen...er machte weder Halt vor seinen Feinden, noch vor seinen Freunden, die durch Verleumdungen binnen Sekunden zu seinen Feinden werden konnten...er jagte nicht nur die Vampire...die Vampire jagten auch ihn und seinen Clan, für das, was er ihnen angetan hatte.
Nathan stellte seine noch halb gefüllte, dampfende Tasse auf das Tablett neben die Kanne zurück und sah Catalina nachdenklich an, ohne einen Kommentar zu dem abzugeben, was sie ihm da offenbarte. Sie sollte zu Ende erzählen, ihr Verhalten erklären, ihm sagen, dass sie nicht die nächste Gelegenheit nutzen und versuchen würde, ihn ans Messer zu liefern oder schlimmer noch, ihn selbst töten würde. Er würde ihr dann nämlich sehr, sehr wehtun müssen und nicht einmal der betörende Duft von heißer Vanille würde ihn daran hindern.
Sie saß hier mit einem Warrior. Sie hatte genau richtig erkannt, zu welchem Haus er gehörte und dass er nicht zu unterschätzen war. Egal, welche Art von Trieben auch von ihm Besitz ergriffen haben mochte, sein Wille zu überleben und das seiner Freunde und Brüder zu retten, war größer. Niemals würde er durch das niedere Verlangen nach Sex oder Blut soweit gehen und die Immaculates in Gefahr bringen. Er hatte einen Eid geleistet. Einen Schwur, den er ernst nahm und den er befolgen würde. Bis in den Tod. Ein Tod, der näher sein konnte, als ihm lieb war. Cat mochte keine direkte Gefahr sein, aber diejenigen, die ihr auf den Fersen waren oder ihre Nachhut bildeten, waren es auf jeden Fall.
„Und jetzt?“, fragte er schließlich seelenruhig in den Augenblick der Stille hinein, die sie hinterließ, nachdem sie mit ihrer Erzählung innehielt, um ihm die Zeit zu geben, die er sich längst genommen hatte. „Bist du immer noch bereit, alles zu tun, was sie von dir verlangen, damit du zu ihnen gehörst? Damit sie dich lieben, wie es niemand von uns je könnte. Oder hast du dich geändert, Catalina? Was hat dich dazu gebracht, deinesgleichen zu verlassen, nachdem du die Hölle auf Erden schon erfahren hast?“
Er würde sofort bemerken, wenn sie log. Nathan würde sie durchschauen, auf den Grund ihrer verkümmerten, lieblos behandelten Seele blicken und dann den letzten Lebensfunken auslöschen, wenn er nicht das fand, was sie an der Oberfläche zur Schau stellte. Echte Reue und echte Sehnsucht danach, jemanden zu haben, der sie als das behandelte, was sie war: Etwas Besonderes.
Nicht einmal Damon hätte sie zu täuschen vermocht, selbst wenn sie dabei nackt auf einem mit schwarzer Seide bezogenen Bett lag und sich in den Laken räkelte. Eine Vorstellung, die zweifelsohne jedem Mann den Schweiß ins Gesicht und die Hitze in die Lenden schießen lassen würde, ihn jedoch gerade bis auf eine kleine Ausdünstung seines Duftes vollkommen kalt ließ. Cat würde sich nicht nur vor ihm, sondern auch vor Theron verantworten müssen und ihm selbst würde ebenfalls Strafe dafür blühen, eine Jägerin mit ins Hauptquartier gebracht zu haben. Das war sehr leichtsinnig von ihm, selbst wenn er alles unter Kontrolle hatte.
Cat starrte Nathan empört an, als er ihr unterstellte, weiterhin für ihre Familie den Handlanger zu spielen. Aber dann senkte sie den Blick, weil er absolutes Recht hatte, ihr zu misstrauen. Wer war sie schon? Ein Niemand. Eine Ausgestoßene.
Es bedeutete gar nichts, was im Hotelzimmer zwischen ihnen passiert war. Nicht für ihn und für sie sollte es das auch nicht, auch wenn ihr Körper sich mit jeder Zelle nach ihm zu verzehren schien. Das war nur ein Trugbild. Ein Aufflackern ihrer Biologie, weil sie so lange fern von allen Artgenossen gelebt hatte. Der Gedanke tröstete sie nicht im Mindesten, aber das war allein ihr Problem.
„Und jetzt?“, echote sie leise und dachte zurück an die Zeit in ihrem alten Zuhause, obwohl sie die meisten Bilder unterdrückte. Sie wollte nicht, dass Nathan sah, wie sie damals gelebt hatte. Er bekam sowieso schon viel zu viel von ihr mit. Von diesem verfluchten Duft einmal abgesehen...
„Ich bin auf der Flucht… Nicht richtig, denn ich bezweifle, dass die Tatarescus mich noch suchen, seitdem ich Europa verlassen habe… Ich bin ihnen sicher nicht die Mühe wert. Es ist elf Jahre her, dass sie
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