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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Professor Frost und meiner Frau gesucht – und bin dabei auf Sie gestoßen. Die beiden wollten, wenn ich Sie am Telefon richtig verstanden habe, bei Ihnen promovieren.«
    »Ja. Bevor ich hier nach Norwegen kam, war ich an derCurie-Universität in Paris. Und dort habe ich die Dissertationen von Jérôme und Sylvie betreut. Wir wollten an Ratten testen, inwieweit sich genverändertes Soja auf ihre Organe auswirkt. Als wir nach einem halben Jahr eine eklatante Erhöhung der weißen Blutkörperchen und Schädigungen der Nervenzellen bis hin zu Lähmungen feststellten, drehte uns die Universität den Geldhahn zu.«
    »Ist das möglich? Ich meine, es gibt doch genehmigte Budgets …«
    »Sicher, sicher, man findet immer Wege, den wahren Grund zu verschleiern. Fakt ist: Wir teilten unsere Ergebnisse Edenvalley mit. Die stellen dieses Soja her. Edenvalley behauptete, wir hätten eine falsche Versuchsanordnung gewählt, die die Ergebnisse verfälschen würde. Daraufhin habe ich ziemlich laut gelacht. Verstehen Sie, ich habe fünfundzwanzig Jahre Erfahrung, was solche Experimente angeht. Tja, jedenfalls bekamen wir keine weiteren Versuchstiere genehmigt, und unser Raum wurde plötzlich anderweitig benötigt. Zufällig wurde unser Raum vorher noch von einem Einbrecher heimgesucht, der unsere Daten stahl und einige Computer. Wir hatten nichts mehr. Die Dissertationen waren gestorben. Inklusive Vorbereitungszeit hatten wir ein Jahr verloren. Jérôme und Sylvie mussten sich andere Themen und einen anderen Doktorvater suchen. Das haben die beiden dann auch gemacht. Meine Arbeit am Institut wurde immer schwieriger, bis ich schließlich freiwillig ging.«
    »Das klingt nach einem abgekarteten Spiel.«
    »Allerdings.« Ein schmerzliches Lächeln zieht sich flüchtig über sein Gesicht. »Die großen Firmen betreiben intensive Lobbyarbeit. Ein Agrarkonzern zum Beispiel hat der Universität drei Millionen Euro gespendet.« Hirsch seufzt. »Dass Lehre und Forschung an der Universität unabhängig und nicht interessengebunden sein sollen, ist wahrscheinlich schon immer ein frommer Wunsch gewesen.« Er nippt an seinem Teeund behält die Tasse in der Hand, als müsste er sich wärmen. »Ich habe die Stelle hier in Norwegen bekommen. Jérôme hat sich den Spaß an der Arbeit nicht verderben lassen und ist zu Edenvalley gegangen, sie haben ihm wohl ein unwiderstehliches Angebot gemacht.«
    Hirsch schüttelt den Kopf. Er hätte das Angebot sicher nicht angenommen, denkt Ethan.
    »Nun«, Hirsch seufzt, »wir alle müssen von etwas leben, und Jérôme hat sich in die Materie eingearbeitet. Er war ja nicht gegen Gentechnik eingestellt, ganz im Gegenteil. Er war fasziniert von den Möglichkeiten, mithilfe der Gentechnik den Hunger in der Welt zu bekämpfen.«
    »Und was wollte meine Frau von Ihnen?«, fragt Ethan weiter.
    Hirsch schüttelt den Kopf. »Es ist merkwürdig, jetzt im Nachhinein. Sie hatte Saatkörner mitgebracht und bat mich darum, sie im Institut zu untersuchen.«
    »Und wieso?«
    Hirsch zieht die Stirn in Falten. »Tja, das hat sie nicht gesagt, das heißt, sie wollte nicht darüber reden.«
    »Und? Haben Sie diese Saatkörner untersucht?«
    »Ja. Es handelte sich um eine bisher unbekannte Maissorte. Wir haben angefangen, sie an Ratten zu verfüttern.«
    »Und?«
    »Die Ratten sind gestorben. Ihre Zellen haben sich nicht mehr geteilt. Sie sind sozusagen in einem rasenden Tempo gealtert. Stellen Sie sich vor, Sie wachen jeden Morgen auf, und Ihr Körper ist immer um zehn oder fünfzehn Jahre gealtert.«
    »Wie kann so etwas passieren?«
    »Durch Zellgifte, die die Teilung verhindern.«
    Professor Hirsch betrachtet einen Moment seine Hände, dann faltet er sie. »Außerdem hat sich in den Neuronenzellen …«
    Ein Handy klingelt. Hirsch hebt die Augenbrauen und sieht sich suchend um.
    »Bitte, gehen Sie ruhig ran«, sagt Ethan und stellt die Teetasse ab, die er nur aus Höflichkeit in die Hand genommen hat.
    Hirsch lächelt verunsichert. »Ich dachte, das sei Ihres …«
    Auch Ethan sieht sich um. Sein Blick fällt auf ein Päckchen, das, offenbar noch nicht ausgepackt, auf dem Esstisch hinter ihm steht.
    Endlos dehnt sich die Sekunde, die der Impuls braucht, um die neutral erscheinende Information mit den fatalen Erfahrungen der letzten Tage zu verknüpfen, Ethan kann förmlich die Synapsen in seinem Gehirn funken sehen, bis er endlich »Deckung!« schreien kann. Mit einem Sprung fliegt er neben seinen Sessel und sieht

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