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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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dennoch im Schutz der parkenden Autos die Straße hinunter. Der Mercedes verlangsamt die Fahrt, bleibt schließlich am Rand stehen. Ethan wirft einen raschen Blick über die Schulter, niemand steigt aus. Lejeune will wissen, was ich tue. Er geht also weiter, doch plötzlich glaubt er zu hören, wie eine Autotür zufällt. Wieder dreht er sich um. Ungefähr zehn Meter hinter ihm geht ein junger Mann in Jeans und weißem T-Shirt in seine Richtung, dabei plaudert er entspanntmit jemandem am Handy. Tarnung? Ist er aus dem schwarzen Mercedes ausgestiegen? Oder woher ist er gekommen? Er sieht arabisch aus, dunkle Haut, kurzes dunkles Haar, drahtige Figur. Polizist? Kaum fünf Meter vor ihm öffnet sich die Straßenkreuzung, wo er nach rechts abbiegen muss. Er wird sehen, ob der Typ ihn verfolgt. Ethan geht schneller, sammelt seine Kräfte, wechselt die Straßenseite. Der junge Mann bleibt ihm auf den Fersen, dabei telefoniert er ununterbrochen, lacht sogar hin und wieder.

    Er nimmt den gleichen Weg zurück. Der Jaguar parkt so, dass sie gleich weiterfahren können.
    »Und?« Camille und Mathilde erwarten ihn ungeduldig.
    »Er ist seit der Bank hinter mir.«
    Ethan lässt sich auf den Beifahrersitz fallen. Mathilde fährt sofort an, und Camille dreht sich um. »Er hört auf zu telefonieren.«
    Ethan kann den Mann noch einen Moment im Außenrückspiegel beobachten, wie er sein Handy vom Ohr nimmt und hinter ihnen hersieht.
    »Ich habe doch gesagt, die Polizei hat mich angerufen«, betont Mathilde nachdrücklich.
    »Und? Was war im Schließfach?«, fragt Camille, und Mathilde sieht zu ihm herüber.
    Ethan nimmt die Kette aus der Innentasche seines Jacketts. Das diffuse Licht des zu Ende gehenden Tages spiegelt sich auf den Kanten von Winkel und Zirkel.
    »Was ist das?«, fragt Camille.
    »Vincents Kette. Er war in einer Freimaurerloge«, erklärt Mathilde. »The Three Poles.«
    »Wie?« Camille beugt sich noch weiter nach vorn. »The Three Poles?«
    »Sagt dir das was?«, fragt Ethan.
    » The Three Poles … Die drei Säulen … Das hat VéroniqueRegnard erwähnt«, sagt Camille nachdenklich. »Gegründet von Frank Milward, Enkel von John Milward, dem Gründer der Milward-Foundation, die einst The Project finanziert hat … The Project, das Programm zur Geburtenkontrolle …«
    Ethan nimmt eine Handvoll Samenkörner aus seiner Jacketttasche. Mathilde runzelt die Stirn.
    »Das ergibt doch alles keinen Sinn, Ethan«, meint Camille und lässt sich zurücksinken.
    Ob Sylvie von der Loge wusste? In seinem Kopf sind lauter rote Fäden, sie verheddern sich und verknoten sich zu einem unentwirrbaren Knäuel.

    Inzwischen haben sie wieder die Rollbahn und die Grenze nach Spanien erreicht und reihen sich in die Fahrzeugkolonne ein.
    »Vincent war immer ein Geheimniskrämer«, beginnt Mathilde auf einmal. »Aus jedem Essengehen hat er eine geheime Sache gemacht. Immer wollte er uns überraschen. Und wehe, wenn du dich nicht genügend überrascht gezeigt hast.« Sie seufzt und schüttelt den Kopf. »Wieso hat er diese Kette ins Schließfach gelegt? Ist sie etwa aus purem Gold?«
    »Ist doch seltsam«, pflichtet ihr Camille bei. »Man muss die doch sicher zu den Treffen tragen.«
    Wieder schüttelt Mathilde den Kopf. »Da lebt man vierzig Jahre zusammen, und was bleibt – am Ende?«
    Bei mir waren es nur acht Jahre, denkt Ethan und schweigt.

    Endlich haben sie die Grenze passiert. Ein schwarzer Mercedes ist nirgendwo zu sehen. Der Himmel hat sich inzwischen dunkelorange gefärbt.
    »Was ist eigentlich zwischen den beiden passiert, als Sylvie die zwei Tage vor seinem Tod bei ihm war?«, fragt Ethan.
    »Ich weiß es nicht.« Mathilde biegt auf die N340 Richtung Marbella und Málaga ein. »Sie hat einfach bei ihm gesessenund seine Hand gehalten. Mein Gott, sie, die doch die letzten zwanzig Jahre kaum mit ihm geredet hat. Manchmal hab ich ihn gefragt, ob er überhaupt noch weiß, dass er eine Tochter hat. Sylvie hat mich gefragt, warum ich mich nicht von ihm habe scheiden lassen, schon viele Jahre früher.« Mit einem Seufzen fügt sie hinzu: »Es ist eine Frage der Loyalität, finde ich.« Der Hauch eines Lächelns fliegt über ihre plötzlich müden Augen. »Das habe ich von meinem Vater gelernt. Loyal zu sein. Nicht die Seiten zu wechseln, wenn die Mannschaft schlecht spielt.«
    Für Sekunden ruht ihr Blick auf Ethan, als würde sie sich fragen, ob sie all die Jahre wohl ein falsches Bild von ihm mit sich herumgetragen hat, dann

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