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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Wer ist The Project?«
    Ein Zucken in ihren Augen. »Der Innere Kreis.« Sie lächelt. »Aber … du kannst es nicht mehr aufhalten.«
    Er sieht nur noch einen Blitz auf sich zustoßen, duckt sich im selben Moment, stürzt sich auf sie, reißt sie zu Boden. Klirrend fällt das Messer irgendwohin. Sie windet sich unter ihm, krallt sich mit ihren Nägeln in seinen Nacken, schlägt ihre Zähne in seinen Hals. Ein schneidender Schmerz lässt ihn aufschreien, er versucht, sie von sich wegzureißen, doch wie eine wilde Katze hat sie ihn in ihren Fängen, ihre Beine haben sichum ihn geschlungen, sie wird mich totbeißen, es gelingt ihm, sich zu drehen, sodass sie unter ihm liegt, dann hebt er seinen Oberkörper, sie hängt noch immer verbissen an ihm, lässt sich mit vollem Gewicht nach unten krachen, sodass ihr Kopf auf die Steine prallt, ihre Zähne und Fingernägel dringen noch tiefer in ihn, er ringt nach Luft, versucht seinen Unterarm zwischen seinen und ihren Hals zu schieben, und dann drückt er mit aller Kraft gegen ihre Kehle, bis sie hustend von ihm ablässt, er weiß, es ist nur für Sekunden, dann wird sie ihre Zähne wieder in ihn schlagen und diesmal an die richtige, an die todbringende Stelle. Er drückt ihr mit einer Hand die Kehle zu, doch sie tritt und schlägt um sich, trifft ihn zwischen den Beinen, und für einen Moment lockert er seinen Griff, darauf hat sie nur gewartet, sie richtet sich auf, zieht blitzschnell ein langes, schmales Messer aus dem Stiefelschaft, hebt den Arm, und schon sieht er, wie sie das Messer gleich von oben in seinen Nacken stoßen wird. Etwas schreit Nein!, er rammt ihr mit aller Wucht seinen Kopf in den Bauch, sie stolpert nach hinten, die Mauer gibt ihr keinen Halt, und sie fliegt in die Dunkelheit.
    Den Aufprall hört er nicht. Sechs Stockwerke tiefer, auf dem Pflaster, in einer Nische neben einer Blumenrabatte, liegt, kaum beleuchtet, ihr verdrehter Körper.

    Die Mörderin von Sylvie ist tot.
    Für ein paar Sekunden spürt er tatsächlich eine friedvolle Stille in sich. Doch dann kehrt die Wut zurück, und plötzlich sind sie wieder da, Trauer und Schmerz. Er sackt zu Boden, doch es kommen keine Tränen. Sein Atem schwebt in der nächtlichen Kälte. Mit jedem weiteren Tod stirbt auch etwas in ihm. Dabei hat er geglaubt, jedes Mal würde etwas von Sylvie zurückkehren.
    Erst jetzt beginnt er zu frieren. Verzeih mir. Nichts weiter. Und als ihre Mörderin weg war … hat Sylvie offenbar noch mit letzter Kraft den Hinweis auf die Bibelstelle geschrieben –und den Code dazu. Mein Gott, Sylvie … wie musst du dich gefühlt haben, so allein …
    Die Bisswunden an seinem Hals brennen. Er muss sie desinfizieren, später – er wirft einen Blick auf die Uhr. Das Treffen der Loge beginnt in zehn Minuten. Noch ist er nicht am Ziel. Er steht auf, klopft sich den Schmutz von den Knien. Plötzlich klingelt ein Handy. Es ist nicht seins. Vor seinen Füßen leuchtet hellblau ein Display auf. Er bückt sich. Mama steht dort anstatt einer Telefonnummer. Mama – ihre Mama ist längst tot. Er drückt auf den grünen Knopf, hält es ans Ohr, wartet. Niemand spricht.
    Klack. Aufgelegt.
    Er drückt auf Details der Telefonnummer. 91 663 67 56. Auch ohne ein Zahlengenie zu sein, erkennt er die Nummer wieder. Es ist dieselbe, die der Killer bei ihm zu Hause zuletzt angerufen hat.
    Das Bild vervollständigt sich. Er läuft zum Treppenhaus. Der Innere Kreis … Ist The Project der Innere Kreis von The Three Poles? Er hat über Freimaurerlogen und Geheimbünde recherchiert. Der Innere Kreis ist die Gruppe von Mitgliedern, die die eigentlichen Ziele verfolgt, Ziele, die vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden, die nicht den nach außen hin propagierten Zielen entsprechen, ja ihnen oft sogar entgegengesetzt sind. Das Äußere ist nur Fassade, Täuschung …
    Er muss Camille warnen, wählt ihre Nummer. Doch sie geht nicht dran.
23
    Er läuft die Treppen hinunter bis in den vierten Stock und hält nach Raum 417 Ausschau. Ein violett gemusterter Teppich verleiht der Beleuchtung einen warmen Ton, und aus unsichtbaren Lautsprechern rieselt unaufdringlichirgendetwas Klassisches. Und wenn ein Codewort verlangt wird? Oder ein Fingerabdruck? Ein Iris-Scan? Noch bis vor drei Wochen hätte er sich spätestens jetzt Sorgen gemacht, hätte an seinem Vorhaben gezweifelt und die Sache wahrscheinlich aufgegeben. Doch jetzt hat er nichts mehr zu verlieren, außer seinem Leben, und das ist ihm im Moment nur so

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