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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Zeitalters.« Océane dreht sich zu ihr, und Camille sieht sie lange an. Hat sie das nicht schon mal gehört?
    »Das hat Véronique Regnard auch gesagt.«
    Océane lächelt. »Ich weiß.«
    Camille trinkt einen Schluck. Ihr ist, als würde sie auf dünnem, zerbrechlichem Glas stehen.
    »Damit rechtfertigen sie ihren teuflischen Plan.«
    »Nature’s Troops?«, fragt Camille.
    »Ja. Sie wollen die Erde retten. Sieben Milliarden Menschen sind zu viel, sagen sie.«
    Camille versucht, in Océanes Gesicht zu lesen, aber sie kann nicht herausfinden, ob sie das alles nur erfindet.
    Océane tritt näher an sie heran und zeigt durchs Fenster in die Nacht. »Stellen Sie sich vor, wie die Vegetation den Beton überwuchert, wie ein dichter tiefgrüner Wald daraus entsteht, voller Leben. Sehen Sie die großen, bunten Vögel dort, die sich gerade aus den Wipfeln der hohen Bäume erheben und in den Sonnenaufgang fliegen? Ist das nicht eine großartige Vision?«
    »Dann stehen Sie auch auf Véroniques Seite?«
    »Nein.« Océane lächelt, und Camille überläuft ein erregender Schauer, als sie erst Océanes Blicke, dann deren Lippen auf ihrem Mund spürt. Widerstandslos lässt sie sich von Océane ins Schlafzimmer ziehen, ihr ist, als hätte ein Sog sie erfasst, immer schneller treibt sie dem Auge des Strudels zu, berauscht von der Intensität dieser Kraft, gegen die sie anfangs ankämpft – und ihr dann doch erliegt.
22
    Für einen Moment glaubt Ethan, in der Menge ein Paar eishelle Augen auf sich gerichtet zu sehen. Aamu. Unmöglich. Warum unmöglich? Sein Gehirn versucht, logische Erklärungen zu finden. Jemand anders kann die gleichen Augen haben wie Aamu. Er sieht überall Gefahren, er ist überlastet … Bullshit. Das sind Aamus Augen, und wenn sie es nicht sind, dann finde ich es jetzt heraus.
    Er stellt sein Glas auf dem Tablett des gerade vorbeigehenden Kellners ab und drängt sich durch die Menge in die Richtung, in der der Blick gerade wieder hinter einer Schulter und einem Anzug verschwunden ist. Entschuldigungen murmelnd, schiebt er sich an Ellbogen, Rücken und Händen mit Gläsern vorbei, da, da sind sie wieder, die Augen … unverwechselbar … eishell … Er stößt einen Arm mit einem Glas an, ignoriert den Aufschrei, da, drei, vier Meter vor ihm, dieAugen! Jetzt haben sie ihn auch erkannt, doch schon sind sie wieder verschwunden. Aamu, ich weiß, dass du es bist!, er geht weiter, sie muss hier irgendwo sein, eine oder zwei Armlängen von ihm entfernt. Es ist eine Falle, doch er kann nicht anders. Er sehnt es geradezu herbei, in die Falle zu tappen. Endlich, endlich kann er Sylvie rächen. Das Mädchengefängnis, der erschlagene Vater … Lejeunes dürres Lächeln, als sie ihm das Video zeigt. Er bringt es zu Ende, jetzt. Und wenn sie bewaffnet ist? Natürlich ist sie bewaffnet. Es kommt nicht darauf an, zu überleben. All seine Wut presst sich in ihm zusammen, fühlt sich an wie ein Feuerball. Sylvie … das Baby … ihr Leben …
    Hinten an der Wand entdeckt er drei Türen, zwei davon sind Toiletten, die ganz linke scheint ins Treppenhaus zu führen. Er ist sich sicher, dass sie die linke genommen hat. Also stößt er die Tür auf. Tatsächlich steht er in einem hell erleuchteten Treppenhaus. Nach oben oder nach unten? Sein Instinkt sagt ihm, nach oben. Sie will ihn in eine Falle locken, und von oben gibt es keinen Ausweg. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastet er hinauf. Ist da nicht eine Tür zugefallen? Von unten dringen Stimmen zu ihm, dann ist es wieder still bis auf die leise Musik vom Buffet. Vierter Stock. Fünfter. Sein Herz hämmert. Weiter. Sechster. Die Treppe endet vor einer grauen Eisentür. Er drückt die Klinke – und stößt die Tür auf. Feuchte Dunkelheit überfällt ihn. Hier, im Gegenlicht, ist er ein leichtes Ziel, rasch macht er die Tür hinter sich zu und drängt sich mit dem Rücken an die Mauer. Vor ihm erstreckt sich ein mit Kies belegtes Flachdach, umgeben von einer kniehohen Mauer. Ein diffuser Lichtschein dringt von unten herauf. Sonst ist es dunkel. Noch sieht er niemanden, aber er spürt, dass sie da ist. Ganz sicher. Vorsichtig tastet er sich an der Mauer des Treppenhausschachtes entlang. Er will keine Überraschungen. Noch immer kann er an der Brüstung niemanden ausmachen. Aber Aamu wäre dumm, würde sie dortauf ihn warten. In diesem Moment weiß er, wo sie ist. Ein Meter über ihm erstreckt sich das Dach des Treppenhausschachtes. Er sieht hinauf – direkt in zwei helle

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