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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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wahren Beweggründe eines Menschen, Camille?«
    Camille versucht die hintergründige Bemerkung zu ignorieren und fragt: »Woran hat er gearbeitet?«
    »Er war Mediziner und Biologe, soweit ich mich erinnere. Es ging um Antibiotika-Verträglichkeit, meine ich, auf diesem Gebiet hat er ja auch schon an der Universität geforscht.«
    »Angeblich soll Professor Frost sich irgendwann gegen die Gentechnik gewendet haben.«
    »Tatsächlich?« Océane hebt ganz kurz die Augenbrauen. »Das ist mir neu. Er war ein leidenschaftlicher Befürworter der Gentechnologie. Wir haben seinen Weggang von Edenvalley damals sehr bedauert.«
    Camille versucht, in Océanes Gesicht zu lesen. Sind das nicht die üblichen Phrasen, die man drischt, wenn man nicht die Wahrheit sagen will?
    »Wer, glauben Sie, hat Professor Frost ermordet? Sie haben von den Drohbriefen gehört?«, fragt Camille weiter.
    »Ich habe darüber gelesen. Sie sind recht eindeutig, finden Sie nicht? Gentechnik-Gegner, Verrückte, militante Ideologen, Fanatiker. Wissen Sie – aber das zitieren Sie bitte nicht –, Edenvalley besteht nun mal auch bloß aus Menschen, die wie alle Menschen nicht frei von Fehlern sind und die die Öffentlichkeit damit verärgern. Aber, Camille, so etwas – ein Mord – ist einfach außerhalb jeglicher Option.«
    »Das sagt Nature’s Troops auch.«
    Océane lacht kurz. »Diese Bomben legenden grünen Fanatiker? Wieso sollten sie den Mord auch zugeben?«
    Ja, wieso auch? Genauso wenig, wie andere ihn zugeben würden. » Kennen Sie Véronique Regnard?«
    Océane legt kurz die Stirn in Falten. »Hat sie nicht eine Bombe gelegt?«
    »Ja.«
    »Und ein Feuerwehrmann ist dabei gestorben?«
    »Ja.«
    »Diese Fanatiker glauben, nur sie allein sind im Besitz der Wahrheit«, sagt Océane und sieht ihr dabei direkt in die Augen.
    Wieder ist Camille irritiert. Ist das Océanes Absicht, damit sie sie manipulieren kann?
    »Erzählen Sie doch noch ein bisschen was über sich«, fordert Camille sie auf.
    »Wissen Sie nicht schon alles über mich – meinen Vater, meine Mutter, meine Studienzeit …?«
    »Ich dachte eher an: Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Was würden Sie gern einmal tun …« Camille bricht ab, an dieser Stelle beginnen die Gefragten meist schon zu antworten. Doch Océane sieht sie nur mit einem eingefrorenen, unnahbaren Lächeln an.
    Die Pause wird lang, bis Camille sagt: »Darüber möchten Sie nicht reden, ja?«
    »In meiner Position ist es nicht ratsam, Persönliches auszuplaudern. Es wird garantiert von irgendjemandem gegen mich verwendet.«
    Angst, bedroht zu werden – auch eine wertvolle Information. »Verstehe. Und warum suchen Sie sich nicht einen, sagen wir mal, beliebteren Konzern?« Du bewegst dich auf dünnem Eis, Camille, mach sie dir nicht schon vor der Sendung zur Feindin.
    Océanes Lächeln wird überlegen. »Oh, Edenvalley ist schon ein ganzes Stück beliebter geworden, seitdem ich dort bin.«
    Der Kellner bringt das provenzalische Huhn und den gedünsteten Fisch, und als sie das Besteck aufnehmen, sagt Océane gut gelaunt: »Ich freue mich jedenfalls auf heute Abend.«

    Auf der Fahrt zurück ins Redaktionsbüro versucht Camille zusammenzufassen, was die Vizepräsidentin von Edenvalley eigentlich gesagt hat. Jetzt, mit ein wenig Abstand, ist sie fast sicher, dass Océane Rousseau zu keinem Zeitpunkt aufrichtig war. Doch sie hat sie neugierig gemacht.
    Und das Essen war vorzüglich.
18
    Die ganze Zeit hat Ethan das Gefühl, dass alle sehen müssten, was er da in seiner Jackentasche hat. Deshalb sucht er sich in der Métro einen Platz an der Wand und wirft immer wieder einen Blick auf die Stelle des Mantels, wo er sich über der Jacke ein wenig ausbeult. Man könnte meinen, er trägt ein dickes Buch mit sich. »Damit wirst du dich besser fühlen. Neun Millimeter, acht Schuss«, hat ihm Zouzou, das Schlitzauge, versichert und ihm den Griff in die Hand gelegt. »Das Richtige für deine zarten Schriftstellerhände.« Zouzou spielt perfekt die Rolle des reuigen Verbrechers – und hat sich damit eine brillante Tarnung geschaffen. Wervermutet schon inmitten von Weihrauch, Kruzifixen, Tauf-, Hochzeits- und Geburtstagskerzen Waffen unterm Ladentisch?
    Seit Ethan Australien verlassen hat, hat er keine Waffe mehr in der Hand gehabt. Dann, als Zouzou ihm die SIG Sauer P239 gegeben hat, sind die Bilder zurückgekommen. Wie er als Achtjähriger auf der Farm seiner Eltern mit der Pistole seine erste Schlange erschossen hat. Sie war in

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