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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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besetzt, und es herrscht eine angenehme Geräuschkulisse, keine Grabesstille, bei der man fürchten muss, dass jedes Wort mitgehört wird. Sie könnte hier durchaus öfter zum Essen gehen, denkt sie.
    »Ach, Camille – ich darf Sie doch Camille nennen?« Die dunklen Augen schauen Camille durchdringend an.
    Hypnose?, denkt Camille. Oder einfach nur intensiver Kontakt? Berechnend, um sie auf ihre Seite zu ziehen?
    »Bitte.« Camille ringt sich ein Lächeln ab. Sie sollte sich wieder ein bisschen entspannen.
    »Océane.«
    Camille nickt. Sie braucht ein Konzept.
    Océane lächelt. »Wir sind heikle Angelegenheiten gewöhnt. Die Liga der Umweltschützer kämpft mit harten Bandagen und nicht selten unfair.«
    Schluss! Camille, lass dich nicht einwickeln! Camille räuspert sich, strafft den Rücken. »Aber es gibt Fakten, Océane. Edenvalley hat gewisse Skandale, wegen Dioxin zum Beispiel, jahrelang unter den Teppich gekehrt.«
    Océane lächelt ein wenig schuldbewusst. »Das war lange vor meiner Zeit. Aber ich weiß, was Sie meinen.«
    Camille will keine offene Konfrontation, und sie will sich vor allem nicht den Vorwurf einhandeln, die Gäste parteiisch zu behandeln.
    »Sie haben sicher schon mal den Begriff Dominoeffekt gehört«, sagt Océane. »Egal, ob eine Meldung wahr oder falsch ist, sie bringt eine neue Meldung hervor und so fort. Man muss nur immer wieder dasselbe behaupten, und schließlich glauben es die Menschen. Auf diese Weise fügt uns die Umweltbewegung schon lange großen Schaden zu.«
    Camille bewundert Océanes ebenmäßige kieselweiße Zähne, die beim Sprechen ab und zu hinter den Lippen sichtbar werden.
    »Trotzdem«, sagt sie, »Sie selbst essen, nehme ich an, nicht unbedingt gentechnisch veränderte Lebensmittel oder solche, die man chemisch aufbereitet hat, oder?«
    Océane stützt die Ellbogen auf und legt die Fingerspitzen aneinander. »Lesen Sie ausschließlich Ihre Zeitung, Camille?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fügt sie hinzu: »Auf dem Planeten leben nun mal über sieben Milliarden Menschen, die wollen alle essen!«
    Der Hunger in der Welt wird mit Sicherheit nicht durch die Gentechnik bekämpft. Nur durch eine andere Verteilung, durch eine andere Politik … Auch wird dank Gentechnik nicht weniger Regenwald abgeholzt, eher im Gegenteil, man rodet Flächen, um Raps für Biokraftstoff anzubauen, will Camille sagen, aber sie will ihr ganzes Pulver nicht schon vor der Sendung verschießen.
    Océane wertet ihr Schweigen wohl als Zustimmung und nickt dem Kellner zu, der bereits auf ihr Zeichen gewartet hat.
    Camille erinnert sich, dass ihr Spesenkonto schon mit der Fahrt nach Rouen erschöpft ist und das Souper mit vierundfünfzig Euro ohne Getränke und Kaffee ihr Budget weit übersteigt, aber sie denkt viel zu kleinlich, weiß sie.
    »Sie sind selbstverständlich eingeladen.« Océane Rousseau lächelt gewinnend. Ihre Haut glänzt leicht golden, das mag an ihren indischen Genen liegen – und an ihrem sicher sündhaft teuren Make-up. Jetzt fallen Camille auch die dezenten goldenen Ohrringe auf und der Rubinring an ihrem Ringfinger. Nein, sie ist nicht verheiratet, das hätte sie gelesen. Sicher gibt sich Océane Rousseau mit keinem Mann zufrieden.
    Camille wählt das provenzalische Hühnchen mit Polenta, während Océane Loup de Mer bestellt. Als der Kellner gegangen ist, ist der Zeitpunkt für Camilles drängendste Frage gekommen: »Entschuldigen Sie meine direkte Frage, aber angesichts des Mordes an Professor Frost … Warum hat Jérôme Frost Edenvalley verlassen?«
    »Er wollte mehr Geld«, antwortet Océane ohne Zögern. »Deshalb wechseln die meisten Menschen ihren Arbeitsplatz. Das würden Sie doch vermutlich auch tun, oder?«
    »Oh, wollen Sie mir etwa ein attraktives Angebot unterbreiten?«
    »Warum nicht?« Océane lächelt vielsagend.
    Camille spürt, wie diese Frau sie elektrisiert, sie in einen Zustand äußerster Wachheit versetzt, die Spannung in ihrem Körper erhöht. Mein Gott, Camille, was ist nur mit dir los? » Professor Frost wollte also bloß mehr Geld, und das konnte Edenvalley nicht zahlen?«
    Océane Rousseau nickt, sie hat wieder einen neutralen, professionellen Blick, und Camille fragt sich, ob sie sich die Signale ihres Gegenübers nur eingebildet hat.
    »Als Wissenschaftler an der Universität verdient man aber bekanntlich weniger als in der Industrie«, wendet Camille ein.
    Océane Rousseau zuckt dezent mit einer Schulter. »Was wissen wir schon über die

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