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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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eine neue Flasche Rotwein auf. Trinkt das erste Glas, ohne abzusetzen, gießt sich ein zweites ein. Warum muss er immerfort an Sarah denken? Warum ist er so misstrauisch? Er trinkt das Glas halb leer und legt die Waffe vor sich auf den Tisch. Die Mikrowelle klingelt – und das Telefon auch.
    »Was ist so dringend, dass …« Mathilde.
    »Sylvie ist tot.« Es gibt einfach keine passende Einleitung.
    Mathilde braucht ein paar Sekunden, bis sie fragt, wie und warum. Sie lässt sich gerade auf ihre gigantische Sitzlandschaft auf der Veranda fallen, stellt er sich vor, im Hintergrund das glitzernde blaue Meer und schemenhaft, im Dunst, der Felsen von Gibraltar.
    Er erklärt ihr die Umstände, den Mord an dem Wissenschaftler, den vorgetäuschten Selbstmord. Dass Sylvie schwanger war, unterschlägt er.
    Mathilde ringt nach Atem. »Das ist … Ich kann es nicht glauben, Ethan …« Er sieht sie, ihre Hand ruht theatralischauf dem sonnengebräunten Dekolleté. Sie fasst sich wieder und stellt präzise Fragen nach dem Zeitpunkt der Beerdigung und ob sie Sylvie noch einmal sehen kann. Er gibt ihr die Nummer von Lejeune, denn er weiß nicht, wie lange es dauert, bis sie Sylvies Leiche freigeben.
    »Aber Ethan, sagen Sie mir, wie so etwas überhaupt passieren konnte. War es ein Überfall, ein… Ich verstehe nicht…«
    Mathilde und Vincent haben ihm nie das Du angeboten. Und so siezen sie sich seit acht Jahren. Irgendwann ist es ihm gar nicht mehr aufgefallen. Jetzt ist er sogar froh darüber. Das Sie ist ein Spiegel der Beziehung, die sie zueinander haben.
    »Hat Sylvie mal den Namen Jérôme Frost erwähnt?«, fragt er.
    »Ist er der Mörder?«
    »Nein, er war … er war Forscher, und er hat sie wahrscheinlich als Letzter gesehen.«
    »Frost … mon Dieu, ich weiß nicht, ich bin so durcheinander, der Name kommt mir bekannt vor, aber, ich weiß nicht … nein, ich weiß wirklich nicht …«
    »Rufen Sie mich wieder an, Mathilde. Und ja, wenn Sie nach Paris kommen, dann … dann sagen Sie mir Bescheid.«
    Er weiß, dass er keinen guten Schluss gefunden hat, aber es lässt sich nun mal nicht ändern. Sylvie hat darunter gelitten.
    Die Lasagne in der Mikrowelle ist inzwischen ausgetrocknet, die Ränder sind dunkel und biegen sich. Er isst den mittleren Teil, schenkt sich noch einmal aus der Rotweinflasche nach und betrachtet die Waffe.
    Tontauben … bloß zersplitternder Lehm.
    Als das Telefon wieder klingelt, glaubt er, es ist Mathilde, die schon einen Flug gebucht hat. Doch es ist Robert aus der Klinik.
    »Ich habe mich noch einmal wegen dieser Praktikantin erkundigt. In der Personalabteilung haben sie einwandfreie Studienpapiere. Sie ist im sechsten Semester.«
    »Danke, Robert.«
    »Gerne. Wenn ich sonst noch was für dich tun kann …«
    »Danke. Im Moment nicht.« Er legt auf, bevor er sich noch ausführlicher bedanken muss.
    Nachdenklich stellt er Gabel und Glas in die Spüle, wirft die Lasagne weg. Der Toast im Brotkasten hat eine bläulich grüne Färbung angenommen. Er wirft auch ihn weg. Im Kühlschrank findet er einen Rest Ziegenkäse. Sylvie hat ihn gekauft. Es war ihr Lieblingskäse. Crotin de Chavignol. Mit jedem Bissen schnürt sich sein Hals enger zu. Die Erinnerung quält ihn, und sie ist doch das Einzige, was ihm von Sylvie geblieben ist.

Dritter Teil
1  
Paris
    Von wegen die Kinder freuen sich, wenn sie mal früher nach Hause kommt! Sie waren noch gar nicht da, waren zwei Straßen weiter bei den Laurents. Als sie endlich kommen, sitzt ihre Mutter vor dem Fernseher, gerade noch rechtzeitig hat David ihr Bescheid gegeben. Und sie hat an einen freien Abend gedacht!
    »Roland, bitte, ich muss diese Sendung sehen!« Sie nimmt die Fernbedienung und stellt die Lautstärke höher, damit die Stimme der Moderatorin das Geplärre ihrer Kinder im Kinderzimmer übertönt.
    »Guten Abend und willkommen zu ParisCult«, sagt die Moderatorin. Attraktiv, wie Lejeune zugeben muss, ihr Lächeln ist strahlend, das Haar leuchtend blond, der graue Hosenanzug schlicht, doch der Ausschnitt, nun ja, denkt Lejeune, fast zu gewagt – und gerade deshalb genau richtig. Sie kennt doch die Tricks. Jeder kennt sie und dennoch funktionieren sie.
    »Der brutale Mord an dem Pflanzengenetiker Professor Jérôme Frost hat der Diskussion um genetisch veränderte Organismen eine ganz neue Brisanz verliehen. Befürworter und Gegner der Gentechnologie stehen sich feindlich gegenüber …«
    »Irène!« Roland steht im Jogginganzug, den er jetzt

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