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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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zu
verletzen.«
    Eph stand etwas abseits und hielt sich das freie Ohr zu, damit er Pete besser verstehen konnte, der offenbar aus einem fahrenden Auto anrief.
    »Was ist da oben bei euch los?«, wollte Pete gerade wissen. »Tja ... was hast du denn gehört?«
    »Dass ich nicht mit dir reden soll. Dass du in Schwierigkeiten steckst. Dass du völlig durchgeknallt bist.«
    »Hier herrscht das reinste Chaos, Pete. Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll«
    »Ich wollte dich sowieso anrufen. Ich habe die Proben untersucht, die du mir geschickt hast.«
    Eph spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Dr. Peter O'Connell war Mitglied der CDC-Forschungsgruppe für überträger basierte und enterovirale Krankheiten. Es war eine interdisziplinäre Gruppe, bestehend aus Virologen, Bakteriologen, Epidemiologen, Tierärzten und anderen Spezialisten. Eine große Zahl natürlicher Todesfälle in den USA blieb jedes Jahr ungeklärt, und ein Bruchteil davon - etwa siebenhundert pro Jahr - wurde der Forschungsgruppe zur weiteren Untersuchung gemeldet. Von diesen siebenhundert wurden rund fünfzehn Prozent aufgeklärt, während Gewebeproben der restlichen Fälle für eine mögliche neuerliche Überprüfung eingelagert wurden. Jeder Mitarbeiter der Forschungsgruppe besaß noch eine weitere Funktion innerhalb der CDC, und Pete leitete die Abteilung Infektionskrankheiten, ein Experte dafür, wie und warum ein Virus auf seinen Wirt einwirkt. Eph hatte völlig vergessen, dass er ihm die Biopsien und Blutproben geschickt hatte, die er Kapitän Redfern bei einer ersten vorläufigen Untersuchung entnommen hatte.
    »Es handelt sich um einen Virenstamm, Eph, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Ein wirklich bemerkenswertes Stück Nukleinsäure. Das Glykoprotein hat verblüffende Bindungscharakteristika, es ist so was wie ein Generalschlüssel. Erstaunlich. Der kleine Drecksack kapert nicht einfach nur die Wirtszelle und bringt sie dazu, weitere Kopien seiner selbst zu produzieren. Nein - er vereinigt sich mit der Wirts-DNA,
verschmilzt
mit ihr. Er assimiliert sie, zerstört sie aber nicht. Das Virus repliziert diese
Verbindung
mit dem Genom der Wirtszelle. Wobei es allerdings nur die Teile übernimmt, die es braucht. Ich weiß nicht, was du bei deinem Patienten beobachtest, aber theoretisch kann sich dieses Ding replizieren und immer weiter replizieren, bis es viele Millionen Generationen später in der Lage ist - und dieses Ding ist
verdammt schnell-,
eine eigene Organstruktur aufzubauen. Und zwar systematisch. Es könnte seinen Wirtskörper verändern. Umbauen. Was dabei entsteht, kann ich dir beim besten Willen nicht sagen - aber ich würde es verdammt gern herausfinden.«
    »Pete ... « Eph schwirrte der Kopf. Alles ergab auf einmal einen Sinn: Das Virus überwältigte die Zelle und baute sie um - genau wie der Vampir sein Opfer überwältigte und anschließend verwandelte. Die Vampire waren die Inkarnation des Virus.
    »Ich würde die genetische Untersuchung gern selbst durchführen. Ich muss unbedingt wissen, wie es funktioniert.« »Pete, hörst du mir bitte mal zu. Ich will, dass du es vernichtest. «
    Eph konnte in der folgenden Stille das Quietschen von Petes Scheibenwischern hören. »Was sagst du da?«
    »Du kannst ja deine Ergebnisse und Befunde abspeichern und damit weiterarbeiten - aber die Gewebeproben musst du sofort vernichten.«
    Wieder Scheibenwischergeräusche. »Du meinst, ich soll die Probe vernichten, mit der ich gearbeitet habe? Okay, du weißt ja, dass wir immer etwas einlagern für den Fall, dass ... «
    »Pete, es ist ungeheuer wichtig, dass du auf der Stelle ins Labor fährst und diese Proben vernichtest.«
    Nun war der Blinker zu hören, als Pete von der Straße abfuhr. »Du weißt doch am Besten, wie vorsichtig wir mit allen potenziellen Pathogenen umgehen. Wir sind auf der sicheren Seite. Außerdem haben wir ein sehr strenges Laborprotokoll, über das ich mich nicht einfach so hinwegsetzen kann, nur weil du ... «
    » Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen, als ich das Zeug aus New York City rausgeschickt habe. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich jetzt weiß.«
    »Was geht hier eigentlich vor, Eph?«
    »Versuch's mit Bleichmittel. Wenn das nicht klappt, nimm Säure. Verbrenn es, wenn es sein muss, ist mir egal. Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    »Es geht hier nicht um Verantwortung, Eph. Es geht hier um Wissenschaft. Du musst mir reinen Wein einschenken. Irgendjemand hat erzählt,

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