Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
Vom Netzwerk:
auf diesen Mann - diesen Mann, der sich in das Haus und Bett seiner Frau gedrängt hatte, der seinem Sohn ein Vater sein wollte, der Eph ersetzen wollte - lag in dem Schlag auf Matts Unterkiefer. Eph wollte das Grauen, das darin lauerte, einfach zerschmettern.
    Matt hatte wie alle neu verwandelten Vampire Koordinationsschwierigkeiten, und so konnte ihm Eph mit sieben oder acht heftigen Geraden einige Zähne ausschlagen und ihn in die Knie zwingen. Doch dann schnellte Matts Hand vor, bekam Ephs Fußgelenk zu fassen und riss ihn von den Beinen. Eph trat dem Vampir ins Gesicht und schleuderte ihn zurück. Sein Blick fiel auf ein Tranchiermesser, das an einer Magnetleiste über der Küchenzeile hing.
    Wut ist nie blind. Wut hat immer ein konkretes Ziel. Eph war, als blickte er von der falschen Seite durch ein Teleskop er sah nur noch das Messer ... und dann nur noch Matt.
    Der Vampir stürzte sich auf ihn, doch Eph drängte ihn an die Wand. Als er an seinem Haar riss, um an den Hals zu gelangen, öffnete sich Matts Mund und der Stachel schnellte heraus, während sein Hals pulsierte und zuckte.
MesserMesserMesserMesser ...
Eph griff nach der Klinge und stach zu, mitten durch die Gurgel, so heftig, dass die Spitze in der Wand hinter Matt stecken blieb. Eph zog sie wieder heraus, wobei er mehrere Halswirbel durchtrennte. Weiße Flüssigkeit spritzte hervor, der Körper des Vampirs erschlaffte, aber die Arme droschen weiter blindlings um sich. Eph stach so lange zu, bis er nur noch Matts Kopf in den Händen hielt, während der Rumpf auf den Boden rutschte.
    Erst da kam er wieder zur Besinnung. Wie in Trance blickte er auf den Kopf in seiner Hand, den Stachel, der schlaff aus dem abgetrennten Hals hing, aber immer noch zuckte.
    Dann bemerkte er, dass Nora und die anderen ihn von der Tür aus beobachteten. Er sah das weiße Blut die Wand hinunterlaufen, sah den enthaupteten Körper auf dem Boden.
    Blutwürmer schlängelten sich über Matts Gesicht, glitten über die Wangen und die toten Augen in das dünne Haar und auf Ephs Finger zu.
    Er ließ den Kopf fallen. Dumpf schlug er auf dem Boden auf und blieb dort liegen. Dann ließ er auch das Messer fallen, das geräuschlos in Matts Schoß landete. »Sie haben mir meinen Sohn genommen«, krächzte er.
    Setrakian zog ihn beiseite, weg von dem Körper und dem verseuchten Vampirblut. Nora schaltete die UV-Lampe ein und bestrahlte damit Matts Leiche.
    »Heilige Scheiße«, murmelte Vasiliy.
    »Sie haben mir meinen Sohn genommen«, wiederholte Eph verzweifelt.
    Das mörderische Getöse in seinen Ohren ebbte ab, und er hörte das Geräusch eines Wagens, der vor dem Haus hielt. Eine Tür wurde geöffnet, leise Musik ertönte.
    »Danke«, rief eine Stimme.
    Seine Stimme!
    Eph lief nach draußen und sah, wie Zack aus einem Minivan stieg und seinen Rucksack schulterte. Der Junge schaffte es gerade mal bis zur Gartentür, dann hatte Eph ihn schon in die Arme genommen.
    »Dad?«
    Eph untersuchte ihn gründlich, nahm den Kopf des Jungen in beide Hände, kontrollierte seine Augen und sein Gesicht.
    »Was machst du?«, fragte Zack entgeistert. »Wo bist du gewesen?«
    »Bei Fred.« Zack versuchte, sich aus dem Griff seines Vaters zu lösen. »Mom ist nicht gekommen, da hat mich Freds Mutter mitgenommen.«
    Eph ließ ihn los.
Kelly.
    Zack blickte an Eph vorbei zum Haus. »Was ist denn mit der Tür passiert?«
    Der Junge machte ein paar Schritte darauf zu - dann tauchten Vasiliy und Setrakian auf: ein großer, kräftiger Typ mit Arbeitsschuhen und Flanellhemd, das ihm aus der Hose hing, und ein alter Mann in Tweedanzug und mit Gehstock.
    Zack sah seinen Vater an. Jetzt spürte er ebenfalls die Spannung, die in der Luft lag.
    »Wo ist Mom?«, fragte er.
     
    Knickerbocker Loans and Curios, I
8th Street, Spanish Hadern
     
    Zack saß an Setrakians Küchentisch und aß Schokoladenkuchen, während Nora ihn über die Schule ausfragte, um ihn abzulenken.
    Noch immer spürte Eph den Griff des Meisters um seinen Kopf. Er hatte sein Leben auf gewissen festen Annahmen aufgebaut. Jetzt war dieses Fundament verschwunden, und mit Schrecken begriff er, dass er überhaupt nichts mehr wusste.
    Nora beobachtete ihn. Eph bemerkte, dass der Ausdruck auf seinem Gesicht ihr offenbar Angst machte.
    Von nun an würde der Wahnsinn sein ständiger Begleiter sein.
    Vorsichtig stieg er die zwei Stockwerke in den Keller, zu Setrakians Waffenarsenal hinab. Die UV-Alarmanlage um die Tür herum war ausgeschaltet. Der alte Mann

Weitere Kostenlose Bücher