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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Nachmittag.
    »Das wird eine große Nummer«, sagte Matt. Offenbar wollte er Kelly mit diesem Kommentar wissen lassen, dass er sich von seiner Enttäuschung nicht den Abend verderben ließ.
    »Es ist ein bedeutendes Himmelsereignis «, 'erwiderte Kelly. »Und die tun so, als wär's nur ein weiterer Schneesturm.«
    Es folgte eine »Aktuelle Sondersendung«. Normalerweise war das Kellys Stichwort, den Kanal zu wechseln, aber etwas an dem Bericht war so eigenartig, dass sie wie gebannt weiter zuschaute. Das aus größerer Entfernung aufgenommene Bild zeigte eine Passagiermaschine auf dem Rollfeld des JFK, die auf so dramatische Weise von starken Halogenscheinwerfern angestrahlt wurde und von so vielen Fahrzeugen und winzigen Menschen umgeben war, dass man hätte meinen können, in Queens sei ein UFO gelandet.
    »Terroristen?«, murmelte Matt.
    JFK lag nur ungefähr fünfzehn Kilometer entfernt. Der Reporter berichtete, das fragliche Flugzeug sei nach einer völlig unauffälligen Landung komplett »abgeschaltet« worden und es habe bisher noch keinen Kontakt gegeben - weder zur Crew noch zu den Passagieren. Vorsorglich würden alle ankommenden Flüge nach Newark und LaGuardia umgeleitet.
    In diesem Moment wusste KeHy: Das Flugzeug war der Grund dafür, weshalb Eph Zack nach Hause brachte. Und in diesem Moment woHte sie nichts anderes, als Zack wieder sicher unter ihrem eigenen Dach haben. KeHy gehörte zu den Menschen, die sich ständig über irgendetwas Sorgen machten, und zu Hause bedeutete Sicherheit - der einzige Ort auf dieser Welt, den sie kontrollieren konnte.
    Sie stand auf, ging zum Fenster an der Spüle, dimmte das Licht und sah über das Dach ihres Nachbarn, dessen Garten an den ihren grenzte, in den Himmel hinauf. Sah, wie die Positionslichter der Flugzeuge über LaGuardia ihre Kreise zogen, sah sie herumwirbeln wie glitzernde Trümmerstücke, die in das trichterförmige Zentrum eines Sturms gesogen wurden. Sie war noch nie im Mittleren Westen gewesen, wo man Tornados auf einen zurasen sehen konnte, die noch kilometerweit entfernt waren. Doch genauso fühlte sich das hier an - wie etwas, das auf sie zukam und wogegen sie nicht das Geringste tun konnte.
     
    Eph hielt mit seinem CDC-Dienstwagen am Bordstein. Kelly besaß ein kleines Haus auf einem ordentlichen, quadratischen Fleckchen Land, eingefasst von hübschen, schnurgeraden Hecken. Sie kam ihm auf dem Gartenweg entgegen, als wollte sie ihm den Zugang zu ihrem Domizil versperren. Das würde ihn keineswegs überraschen, denn meistens behandelte sie ihn tatsächlich wie eine langwierige Erkältung, die sie endlich losgeworden war.
    Sie war blonder und schlanker als früher. Und immer noch sehr hübsch, obwohl sie für ihn inzwischen eine völlig andere Frau war. So vieles hatte sich verändert. Irgendwo, vermutlich in einem Schuhkarton, vergraben in der hintersten Ecke des Schrankes, gab es diese Hochzeitsfotos einer unbekümmerten jungen Frau, die den Schleier nach hinten geworfen hatte und ihren jungen Ehemann im Smoking anstrahlte zwei glücklich ineinander verliebte Menschen.
    Eph stieg aus dem Auto und trat durch das eiserne Gartentürchen. »Ich hatte mir das ganze Wochenende freigeschaufelt«, sagte er schnell, um gleich das erste Wort zu haben. »Es ist ein Notfal!. «
    Matt Sayles trat hinter Kelly aus dem beleuchteten Eingang und blieb an der Treppe stehen. Er hatte eine Serviette in sein Hemd gestopft, die das Se ars-Logo auf der Brusttasche verdeckte - das Logo jenes Geschäftes, das er im Einkaufszentrum in Rego Park leitete.
    Eph nahm ihn gar nicht zur Kenntnis, sondern widmete seine ganze Aufmerksamkeit Kelly und Zack, der jetzt ebenfalls den Garten betrat. Kelly lächelte ihren Sohn an, und Eph konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob sie das hier Eph, der Zack aus seinen Plänen streichen musste - einem Wochenende allein mit Matt vorzog.
    Kelly legte Zack den Arm um die Schulter. »Alles in Ordnung, Z?« Zack nickte.
    »Ich wette, du bist enttäuscht.« Er nickte wieder.
    Sie sah den Karton und die Kabel in seiner Hand. »Was ist das?«
    »Zacks neue Spielkonsole«, sagte Eph. »Er leiht sie sich übers Wochenende aus.« Er sah Zack an. Der Junge hatte den Kopf an seine Mutter gelehnt und starrte Löcher in die Luft. »Kumpel, wenn sich irgendeine Möglichkeit ergibt, dass ich mir freinehmen kann, morgen vielleicht - hoffentlich morgen ... also, falls es
überhaupt
eine Möglichkeit gibt, dann komme ich wieder, und wir versuchen zu

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