Die Saat
die komplette Elektronik. Sie gehen von Sabotage aus.«
Sie fuhren näher heran. Eph sah nach oben - zur schmalen Öffnung über der linken Tragfläche.
»Sie haben es bereits auf Gas getestet«, sagte Jim. »Sie haben es auf alles getestet, was von Menschenhand kommen kann. Und haben keine Ahnung, was sie noch tun könnten, außer wieder ganz von vorne anzufangen, bei null«
Eph rieb sich die Augen. »Und null sind wir.«
Dieses »schlafende« Flugzeug war für HAZMAT, das Team für den Umgang mit Gefahrgut, so etwas wie der Knoten, den man eines Morgens beim Aufwachen am Rücken entdeckt. Ephs Team wiederum war das Biopsie-Labor, das den Auftrag hatte, der Luftfahrtbehörde zu sagen, ob sie Krebs hatte oder nicht.
Sofort als das Cart anhielt, stürzten sich TSA-Beamte in blauen Blazern auf Eph und versuchten, ihm dieselbe Einweisung zu geben, die er bereits von Jim bekommen hatte. Dazu bombardierten sie ihn mit Fragen, quasselten wie Reporter wild durcheinander.
»Das alles dauert hier schon viel zu lange«, unterbrach sie Eph. »Wenn das nächste Mal etwas Ungewöhnliches passiert, verständigen Sie uns gleich als Zweites. Erst HAZMAT, dann wir. Alles klar?«
»Jawohl, Dr. Goodweather.«
»Sind die Leute von HAZMAT bereit?« »Auf Abruf.«
Vor dem CDC-Van verlangsamte sich Ephs Schritt. »Damit will ich sagen, dass das hier nicht wie eine spontane Infektion aussieht. Sechs Minuten am Boden? Die Zeitspanne ist zu knapp.«
»Es muss was Vorsätzliches sein«, sagte einer der TSABeamten.
Eph nickte. »Ja, vielleicht. Wie es im Moment aussieht - im Hinblick darauf, was uns da drinnen erwartet -, praktizieren wir strikte Eindämmung.« Er öffnete Nora die rückwärtige Tür des Vans. »Wir werfen uns in Schale und schauen mal, was wir da haben.«
»Einer von uns ist da drin.« Die Stimme eines anderen TSA-Beamten.
Eph drehte sich um. »Einer von wem?«
»Ein Sky- Marshai, ein Flugsicherheitsbegleiter. Das ist Standard bei internationalen Flügen von US-Fluggesellschaften. «
» Bewaffnet? «
»Das ist wohl Sinn der Sache.«
»Und kein Anruf, keine Warnung von seiner Seite?« »Rein gar nichts.«
»Es muss sie blitzartig überwältigt haben.« Eph sah in die besorgten Gesichter der Männer. »Geben Sie mir seine Sitznummer. Wir fangen bei ihm an.«
Eph und Nora verschwanden im CDC-Van, schlossen die hintere Doppeltür, sperrten die Unruhe und Beklemmung des Rollfeldes für einen kurzen Moment aus.
Sie nahmen die Level-A-Gefahrgut-Ausrüstung von der Stange und zogen sich bis auf die Unterwäsche aus - Eph in Boxershorts und T-Shirt, Nora in schwarzem Sport-BH und lavendelfarbenem Slip -, wobei jeder versuchte, den Ellbogen und Knien des anderen in dem vollgestopften Chevy Platz zu machen. Noras Haar war voll, dunkel und ausgesprochen lang für eine Epidemiologin; sie band es gekonnt und schnell mit einem Haargummi hoch. Ihr Körper hatte anmutige Kurven, ihre Haut den warmen Farbton von leicht gebräuntem Toast.
Nachdem Ephs Trennung von Kelly in einen Dauerzustand übergegangen war, hatten er und Nora eine flüchtige Affäre gehabt. Eine Nacht, gefolgt von einem sehr peinlichen, unangenehmen Morgen danach, ein Gefühl, das sich über Monate hinzog - bis zu ihrem nächsten Techtelmechtel erst vor einigen Wochen, das, obwohl noch leidenschaftlicher als beim ersten Mal und sehr bemüht, all die Fallgruben zu vermeiden, in die sie damals geschlittert waren, zu langgezogenen, verkrampften Entspannungsbemühungen geführt hatte.
Letztlich arbeiteten er und Nora zu eng zusammen: Wären sie Berufen nachgegangen, die auch nur annähernd normalen Jobs, traditionellen Arbeitsplätzen glichen, wäre das Resultat vielleicht anders gewesen, leichter, ungezwungener. Aber das hier war praktisch »Liebe im Schützengraben«, und da sie sich beide so intensiv dem Canary-Projekt widmeten, blieb füreinander und den Rest der Welt wenig übrig. Es war kaum möglich, den anderen in einer ruhigen Minute zu fragen: Wie war dein Tag? - vor allem deshalb, weil es kaum eine ruhige Minute gab.
So wie jetzt. Sie zogen sich beinahe nackt voreinander aus, aber mit Erotik hatte das überhaupt nichts zu tun. In einen eng anliegenden Schutzanzug zu schlüpfen, ist das völlige Gegenteil von Sinnlichkeit, das Gegenteil von Verlockung es ist der Rückzug in absolute Sterilität.
Die erste Schicht war ein weißer Nomex-Overall, dessen Rückseite die Initialen CDC zierten. Der Reißverschluss ging vom Knie bis zum Kinn, Kragen und
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