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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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klar.
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Ja, klar ... Scheiße, Mann, du hast meinem Bruder mal den Arsch versohlt.«
    »Hat er etwas gestohlen?«
    »Hat's versucht. 'ne Goldkette. Jetzt ist er ein beschissener Junkie, aber damals war er ein harter Bursche. Ist ein paar Jahre älter als ich.«
    »Er hätte es besser wissen müssen.«
    »Er
wusste
es besser. Deswegen hat er's ja versucht. Die Goldkette war nur 'ne Trophäe, mehr nicht. Er wollte der Straße zeigen, was er so draufhat. Alle haben ihn gewarnt, haben zu ihm gesagt: Leg dich nicht mit dem Pfandleiher an.«
    Setrakian lehnte sich schmunzelnd zurück. »In der Woche, als ich den Laden übernommen habe, hat man mir die Schaufensterscheibe eingeworfen. Ich habe sie ersetzt - und gewartet, beobachtet. Den nächsten Trupp, der sie einwerfen wollte, habe ich dann erwischt. Ich habe ihnen einen ordentlichen Denkzettel verpasst, aber ich ließ sie ziehen, damit sie es ihren Freunden erzählen. Das war vor über dreißig Jahren. Seither hatte ich nie wieder ein Problem mit meinen Schaufenstern.«
    Gus' Blick fiel auf die verkrüppelten Finger des Alten, deren Konturen durch die Wollhandschuhe zu erkennen waren. »Deine Hände, Mann. Was is'n mit denen passiert? Selbst beim Klauen erwischt worden oder was?«
    »Nein, nicht beim Klauen. Eine alte Verletzung, die viel zu spät versorgt wurde.«
    Gus ballte die Hände zur Faust, so dass die Tätowierung deutlich zu sehen war. Drei schwarze Kreise. »Schau mal, Mann! Wie das Logo auf deinem Ladenschild. Irre, oder?« »Ja, die drei Kugeln. Ein uraltes Zeichen für Pfandleiher.
    Aber deines hat eine andere Bedeutung.« »Klar. Ist 'n Gangzeichen. Dieb heißt das.« »Aber mich hast du nie bestohlen.«
    Gus grinste. »Jedenfalls hast du's nicht mitgekriegt.« Setrakian blickte auf Gus' Hose - auf die in den schwarzen Stoff gebrannten Löcher. »Wie ich höre, hast du einen Mann getötet.«
    Gus' Grinsen verschwand.
    »Hat er dich verletzt? Oder war das die Polizei?«
    Gus starrte den Alten an, als wäre er ein Knastspitzel. »Was interessiert's dich?«
    »Hast du ihm in den Mund gesehen?«
    Nun wurde Gus hellhörig. »Was weißt du darüber, Mann?«
    »Ich weiß, dass eine Seuche auf diese Stadt losgelassen wurde. Und schon bald auch auf den Rest der Welt.«
    »Quatsch, das war keine Seuche. Das war 'n durchgeknallter Psycho mit 'ner ... irren Scheißzunge, die aus seinem ... Dings kam.« Gus kam sich ziemlich lächerlich vor. »Scheiße, was
war
das?«
    »Du hast gegen einen Toten gekämpft.«
    Gus erinnerte sich an den Ausdruck auf dem Gesicht des dicken Mannes - leer, hungrig. Und an das weiße Blut ... »Klar, Mann. Wie so ein
pinche
Zombie.«
    »Denk lieber an jemanden mit einem schwarzen Cape.
    Mit langen Zähnen. Und einem komischen Akzent.« Setrakian beugte sich vor. »Und dann ziehst du das Cape und die langen Zähne wieder ab. Und den komischen Akzent. Alles, was irgendwie komisch wirkt.«
    Gus klebte förmlich an den Lippen des alten Mannes.
    Die düstere, melancholische Stimme war irgendwie ... anziehend.
    »Hör mir zu. Dein Freund hier - er wurde infiziert. Man könnte auch sagen: gebissen.«
    Gus blickte auf den schlafenden Felix. »Nein, Mann.
    Nein, die Bullen haben ihn nur k. o. geschlagen.«
    »Er verändert sich. Dein Feund ist nicht mehr dein Freund.
    Etwas, das weit über dein Vorstellungsvermögen hinausgeht, hat ihn in seiner Gewalt.«
    Gus dachte daran, wie der Dicke auf Felix gelegen hatte.
    Wie sich sein Mund Felix' Hals genähert hatte. Und der Ausdruck auf Felix' Gesicht - panische Angst ...
    »Spürst du, wie heiß sein Körper ist? Die Verwandlung verbraucht sehr viel Energie. Aber schon bald, zwischen zwölf und sechsunddreißig Stunden vom Zeitpunkt der Infektion, also höchstwahrscheinlich noch heute Nacht, wird er aufstehen. Und er wird Durst haben. Und er wird vor nichts und niemandem haltmachen, um diesen Durst zu stillen.«
    Gus starrte den alten Mann verwirrt an. »Liebst du deinen Freund?«
    »Was?«
    »Ich meine, ehrst und respektierst du ihn? Wenn du deinen Freund liebst - musst du ihn vernichten, bevor er sich vollständig verwandelt hat.«
    »Ihn vernichten?«
    »Ihn töten. Andernfalls wird er auch dich verwandeln.« Gus schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf. »Aber gerade hast du doch gesagt, dass er schon tot ist, Mann ... Wie kann ich ihn dann noch umbringen?«
    »Es gibt gewisse Möglichkeiten. Wie hast du den getötet, der dich angegriffen hat?«
    »Mit 'nem Messer. Das Ding, das da aus

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