Die Sache mit Callie und Kayden
während ich die Nachricht schicke.
Er verneint stumm und klammert die Hände fester ums Lenkrad. »Das macht er nur bei seinen eigenen Kindern.«
Ich lege das Handy aufs Armaturenbrett und rutsche über die Sitzbank näher zu ihm. »Kayden, ich finde nicht, dass du nach Hause zurückfahren solltest. Was ist, wenn er dir etwas tut?«
»Ich komme klar. Das ist nichts, womit ich nicht umgehen kann.« Seine Stimme ist scharf, und ich weiche zurück, will wieder von ihm wegrücken. »Nein, halt.« Er legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. »Tut mir leid. Ich hätte dich nicht so anraunzen dürfen. Das ist eben so. Das ist es, was ich immer mache. Ich kenne es schon ewig. Es ist mein Leben.«
»Dann sorg dafür, dass es nicht mehr dein Leben ist«, sage ich in einem beinahe flehenden Tonfall.
Er sieht mich verwundert an, als käme das überhaupt nicht in Frage. »Und was soll ich machen? Nie wieder nach Hause zurück? So kaputt wie er ist, er ist immer noch mein Vater. Ich bin in dem Haus aufgewachsen. Es ist mein Zuhause!«
»Das muss es nicht mehr sein. Geh einfach weg«, antworte ich und überlege fieberhaft, was ich sagen muss, um ihn zu überzeugen. »Bleib bei mir. Du verdienst es nicht, so behandelt zu werden. Da ist so viel Gutes in dir, und du verdienst etwas Besseres.« Meine Stimme zittert. »Bitte, bleib einfach bei mir.«
Er schluckt und reißt die Augen weit auf. »Würdest du das wollen?«
Ich nicke, und mir wird das Herz schwer vor Kummer um ihn, während ich die Hand ausstrecke und seinen Arm berühre. »Selbstverständlich will ich. Ich will nicht, dass du zu ihm zurückgehst. Er ist … Warum ist er so?«
»Ich glaube, sein Vater war mit ihm genauso.« Er biegt in meine Straße ab. »Es war nicht ganz so schlimm, als wir kleiner waren, auch wenn es da schon beschissen lief. Er wurde eben schnell wütend, brüllte und schlug uns manchmal mit der Hand oder mit dem Gürtel. Je älter wir wurden, umso schlimmer wurde es, als wüsste er, dass er …« Er knirscht mit den Zähnen. »Dass er schlimmer zuschlagen kann, ohne uns umzubringen. Meine Brüder haben sich gewehrt, als sie groß genug waren, aber als sie weggingen … und ich alleine war … Irgendwie geriet alles außer Kontrolle. Seine gesamte Wut konzentrierte sich auf mich.«
Meine Augen brennen, und ich muss blinzeln, um die Tränen zurückzuhalten, weil ich mir ihn allein in dem Haus mit diesem furchtbaren Mann vorstelle. »Leb nicht länger damit. Komm, und bleib bei mir. Du musst da nicht sein.«
Er sieht mich unsicher an, wirkt ängstlich, verwirrt und ein bisschen wie ein verlorener kleiner Junge. »Okay, aber ich muss Luke abholen.«
Jetzt kann ich wieder atmen, weil sich meine Brust ein wenig entkrampft. »Aber du kommst gleich wieder, oder? Versprochen?«
Nickend biegt er in meine Einfahrt und hält hinter dem Wagen meiner Mom. »Versprochen.«
Ich sehe zum Fenster neben der Hintertür, wo sich der Vorhang bewegt und meine Mom heraussieht. »Soll ich mit dir kommen? Ich müsste ihr nur schnell Bescheid sagen.«
Kayden legt eine Hand an meine Wange und reibt mit dem Daumen unter meinem Auge entlang. »Ich schaff das schon. Bleib du hier, und beruhige deine Mom.«
»Bist du sicher? Vielleicht sollte ich meinen Dad bitten, mit dir zu fahren.«
»Callie, alles ist gut. Luke ist da. Ich hole bloß meine Sachen und komme wieder her. Es wird nichts passieren.«
Meine Brust verkrampft sich wieder, als ich mich hinüberlehne und ihm einen flüchtigen Kuss gebe. Ich will schon aussteigen, da legt er eine Hand in meinen Nacken und presst seinen Mund auf meinen, um mich richtig zu küssen. Dann lässt er mich los. Schweren Herzens steige ich aus dem Wagen und sehe ihm nach, als er zurücksetzt. Mir ist bewusst, dass ich den Atem anhalten werde, bis er wieder hier ist.
Kayden
Ich habe eine irre Angst. Noch nie habe ich so mit meinem Dad geredet, und sein Blick sagte mir, dass ich geliefert bin. Aber Callie hat recht. Das muss ich mir nicht mehr gefallen lassen. Ich muss nichts weiter tun als weggehen. Eigentlich ist mir das schon seit langer Zeit klar, doch aus irgendwelchen Gründen konnte ich es nicht. Alles, was ich bisher kannte, war, dass Leute weggingen, die Prügel und das Gebrüll abtaten und mir sagten, ich solle einfach durchhalten. Und dann kommt Callie und erzählt mir, ich kann es ändern – dass ich etwas Besseres verdient habe. Es ist so simpel, und dennoch bedeuten mir ihre Worte so unsagbar viel.
Ich parke den
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