Die Sache mit Callie und Kayden
»Ich muss mal pinkeln gehen.« Er öffnet die Kellertür und torkelt nach draußen. Die Tür lässt er einen Spalt weit offen.
Callie blickt mich verwirrt an. »Wieso geht er nach draußen?«
»Das ist bei ihm immer so, wenn er besoffen ist.« Ich lehne mich auf dem Sofa zurück, meinen Arm noch um sie gelegt. »Dann geht er gerne raus zum Pinkeln.«
»Kommt er klar?«, fragt Callie und zieht ein Bein an, sodass sie auf ihrem Fuß sitzt. »Er scheint ganz schön voll zu sein. Was ist, wenn er in den Wald läuft und sich verirrt?«
»Der findet schon zurück«, winke ich ab, weil ich nicht will, dass sie weiter über Luke redet.
Einen Moment lang sitzen wir schweigend da, und ich beobachte sie aus dem Augenwinkel. Ich will sie so dringend berühren wie vorhin schon in ihrem Zimmer.
Callie dreht sich zu mir, presst die Lippen zusammen, um sich ein Lächeln zu verkneifen. »Du hast Tami Bentler ernsthaft einen Ja-Nein-Brief geschrieben?«
»Darf ich klarstellen, dass das in der dritten Klasse war?« Ich lehne mich nach hinten, packe ihre Schulter und ziehe sie zu mir, sodass wir Seite an Seite liegen, und schlinge meine Beine um ihre.
Sie stößt sich den Kopf an der Armlehne, als sie sich richtig hinlegt. »Au … was hat sie gesagt?«
»Warte, heb deinen Kopf.« Ich schiebe meinen Arm als Kissenersatz unter sie. »Sie hat gesagt, nie im Leben.«
Sie dreht ihr Gesicht zu mir. »Das ist so traurig. Ich hätte Ja gesagt.«
»Hättest du?«, frage ich. »Damals war ich aber noch nicht so charmant wie heute.«
Sie kichert und senkt den Kopf zu meiner Brust. »In der Grundschule war ich ein bisschen verknallt in dich.«
»Was?« Ich stupse sie unters Kinn, sodass sie mich ansehen muss. »Wirklich?«
»Du weißt genau, dass fast alle Mädchen das waren. Deshalb wundert mich ja, dass Tami Nein gesagt hat.«
»Tja, Tami hätte den Brief sicher besser aufgenommen, wäre er von jemandem wie dir gekommen.«
»Du meinst … sie mochte … mag Mädchen?«
Ich blicke achselzuckend zur Zimmerdecke. »Das habe ich gehört, aber wer weiß, ob es stimmt.« Ich sehe sie an, als sie mit der Zunge über ihre Lippen gleitet. »Wie betrunken bist du?«
»Überhaupt nicht«, sagt sie. »Ich hatte zwei winzige Schlucke.«
Ich zwicke sie in die Seite, und sie zieht ihren Arm an, um sich zu schützen. »Ja, aber du bist winzig und ein Fliegengewicht.«
»So winzig bin ich gar nicht«, protestiert sie. »Und ich verspreche, dass ich praktisch nichts merke.«
Ich sehe ihr in die Augen und bleibe vorsichtig. »Dann würde ich die Situation nicht ausnutzen, wenn ich dich jetzt küsse?«
»Nein, aber ich könnte, denn dein Atem riecht genauso wie die Flasche.« Sie wedelt grinsend mit der Hand vor ihrer Nase.
»Glaub mir, du darfst mich jederzeit ausnutzen. Ich würde mich nie beschweren, nicht mal wenn ich wieder nüchtern bin.« Ich presse meine Lippen auf ihre, und mein Herz hämmert, als ihr Atem stockt.
Es wird still, als wir daliegen, Stirn an Stirn, und sich unser beider Atem vermengt. Ich lege meine Hand an ihre Hüfte, schließe die Augen und fühle die Intensität des Moments wie eine offene Wunde.
»Ich habe eine Frage«, flüstert Callie. »Wie viele Leute haben Luke in diesem Bademantel gesehen?«
»Du kennst doch diese Sternsinger, die immer in der Weihnachtszeit in der Innenstadt stehen?«
»Ja.«
»Tja, an denen musste er vorbei.«
Sie lacht, rollt sich gegen mich und schmiegt ihr Gesicht an meine Schulter. Gleichzeitig schiebt sie ihr Bein über meinen Bauch. »Da sind immer haufenweise Leute. Oh mein Gott, ich wette, meine Eltern waren sogar dabei! Sie gehen immer hin.«
»Ich weiß …« Ich rieche den Duft ihres Haars: Shampoo gemischt mit Zigarettenqualm, weil Luke im Wagen geraucht hat. »Callie, ich …« Verfluchter Mist! Was zur Hölle passiert mit mir? »Ich möchte dich jetzt wirklich küssen.«
Sie erstarrt, und beim Ausatmen reibt ihre Brust an meiner. »Ach ja?«
Ich streiche ihr das Haar aus dem Gesicht, und sie sieht durch ihre langen Wimpern zu mir auf. »Darf ich?«
Eine Sekunde lang rührt sie sich nicht, dann nickt sie. »Ja, du darfst.«
Ich atme auf, neige mich zu ihr und meinen Kopf zur Seite. Mein Mund bedeckt ihren, und als ich sanft an ihrer Unterlippe knabbere, stößt Callie ein gehauchtes Stöhnen aus, das mich wahnsinnig macht. Ich versinke in dem Kuss, öffne meinen Mund und streichele ihre Lippen mit meiner Zunge. Sie ist warm, schmeckt nach Jack, und ich will mehr –
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