Die Sache mit Callie und Kayden
Hautarzt.« Sie zieht ihren Fingernagel über meine Wange. »Du siehst bestimmt klasse aus, wenn die Narben weg sind.«
Ich weiche ihr aus, hole ein rotes T-Shirt aus der Kommode und ziehe es über. »Da. Jetzt siehst du sie nicht mehr.«
Sie rümpft die Nase. »So war das doch nicht gemeint. Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
Ich schnappe mir eine Jeans vom Fußboden, ziehe sie an und schließe den Knopf, ehe ich in meine Schuhe steige. »Wohin willst du?«
Sie tippt sich nachdenklich auf die Lippen. »Überrasch mich. Hauptsache, es ist schön.«
Ich nehme Brieftasche und Handy, dann öffne ich ihr die Tür. »Dir ist klar, dass ich kein Auto habe, oder?«
»Ach was?« Sie verdreht die Augen, während ich die Tür schließe. »Deshalb habe ich meine Mom überredet, mir ihres zu geben. Sie hängt also im Einkaufszentrum fest, und wir müssen uns beeilen. Trotzdem solltest du dir lieber was Hübsches einfallen lassen.« Sie grinst mich an und schwingt die Hüften, als sie den Flur hinunterschlendert. Ihr Rock bedeckt nur knapp ihren Hintern, und ihre langen Beine strecken sich selbstbewusst. Einige Jungen, die uns auf dem Flur entgegenkommen, mustern ihr Hinterteil.
Vor der Tür wartet sie, dass ich sie ihr aufhalte, und dann treten wir hinaus in die Sonne. Auf dem Campus-Innenhof wimmelt es von Leuten, die mit Büchern unterm Arm durcheinandereilen.
Wir gehen zu dem Weg unter den Bäumen, da tauchen Seth und Callie am anderen Ende auf. Callie hat ein langärmliges lila Shirt an und ihr Haar nach oben gebunden. Meine Gedanken schweifen zurück zu meinem schmutzigen Traum und wie es sich angefühlt hat, sie in den Armen zu halten.
Sie redet ernst mit Seth, der aufgebracht gestikuliert. Als sie mich entdeckt, leuchten ihre Augen ganz kurz auf, doch dann sieht sie Daisy. Callie ist das netteste Mädchen, das ich kenne, dennoch ist dieser Blick voller Hass.
Ich beginne zu winken, als sie mir einen Arm entgegenstreckt: Sie hat meine ID-Karte in der Hand. »Die soll ich dir geben«, sagt sie ausdruckslos.
Ich nehme die Karte und lächele ihr zu. »Danke. Wie kommst du zu der?«
»Luke hat gesagt, dass er sie aus Versehen eingesteckt hat«, erklärt sie achselzuckend. »Er hat mich nach dem Kurs gefragt, ob ich bei deinem Wohnheim vorbeigehen und sie dir geben kann. Aber das ist ja jetzt nicht mehr nötig.«
Daisy mustert Callie von oben bis unten. »Wer bist du denn?«
Callies Augen sind eiskalt. »Callie Lawrence.«
Daisy verzieht angeekelt das Gesicht. »Ach du Scheiße! Die magersüchtige Teufelsanbeterin. Anders angezogen, aber immer noch spindeldürr. Hungerst du eigentlich immer?«
»Daisy, hör auf«, murmele ich angespannt.
Seth macht große Augen, was wohl heißt, dass Callie ihm von Daisy erzählt haben muss. Aber wieso? Habe ich irgendwas verpasst?
Daisy sieht mich wütend an. »Vielleicht sollte ich dich mal fragen, was du hier verdammt nochmal machst? Hängst du ernsthaft mit solchen wie der rum?«
Ein Licht erlischt in Callies Augen, als sie an uns vorbeigehen will, doch Seth macht einen Schritt auf Daisy zu.
»Ich weiß nicht, was du dir einbildest, du Schlampe«, sagt er. »Ohne den Push-up, die Kunstbräune und das gebleichte Haar bist du nichts als ein leicht übergewichtiges Mädchen mit einer echt missglückten Nasenkorrektur.«
Daisy ringt nach Luft und hält eine Hand über ihre Nase. »Die ist nicht operiert!«
»Wenn du es sagst.« Er grinst sie spöttisch an, hakt sich bei Callie unter und winkt mir zu. »Bis dann, Kayden.«
Callie sieht mich nicht an, als sie an uns vorbei und zum Vordereingang des Campus eilen.
Daisy stemmt die Hände in die Seiten und macht einen Schmollmund. »Wieso redest du mit der? Du weißt ja wohl noch, wer sie ist, oder?«
»Ja, sie ist Callie Lawrence«, antworte ich achselzuckend und gehe weiter. »Sie war in meinem Jahrgang und sehr still.«
»Außerdem war sie ein Freak.« Daisy schiebt ihre Hand in meine, und eine seltsame Taubheit strömt durch mich hindurch. »Sie ist magersüchtig und hatte immer diese Schlabbersachen an. Und sie hatte diesen scheußlichen Haarschnitt und hat mit keinem geredet.«
»Sie ist weder magersüchtig noch eine Teufelsanbeterin«, erwidere ich kopfschüttelnd. »Und sie war nicht immer so und ist es nicht mehr. Eigentlich ist sie ziemlich normal.« Und traurig. Und jedes Mal, wenn ich sie ansehe, habe ich so ein Ziehen in der Herzgegend. »Vor allem hat sie mir schon geholfen.«
»Womit?«, fragt Daisy und
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