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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bretonischen Söldnern ihren Pferden die Sporen gaben. Daraufhin erhob sich aus der entsprechenden Abteilung des feindlichen Heeres, wahrscheinlich also dem welschen Mob, ein unglaubliches Geheul, das einem fast das Blut in den Adern stocken ließ.
    Richard hatte William ganz aus den Augen verloren.
    Dutzende von Pfeilen stiegen gleich einer Vogelschar hinter den Linien des Feindes auf und prasselten nun überall herunter. William hielt sich seinen Schild über den Kopf. Er hasste Pfeile – sie töteten aufs Geratewohl.
    König Stephan stieß einen Schlachtruf aus und stürmte vor. William zog sein Schwert, rannte ihm nach und rief seine Männer zu sich. Aber die Berittenen zu seinen Seiten hatten sich bei ihrem Sturmangriff aufgefächert und gerieten zwischen ihn und den Feind.
    Zur Rechten war das ohrenbetäubende Klirren von Eisen auf Eisen zu hören, und die Luft war von dem metallischen Geruch erfüllt, den er gut kannte. Die Grafen und die Entrechteten waren aufeinander gestoßen. William sah nur noch Männer und Pferde, die aufeinanderprallten, herumwirbelten, angriffen und fielen. Das Wiehern der Tiere war nicht mehr von den Schlachtrufen der Männer zu unterscheiden, und von irgendwoher hörte William trotz des Getöses schon die entsetzten, markerschütternden Schreie der ersten Verwundeten. Hoffentlich hatte es Richard erwischt!
    William wandte sich nach links und sah mit Entsetzen, dass die Bretonen von den Keulen und Äxten der wilden Waliser zurückgetrieben wurden, die wie Berserker wüteten, schrien und tobten und sich vor lauter Kampfeifer gegenseitig über den Haufen rannten. Sie brannten offenbar schon darauf, die reiche Stadt zu plündern. Die Bretonen, die nichts als ihren nächsten Wochensold zu erwarten hatten, kämpften defensiv und gaben Boden preis. William wandte sich angewidert ab.
    Es ärgerte ihn, dass er selbst noch nicht zum Zuge gekommen war, umgeben von seinen Rittern, vor sich sowohl die berittenen Grafen als auch die Bretonen. Er drängte sich bis zum König vor. Ringsum tobte die Schlacht: gestürzte Pferde, wilde Zweikämpfe, der ohrenbetäubende Lärm aufeinanderschlagender Schwerter und der ekelerregende Blutgeruch, nur William und König Stephan befanden sich in einem toten Winkel.
    Philip hatte zwar eine hervorragende Übersicht, konnte sich jedoch keinen Reim auf die Geschehnisse machen. Da drunten herrschte ein einziges Chaos: aufblitzende Klingen, vorpreschende Pferde, aufflatternde und sinkende Banner und der Schlachtenlärm, den der Wind gedämpft herübertrug. Es war zum Verrücktwerden! Männer fielen und starben, andere rappelten sich wieder auf und fochten weiter, doch Philip konnte beim besten Willen nicht erkennen, wer Sieger und wer Verlierer war.
    In seiner Nähe stand ein Dompriester, ganz in Pelz gehüllt, der ihn ansah und fragte: »Wie läuft es?«
    Philip schüttelte den Kopf und erwiderte: »Ich weiß es nicht.«
    Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da sah er links vom Schlachtfeld Männer den Hügel hinab auf den Kanal zufliehen. Philip meinte, in ihnen die Söldner des Königs zu erkennen, die von den Walisern in ihrer Kriegsbemalung verfolgt wurden. Ihr Siegesgeschrei drang vernehmlich herüber, und Philips Hoffnung stieg: Die Rebellen hatten die Oberhand!
    Dann sprang der Funke auf die andere Seite über. Zur Rechten, wo die Berittenen kämpften, schien das Heer des Königs zurückzuweichen. Zunächst war es nur eine kaum wahrnehmbare Bewegung, die aber zunehmend deutlicher wurde; im Handumdrehen war aus dem geordneten Rückzug eine kopflose Flucht geworden, und die Ritter des Königs nahmen zuhauf Reißaus.
    Philip fühlte sich selig: Das musste der Wille Gottes sein!
    Das Blatt wendete sich erschreckend schnell. Eben noch hatten die beiden Heere gleichermaßen erbittert gekämpft, und schon im nächsten Augenblick fielen die Männer des Königs zurück. William war zutiefst entmutigt. Zu seiner Linken flüchteten die bretonischen Söldner den Hügel hinunter und wurden von den Walisern in den Kanal gejagt; zu seiner Rechten suchten die Grafen ihr Heil im Rückzug nach Lincoln. Nur die Mitte hielt dem Ansturm noch stand: König Stephan, inmitten des Getümmels, hieb mit einem riesigen Schwert um sich, und die Männer aus Shiring kämpften wie die Berserker rings um ihn herum. Aber die Lage war brenzlig: Setzten die Seitenflügel ihren Rückzug fort, so wurde der König eingekesselt. William wünschte, der König möge zurückweichen,

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