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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zum Trent, hatte Philip sich sagen lassen. Aus seiner luftigen Höhe sah Philip staunend, wie schnurgerade sich der Kanal über viele Meilen hinzog. Es hieß, er sei schon vor unvordenklichen Zeiten gebaut worden.
    Der Kanal bildete den Rand des Schlachtfeldes. Philip beobachtete, wie König Stephans Heer die Stadt in einem bunt zusammengewürfelten Haufen verließ und sich auf dem Hügelkamm allmählich zu drei ordentlichen Kolonnen formierte. An den roten und gelben Waffenröcken und den farbigen Bannern erkannte Philip, dass Stephan die Grafen zu seiner Rechten aufgestellt hatte. Hier herrschte auch die meiste Aktivität: Man ritt auf und ab, erteilte Befehle und schmiedete Pläne. Die Gruppe zur Linken des Königs, auf dem zum Kanal hin abfallenden Hang, war in gedämpftes Grau und Braun gekleidet, verfügte über weniger Pferde, wirkte weit weniger geschäftig und sparte sich ihre Kräfte offenbar für die Schlacht auf: Das waren gewiss die Söldner.
    Jenseits von Stephans Heer, dort, wo die Umrisse des Kanals verschwammen und kaum mehr von den Hecken zu unterscheiden waren, tummelte sich das Heer der Rebellen gleich einem Bienenschwarm auf den Feldern. Zunächst hatte es ausgesehen, als käme es nicht recht vom Fleck, aber als Philip nach einer Weile wieder hinschaute, war es schon ein gutes Stück näher gerückt.
    Philip blieb nichts anderes übrig, als untätig zuzuschauen – eine Situation, die er hasste. Er versuchte, den Ausgang der Schlacht geduldig und gefasst abzuwarten: Wenn Gott eine neue Kathedrale in Kingsbridge wünscht, dachte er, so wird er selbst Sorge dafür tragen, dass König Stephan heute Robert von Gloucester unterliegt und ich die siegreiche Kaiserin Mathilde bitten kann, mir den Steinbruch zurückzugeben und den Markt zu genehmigen. Sollte aber Stephan siegen, so muss ich wohl den Willen Gottes hinnehmen und meine ehrgeizigen Pläne aufgeben. Aus Kingsbridge wird dann allerdings ein unbedeutendes, verschlafenes Nest …
    Doch so sehr sich Philip auch bemühte – damit konnte er sich nicht abfinden. Er wünschte sich sehnlichst, dass Robert siegte.
    Ein bitterkalter Wind blies um die Türme der Kathedrale und drohte, die weniger robusten Zuschauer aus ihrer Höhe auf den Friedhof darunter zu fegen. Philip fröstelte und wickelte sich fester in seinen Umhang.
    Die beiden Heere waren noch fast eine Meile voneinander entfernt.
    Das Heer der Rebellen kam ungefähr eine Meile vor der Front des Königs zum Stehen. Es war eine Qual, den Gegner in voller Stärke sehen, aber keinerlei Einzelheiten ausmachen zu können. William hätte gerne gewusst, wie gut die Rebellen bewaffnet, ob sie guten Mutes und kampfbereit oder müde und widerwillig waren, ja sogar, wie groß sie waren. Sie schoben sich wieder langsam vorwärts, da die hinteren Reihen, beseelt von der gleichen Beklommenheit wie William, nach vorne drängten, um den Gegner in Augenschein zu nehmen.
    Die Grafen und ihre Ritter in Stephans Heer reihten sich mit ihren Pferden auf und hielten die Lanzen angriffsbereit. William ließ seine Pferde hinter der Nachhut zurück. Er befahl den Knappen, sie nicht in die Stadt zu führen, sondern bereitzuhalten für den Fall, dass sie gebraucht wurden – für die Flucht bereitzuhalten, meinte er, sprach es jedoch nicht aus. Nach einer verlorenen Schlacht war es besser davonzulaufen, statt zu sterben.
    Eine Weile lang geschah gar nichts, und es schien beinahe, als wolle der Kampf nie beginnen. Der Wind flaute ab, und die Pferde beruhigten sich – ihre Reiter jedoch nicht. König Stephan nahm seinen Helm ab und kratzte sich am Kopf. Auch William wurde unruhig.
    Dann kam aus unerfindlichen Gründen plötzlich wieder Spannung auf. Ein Schlachtruf ertönte, sämtliche Pferde scheuten. Gejohle erklang und wurde sogleich vom Donnern der Pferdehufe wieder verschluckt. Die Schlacht hatte begonnen. William witterte den süßsauren Geruch der Angst.
    Er sah sich um und versuchte, Klarheit über die Lage zu gewinnen, aber überall herrschte Chaos, und da er zu Fuß war, konnte er nur seine unmittelbare Umgebung überblicken. Die Grafen hatten wohl das Startzeichen zur Schlacht gegeben, indem sie gegen den Feind vorgerückt waren. Vermutlich hatten die entrechteten Adligen aus Graf Roberts Heer entsprechend darauf reagiert und waren geschlossen zum Sturmangriff übergegangen. Fast zur gleichen Zeit erhob sich ein Geheul von links, und als William sich umdrehte, sah er, wie die Berittenen unter den

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