Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
von beiden hatte einen Finger gerührt, als auch schon die zwei anderen Verfolger aufschlossen, deren einer mit Philip zusammenstieß, sodass er der Länge lang hinschlug. Das rettete ihm wahrscheinlich das Leben, wie er gleich darauf feststellte: Als er sich aufrappelte, hatten die drei ihn bereits vergessen. Statt dessen metzelten sie den armen, hilflos auf dem Boden liegenden jungen Mann mit geradezu unvorstellbarer Brutalität nieder. Als Philip wieder auf die Beine kam, war es bereits zu spät. Die Hämmer und Äxte trafen nur noch eine Leiche. Philip hob den Blick zum Himmel und schrie in ohnmächtigem Zorn: »Warum hast du mich hierher geschickt, wenn ich doch niemandem helfen kann?«
    Wie zur Antwort hörte er einen Schrei aus einem nahe gelegenen Haus, einem ebenerdigen Gebäude aus Stein und Holz, nicht ganz so wohlhabend wie die anderen in der Umgebung. Die Tür stand offen. Philip stürmte ins Haus. Die beiden Räume waren durch einen Bogengang verbunden, der Boden mit Stroh ausgelegt. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern kauerte, halb verrückt vor Angst, in einer Ecke. In der Mitte standen drei Bewaffnete einem kleinen, kahlköpfigen Mann gegenüber. Eine junge Frau, nicht älter als achtzehn, lag auf dem Boden. Ihr Kleid war zerrissen, und einer der drei Bewaffneten kniete auf ihrer Brust und zwang ihre Oberschenkel auseinander. Der Kahle wollte die Kerle zweifellos daran hindern, seiner Tochter Gewalt anzutun. Als Philip hereinkam, ging er gerade auf einen von ihnen los. Der Soldat schüttelte ihn ab, der Vater taumelte zurück. Der Soldat stieß ihm sein Schwert in den Unterleib. Die Frau in der Ecke schrie wie am Spieß.
    »Halt!«, gebot Philip lauthals.
    Sie sahen ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost. Donnernd fuhr er sie an: »Tut, was ihr vorhabt, und die Hölle gibt euch nie wieder preis!«
    Der Mann, der den Vater gemordet hatte, hob sein Schwert gegen Philip.
    »Moment mal«, sagte der Mann auf dem Boden, der immer noch die Beine des Mädchens festhielt. »Wer seid Ihr, Mönch?«
    »Ich bin Philip von Gwynedd, Prior von Kingsbridge, und befehle Euch im Namen des Herrn, dieses Mädchen in Ruhe zu lassen, wenn Euch Eure unsterblichen Seelen etwas wert sind.«
    »Ein Prior – das habe ich mir fast gedacht«, sagte der Kerl auf dem Boden. »Der ist sein Lösegeld wert.«
    Der erste Mann steckte sein Schwert in die Scheide und sagte: »Geht rüber zu der Frau in die Ecke, wo Ihr hingehört.«
    Philip sagte: »Vergreift Euch nicht an einem Mönch!« Er gab sich alle erdenkliche Mühe, seiner Stimme einen drohenden Klang zu geben, aber selbst er konnte den Unterton der Verzweiflung heraushören.
    »Nimm ihn mit zur Burg, John«, sagte der Kerl auf dem Boden, der immer noch auf dem Mädchen saß. Er schien der Anführer zu sein.
    »Fahr zur Hölle«, gab John zurück. »Erst will ich die hier vögeln.« Er packte Philip am Arm und schleuderte ihn, noch ehe er sich zur Wehr setzen konnte, in die Ecke. Philip strauchelte und fiel neben der Mutter zu Boden.
    Der Mann namens John hob sein Hemd und fiel über das Mädchen her.
    Die Mutter wandte den Kopf und fing an zu schluchzen.
    »Das kann ich nicht mit ansehen!«, sagte Philip. Er erhob sich, packte den Vergewaltiger beim Schopf und zog ihn von dem Mädchen fort. Der brüllte vor Schmerz.
    Der dritte Kerl hob seine Keule. Zu spät sah Philip den Schlag kommen. Die Keule landete auf seinem Schädel. Einen Augenblick lang verspürte er einen unsäglichen Schmerz, dann wurde alles schwarz um ihn. Noch bevor er auf dem Boden aufschlug, hatte er das Bewusstsein verloren.
    Die Gefangenen wurden auf die Burg gebracht und in Käfige gesperrt, stabile, wie Miniaturhäuser wirkende Holzkonstruktionen, sechs Fuß lang, drei Fuß breit und gerade so hoch, dass man darin stehen konnte. Die Seitenwände bestanden aus senkrechten Holzlatten in kurzen Abständen, sodass der Aufseher in den Käfig hineinschauen konnte. Unter normalen Umständen kamen, wenn es sich um Diebe, Mörder oder Häretiker handelte, nicht mehr als ein, zwei Personen in einen Käfig. Heute sperrten die Rebellen jedoch acht bis zehn in jeden Verschlag, und dennoch kamen immer mehr Gefangene dazu. Die Überzähligen wurden schließlich mit Seilen aneinandergefesselt und in einer Ecke des Burghofs zusammengetrieben. Sie hätten leicht entkommen können, machten aber keine Anstalten dazu – wahrscheinlich waren sie hier sicherer aufgehoben als draußen in der Stadt.
    Philip hockte mit

Weitere Kostenlose Bücher