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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gezupften Augenbrauen in die Höhe. »Ihr Männer Gottes seid gemeinhin gegen Sonntagsmärkte. Werden die Leute dadurch nicht von der Kirche ferngehalten?«
    »Nicht in unserem Fall«, antwortete Philip. »Die Menschen kommen, um auf der Baustelle zu arbeiten und dem Gottesdienst beizuwohnen; bei dieser Gelegenheit machen sie ihre Einkäufe oder bieten ihre Waren feil.«
    »Das heißt also, der Markt findet bereits statt?«, warf sie mit schneidender Stimme ein.
    Philip begriff, dass er ins Fettnäpfchen getreten war. Er hätte sich dafür ohrfeigen können!
    Francis kam ihm zu Hilfe. »Nein, Lady, derzeit findet der Markt nicht statt«, sagte er. »Ursprünglich hat er sich von selbst entwickelt, aber Prior Philip ließ ihn wieder schließen, bis die Genehmigung dazu erteilt ist.«
    Das entsprach der Wahrheit, war aber nicht die ganze Wahrheit. Mathilde schien sich jedoch damit zufriedenzugeben. Philip betete stumm um Vergebung für Francis.
    Mathilde fragte: »Gibt es sonst keinen Markt in der Gegend?«
    William ergriff das Wort. »Doch, es gibt einen in Shiring. Und der Markt in Kingsbridge hat uns das Geschäft weggenommen.«
    »Aber von Shiring nach Kingsbridge sind es zwanzig Meilen!«, hielt Philip dagegen.
    Francis vermittelte. »My Lady, den Regalien zufolge müssen zwei Märkte mindestens vierzehn Meilen Abstand voneinander haben. Nach diesem Kriterium sind Kingsbridge und Shiring keine Konkurrenten.«
    Mathilde nickte: Anscheinend akzeptierte sie Francis’ Urteil in diesem Punkt. So weit, so gut, dachte Philip.
    »Ihr habt außerdem darum ersucht«, fuhr sie fort, »Steine aus dem Steinbruch des Grafen von Shiring entnehmen zu dürfen.«
    »Dieses Recht stand uns seit Jahren zu. Erst kürzlich hat William unsere Steinbrecher vertrieben, dabei fünf Männer getötet –«
    »Wer gab Euch das Recht, Steine zu fördern?«, unterbrach sie ihn.
    »König Stephan –«
    »Der Usurpator!«
    Francis warf eilig ein: »My Lady, Prior Philip akzeptiert natürlich, dass sämtliche Edikte des Kronprätendenten Stephan, soweit nicht von Euch bestätigt, ungültig sind.«
    Philip akzeptierte nichts dergleichen, sah aber ein, dass er besser daran tat, sich nicht dazu zu äußern.
    »Den Steinbruch habe ich als Vergeltungsmaßnahme für den illegalen Markt geschlossen!«, platzte William heraus.
    Einfach unglaublich, dachte Philip, wie ein klarer Fall von Unrecht vor Gericht verzerrt werden kann!
    »Dieses ganze Hin und Her konnte nur entstehen, weil Stephans ursprüngliche Regelung Unsinn war«, stellte Mathilde fest.
    Jetzt meldete sich Bischof Waleran zum ersten Mal zu Worte: »Da kann ich Ihnen nur aus vollstem Herzen zustimmen, Herrin«, sagte er kriecherisch.
    »Wer dem einen den Steinbruch zubilligt, dem anderen aber das Recht verleiht, dort Steine zu fördern, beschwört von vornherein Streitigkeiten herauf«, sagte sie. »Der Steinbruch darf nur einem von beiden gehören.«
    Das stimmt, dachte Philip. Und wenn sie im Geiste von Stephans ursprünglicher Entscheidung handelt, wird er Kingsbridge zugesprochen!
    »Meine Entscheidung lautet: Der Steinbruch soll meinem edlen Verbündeten Sir William gehören.«
    Philips Hoffnung war dahin: Ohne freien Zugang zum Steinbruch wäre der Bau der Kathedrale niemals so gut vorangekommen – nun war es damit aus und vorbei! In Zukunft würde er alle Hände voll zu tun haben, Geld für den Kauf von Steinen zu beschaffen. Und alles nur wegen dieser launischen Frau! Insgeheim schäumte er vor Wut.
    »Habt Dank, Herrin«, sagte William.
    »Kingsbridge soll jedoch die gleichen Marktrechte wie Shiring erhalten«, verfügte Mathilde.
    Philip atmete auf. Der Markt deckte zwar die Kosten der Steine nicht ganz, trug aber einen guten Teil dazu bei. Dies hieß, dass er wie zu Beginn Geld zusammenkratzen musste, aber zumindest konnten die Bauarbeiten fortgesetzt werden. Mathilde war mit ihrer Entscheidung beiden Parteien ein Stück entgegengekommen. Vielleicht war sie doch kein solcher Hohlkopf …
    »Die gleichen Marktrechte wie Shiring, Lady?«, hakte Francis nach.
    »Genauso habe ich mich ausgedrückt.«
    Warum hatte Francis den Satz wiederholt? Philip wusste, dass es üblich war, bei der Erteilung neuer Genehmigungen auf die Rechte anderer Städte zu verweisen: Das war nur recht und billig und sparte überdies viel Schreibarbeit. Er würde sich vergewissern müssen, wie die Rechte in Shiring im Einzelnen aussahen. Einschränkungen waren ebenso möglich wie zusätzliche

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