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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zuvor, als sie auf einem Haufen Stroh in der Bauernhütte geschlafen hatten. Tom verstärkte den Druck und konnte knapp unterhalb des Nabels das ungeborene Kind spüren. »Ich glaub, ich fühle das Hinterteil, aber nicht den Kopf.«
    »Das kommt, weil es herauswill«, erwiderte Agnes. Tom wickelte sie wieder in ihren Umhang und deckte sie zu. Es war höchste Zeit, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Er sah sich nach den Kindern um. Martha schniefte; Alfred schien sich zu fürchten. Er musste den beiden etwas zu tun geben.
    »Alfred, nimm den Kochtopf, und geh zum Bach. Wasch ihn säuberlich aus, und füll ihn mit frischem Wasser. Du, Martha, sammelst ein paar Schilfhalme und flichtst mir daraus zwei Schnüre, beide lang genug für eine Schlinge. Macht schnell! Wenn der Morgen graut, habt ihr ein neues Geschwisterchen.«
    Die Kinder verschwanden. Tom zog sein Essmesser und schärfte es an seinem Schleifstein. Als Agnes erneut aufstöhnte, legte er das Messer beiseite und hielt ihre Hand.
    So hatte er auch bei der Geburt der anderen Kinder neben ihr gesessen: Alfred, Matilda – die im Alter von zwei Jahren gestorben war –, dann Martha und zuletzt der kleine Junge, der tot auf die Welt kam; Tom hatte insgeheim schon beschlossen gehabt, ihn Harold zu nennen. Doch bei jeder Geburt hatten Agnes kundige Frauen mit Rat und Tat zur Seite gestanden – bei Alfred noch ihre eigene Mutter, bei Matilda und Harold die Hebamme des Dorfes und bei Martha keine Geringere als die Gutsherrin. Diesmal hing alles an ihm – und er durfte sich seine Besorgnis nicht anmerken lassen, sondern musste ihr trotz der widrigen Umstände Mut und Zuversicht einflößen.
    Ein Wehenkrampf ging vorüber, und Agnes entspannte sich.
    »Erinnerst du dich noch an Marthas Geburt, als Lady Isabella Hebamme spielte?«, fragte Tom.
    Agnes lächelte. »Ja, ich weiß es noch genau. Du hast damals eine Kapelle für den Lord gebaut und sie gebeten, ihre Magd nach der Hebamme zu schicken …«
    »… worauf Lady Isabella antwortete: ›Nach dieser trunkenen alten Hexe? Der würde ich nicht einmal erlauben, einen Wurf Wolfshunde zu entbinden!‹ Und dann hat sie uns in ihre eigene Schlafkammer gebracht. Lord Robert konnte erst zu Bett gehen, als Martha geboren war.«
    »Sie war eine gute Frau.«
    »Ladys wie sie gibt es nicht viele.«
    Alfred kam mit dem Wassertopf zurück. Tom stellte ihn in die Glut, nicht über die offene Flamme. Das Wasser sollte nicht kochen, sondern nur heiß werden. Agnes holte aus ihrem Umhang einen kleinen Leinenbeutel, in dem sie einige saubere Tücher bereithielt.
    Martha kam mit einer Handvoll Schilfhalme zurück und begann sie zu flechten. »Wozu brauchst du die Schnüre?«, fragte sie.
    »Zu etwas sehr Wichtigem«, sagte Tom. »Du wirst es schon sehen. Achte darauf, dass sie gut und fest werden.«
    Alfred wirkte unruhig; ihm war offensichtlich nicht wohl in seiner Haut. »Los, hol noch mehr Holz, Junge!«, sagte Tom. »Wir wollen das Feuer größer machen.« Alfred verschwand, froh darüber, dass er etwas zu tun bekam.
    Jetzt kam eine heftige Wehe. Die Anstrengung, die es Agnes kostete, das Kind aus ihrem Schoß zu pressen, zeichnete ihr Gesicht, und sie ächzte wie ein sturmgeschüttelter Baum. Tom sah, dass sie alles gab, was ihr an körperlichen Kräften noch verblieben war. Wie gern hätte er ihr geholfen, hätte die Wehen selbst auf sich genommen, es ihr leichter gemacht!
    Endlich schienen die Schmerzen ein wenig nachzulassen, und Tom atmete tief durch. Agnes war in eine Art Halbschlaf gefallen.
    Alfred brachte einen Armvoll Feuerholz.
    Agnes war auf einmal wieder hellwach. »Mir ist so kalt«, klagte sie.
    »Schüre das Feuer, Alfred«, sagte Tom. »Und du, Martha, legst dich neben deine Mutter und wärmst sie.« Die Kinder gehorchten mit furchtsamem Blick. Zitternd vor Kälte, nahm Agnes Martha in die Arme und zog sie an sich.
    Die Sorge um Agnes machte Tom fast krank. Das Feuer loderte hoch auf, doch die Luft wurde immer kälter. Sie war jetzt schon so kalt, dass sie imstande war, das Neugeborene bei seinem ersten Atemzug zu töten. Dass Kinder im Freien auf die Welt kamen, war an sich nichts Ungewöhnliches und geschah vor allem während der Erntezeit, wenn die Frauen bis zur letzten Minute auf den Feldern draußen arbeiteten, gar nicht selten. Doch zur Erntezeit war die Erde trocken, das Gras weich und die Luft lau. Von einer Wintergeburt unter freiem Himmel hatte Tom noch nie gehört.
    Agnes stützte sich auf

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