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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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das Kloster. Es war eine warme, sternenklare Sommernacht, und der Mond schien hell genug, sodass er keine Laterne brauchte.
    Mit Ausnahme der geweihten, unmittelbar zum Kloster gehörigen Gebäude und des Kreuzgangs stand der Rest des Geländes für die Messe offen. Zur Reinhaltung war in jeder der vier Ecken eine tiefe Latrine ausgehoben worden, die man zudem, aus Rücksicht auf die in dieser Hinsicht empfindlichen Mönche, mit einem Sichtschutz umgeben hatte. Außerdem waren buchstäblich Hunderte von Marktständen errichtet worden. Die bescheidensten bestanden lediglich aus ungehobelten, auf Böcken ruhenden Ladentischen, doch die meisten waren mit etwas mehr Mühe gestaltet worden, besaßen ein Schild mit dem Namen des Standbesitzers, ein Bild mit dem Warenangebot, einen separaten Tisch zum Abwiegen und einen verschließbaren Schrank oder kleinen Schuppen für die Waren. Etliche Buden waren sogar mit Zelten versehen, sei es, um sich vor Regen zu schützen, sei es, um Geschäfte unter vier Augen abzuwickeln zu können. Die reichsten Stände allerdings entsprachen eher kleinen Häusern, ausgestattet mit großen Lagern sowie mehreren Ladentischen und Sitzecken, wo die Händler ihre wichtigsten Kunden standesgemäß empfangen und bewirten konnten. Zu Philips Überraschung war der erste, im Dienst eines Händlers stehende Zimmermann schon eine geschlagene Woche vor der Messe bei ihm aufgekreuzt und hatte sich nach dem genauen Standort des Verkaufsstands erkundigt; danach hatte er vier Tage zum Aufbau gebraucht, zwei weitere waren mit der Füllung des Lagers vergangen.
    Ursprünglich hatte Philip die Anordnung der Stände so geplant, dass sie, ähnlich wie beim Wochenmarkt, zwei breite Gänge am Westende des Klostergeländes bildeten; er merkte allerdings schnell, dass der Platz nicht ausreichen würde. Nun reihten sich die Buden auch noch entlang der Kirchennordwand und in östlichem Bogen bis zu Philips Haus, ja sogar in der unfertigen Kirche waren zwischen den Pfeilern der Seitenschiffe noch welche aufgestellt. Ihre Besitzer waren nicht alle Wollhändler; auf einer solchen Messe wurde, von grobem Brot bis hin zu Rubinen, einfach alles feilgeboten.
    Philip ging durch die vom Mondlicht beschienenen Reihen. Längst war alles fertig, denn heute durften keine Stände mehr errichtet werden. Die meisten waren auch schon mit Ware bestückt, und die Priorei hatte bis jetzt mehr als zehn Pfund an Zöllen und Gebühren eingenommen. Am Messetag selbst durften nur noch frisch zubereitete Nahrungsmittel – Brot, heiße Pasteten und Backäpfel – in die Stadt gebracht werden; selbst die Bierfässer waren am Vortag angeliefert worden.
    Halbgeschlossene Augen verfolgten Philip auf seinem Rundgang, schlaftrunkene Grunzer grüßten ihn. Keiner der Standbesitzer ließ seine wertvollen Waren unbewacht, und so schliefen die meisten in ihren Buden, während die reicheren Händler ihre Dienstboten zum Wachdienst abkommandiert hatten.
    Philip wusste nicht genau, wie viel die Messe ihm einbringen würde, aber an ihrem Erfolg konnte es kaum einen Zweifel geben, und er machte sich schon Hoffnungen auf erheblich mehr als die geschätzten fünfundzwanzig Pfund. In den vergangenen Monaten hatte er manches Mal bezweifelt, dass die Messe überhaupt stattfinden konnte. Der Krieg schleppte sich dahin, ohne dass Stephan oder Mathilde eindeutig die Oberhand gewannen, doch wenigstens war das Marktrecht nicht widerrufen worden. William Hamleigh hatte etliche Versuche zur Verhinderung der Messe unternommen und dem Vogt befohlen, sie zu unterbinden; der hatte sich an die rivalisierenden Monarchen gewandt, aber von keinem eine Antwort erhalten. William hatte seinen Pächtern untersagt, in Kingsbridge Wolle feilzubieten, doch da die meisten, statt ihre Vliese selbst zu vermarkten, ohnehin an Großhändler verkauften, hatte dieses Verbot vor allem dazu geführt, dass Aliena noch mehr Geschäfte tätigen konnte. Zu guter Letzt hatte er angekündigt, die Zölle und Pachtgebühren für die Messe in Shiring auf den gleichen Stand wie die von Philip erhobenen Abgaben zu senken; aber dieser Schritt kam zu spät, um noch ins Gewicht zu fallen, hatten doch die einflussreichen Käufer und Verkäufer längst ihre Dispositionen getroffen.
    Nun, da sich der Himmel am östlichen Horizont merklich aufhellte und den Anbruch des großen Tages ankündigte, konnte William nichts mehr ausrichten: Die Händler mit ihren Waren warteten schon auf die ersten Kunden. Philip

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