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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gedanken an Widerstand sofort auf. »Ja, wehren wir uns!«, sagte er. »Wir haben eine Chance. Wir sind Hunderte, während William fünfzig, allenfalls hundert Mann zur Verfügung hat – womöglich gewinnen wir die Schlacht nur, weil wir in der Überzahl sind.«
    »Und wie viele von uns werden dabei umkommen?«, protestierte Aliena.
    Philip schüttelte den Kopf. »Mönche dürfen nicht kämpfen«, stellte er voller Bedauern fest. »Und ich kann die Stadtbewohner nicht auffordern, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, solange ich es nicht selbst tue.«
    »Mit meinen Bauleuten könnt Ihr auch nicht rechnen«, meinte Jack. »Das gehört nicht zu ihrer Arbeit.«
    Philip fixierte Richard. Was militärische Aktionen betraf, war er der Versierteste von ihnen. »Gibt es denn irgendeine Möglichkeit, die Stadt zu verteidigen, ohne dass es zu einer Schlacht kommt?«
    »Ohne Stadtmauer auf keinen Fall«, erklärte Richard. »Wir können dem Feind nur unsere eigenen Leiber entgegensetzen.«
    »Eine Stadtmauer«, murmelte Jack nachdenklich.
    »Wir könnten«, fuhr Richard fort, »William natürlich auffordern, den Ausgang der Schlacht durch Zweikämpfe herbeizuführen – Mann gegen Mann. Aber darauf wird er sich kaum einlassen.«
    »Eine Stadtmauer könnte uns retten?«, fragte Jack.
    »Ein andermal vielleicht«, gab Richard ungeduldig zurück, »diesmal nicht. So etwas lässt sich nicht über Nacht errichten.«
    »Meinst du?«
    »Natürlich nicht, stell dich nicht so –«
    »Moment, Richard«, fiel ihm Philip ins Wort. Er sah Jack erwartungsvoll an. »Was habt Ihr im Sinn?«
    »Eine Mauer zu bauen ist nicht schwer«, meinte Jack.
    »Ja, und?«
    Jacks Gedanken überschlugen sich, und die anderen warteten mit angehaltenem Atem, bis er sprach. »Keine Bogen, keine Gewölbe, keine Fenster … Eine einfache Mauer kann über Nacht gebaut werden. Dazu braucht man nur Männer und Material.«
    »Was könnten wir dazu verwenden?«, fragte Philip.
    »Schaut Euch um«, erwiderte Jack. »Alles da: behauene Steine, dazu ein Stoß Bauholz höher als ein Haus. Auf dem Kirchacker ein Haufen Bruchsteine und am Flussufer die Blöcke aus dem Steinbruch. An Baumaterial ist kein Mangel.«
    »Und Bauleute gibt es genug in der Stadt«, fügte Philip hinzu.
    Jack nickte. »Die Mönche könnten die Organisation übernehmen, die Bauleute die Arbeit, die Können erfordert. Den Rest besorgt die gesamte Stadtbevölkerung.« Er dachte so weit voraus, dass er mit dem Sprechen kaum nachkam. »Die Mauer muss am diesseitigen Flussufer stehen. Die Brücke muss abgerissen werden. Dann muss sich die Mauer über den Hügel ziehen, ums Armenviertel herum, und auf die Ostmauer des Klosters stoßen … dann in Richtung Norden … und den Hügel wieder hinunter zum Fluss. Vielleicht reicht der Vorrat an Steinen doch nicht aus …«
    Richard unterbrach ihn. »Dafür brauchen wir nicht unbedingt eine Mauer. Dort tut’s auch ein einfacher Graben, und die ausgehobene Erde wird zum Wall aufgeschüttet, vor allem dort, wo der Feind nur angreifen kann, wenn er seine Leute bergauf schickt.«
    »Aber eine Steinmauer wäre bestimmt besser«, widersprach Jack.
    »Besser ja, aber nicht unbedingt notwendig. Eine Mauer ist dazu da, den Feind in eine angreifbare Position zu bringen und den Verteidiger in die Lage zu versetzen, ihn aus seiner geschützten Position heraus zu treffen.«
    »Zu treffen?«, fragte Aliena. »Womit denn?«
    »Mit Steinen, kochendem Pech, Pfeilen – wahrscheinlich verfügt beinahe jedes Haus hier über Pfeil und Bogen …«
    »Es läuft also doch auf eine Schlacht hinaus«, stellte Aliena schaudernd fest.
    »Ja, aber nicht von Mann zu Mann.«
    Jack zweifelte noch. Aller Wahrscheinlichkeit war es das Sicherste, wenn sich die ganze Bevölkerung in die Wälder verzog – in der Hoffnung, William werde sich damit begnügen, die Häuser abzubrennen. Blieb immer noch das Risiko, dass er und seine Mannen die Leute aufstöberten und niedermetzelten. Was war gefährlicher? Wenn sie alle hierblieben und die Stadt mit einer Mauer verteidigten? Ging alles schief und William fand einen Durchlass, so gab es ganz gewiss ein grausames Gemetzel. Jacks Blick glitt unwillkürlich zu Aliena und Tommy, und er dachte an das Kind, das sie erwarteten. »Gibt es keinen dritten Weg?«, fragte er. »Wir könnten die Frauen und Kinder fortschicken. Dann müssten nur die Männer die Stadtmauer halten.«
    »Nein, danke«, sagte Aliena mit Nachdruck. »Das wäre das Dümmste von

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