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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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König überredet, ihn zum Kandidaten für den Bischofsstuhl in Lincoln zu nominieren. Lincoln war eines der reichsten Bistümer der Welt und – nach Canterbury und York – die drittgrößte Diözese des Königreichs. Von dort war es nur noch ein kleiner Schritt zu einem Erzbistum. Vielleicht baute Heinrich Waleran sogar zum Nachfolger von Thomas Becket auf. Die Vorstellung, Waleran Bigod könne dereinst Erzbischof von Canterbury und Oberhaupt der englischen Kirche sein, war so entsetzlich, dass Philip vor Angst fast übel wurde.
    Als sich die Mönche wieder beruhigt hatten, fuhr Jonathan mit der Verlesung des Schreibens fort: »›… und haben dem Kapitel von Lincoln empfohlen, ihn zu erwählen.‹« Nun, das ist leichter gesagt als getan, dachte Philip. Eine königliche Empfehlung war fast ein Befehl, aber eben doch nicht ganz. Wenn das Kapitel in Lincoln Waleran ablehnte oder aber sich schon auf einen eigenen Kandidaten geeinigt hatte, konnte es dem König Schwierigkeiten machen. Zum Schluss würde sich der König wahrscheinlich durchsetzen; selbstverständlich war es nicht.
    »›Wir befehlen Euch, dem Kapitel der Priorei von Kingsbridge, einen neuen Bischof von Kingsbridge zu wählen, und empfehlen Euch für dieses Amt Unseren treuen Diener Peter von Wareham, Erzdiakon von Canterbury.‹«
    Die versammelten Mönche quittierten diese Ankündigung mit einem Aufschrei der Empörung. Philip wurde kalt vor Entsetzen. Der hoffärtige, überall Unheil witternde, selbstgerechte Erzdiakon Peter sollte Bischof von Kingsbridge werden! Peter war genau der gleiche Typ wie Waleran. Beide Männer waren von echter Frömmigkeit und Gottesfurcht, aber sie besaßen kein Gespür für die eigene Fehlbarkeit. Sie hielten daher ihre eigenen Wünsche für den Willen Gottes und verfolgten ihre Ziele mit entsprechender Rücksichtslosigkeit. Mit Peter als Bischof stand dem künftigen Prior Jonathan eine harte Zeit bevor – ein lebenslanger Kampf um Gerechtigkeit und Anstand in einem Bistum, in dem mit eiserner Faust ein Mann ohne Herz herrschte.
    Wurde dann auch noch Waleran Erzbischof, so gab es keine Hoffnung mehr auf eine Wendung zum Besseren.
    Philip sah ein langes, dunkles Zeitalter voraus, nicht unähnlich der schlimmsten Phase des Bürgerkriegs, als Grafen vom Schlage Williams nach Gutdünken walteten, anmaßende Priester ihre Gemeinden vernachlässigten und die Priorei wieder in ein armes und geschwächtes Schattendasein verfiel. Die Vorstellung erregte seinen Zorn.
    Er war nicht der Einzige, der sich ärgerte. Cirkator Steven erhob sich rotgesichtig und schrie, so laut er konnte: »So weit darf es nicht kommen!« Und das, obwohl er damit gegen ein Gebot Philips verstieß, nach dem im Kapitelhaus nur in ruhigem und besonnenem Ton gesprochen werden durfte.
    Die Mönche stimmten ihm lebhaft zu. Jonathan hingegen bewies seine Umsicht, indem er die entscheidende Frage stellte: »Was können wir tun?«
    Der dicke Küchenmeister Bernard sagte: »Wir müssen das Ersuchen des Königs zurückweisen.«
    Mehrere Mönche taten ihre Zustimmung kund.
    Steven sagte: »Wir sollten dem König antworten, dass wir selbst entscheiden, wen wir wählen.« Nach einer kurzen Pause fügte er einfältig hinzu: »Unter Gottes Führung natürlich.«
    »Ich bin nicht der Meinung, dass wir seinen Vorschlag so brüsk zurückweisen sollten«, meinte Jonathan. »Je schneller wir den König herausfordern, desto eher beschwören wir seinen Zorn auf uns herab.«
    »Jonathan hat recht«, sagte Philip. »Einem Mann, der eine Schlacht gegen seinen König verliert, kann vergeben werden. Wer aber eine solche Schlacht gewinnt, ist verloren.«
    »Also gebt Ihr auf der ganzen Linie nach!«, platzte Steven heraus.
    Philip war nicht minder besorgt als die anderen, musste jedoch nach außen hin die Ruhe bewahren. »Steven, mäßige dich!«, sagte er. »Selbstverständlich müssen wir uns gegen diesen schlimmen Vorschlag des Königs zur Wehr setzen, doch werden wir unser Vorgehen sorgfältig planen und einen offenen Konflikt vermeiden.«
    »Aber was wollt Ihr tun ?«
    »Ich weiß es noch nicht genau«, erwiderte Philip. Seine anfängliche Verzagtheit schwand, und der alte Kampfgeist erwachte. Die Schlacht, die es hier zu schlagen galt, kannte er; er hatte sie oft genug schlagen müssen, sein Leben lang: im Kloster, als er sich in der Priorwahl gegen Remigius durchsetzen musste, aber auch in der Grafschaft bei den ständigen Auseinandersetzungen mit William Hamleigh und

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