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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bestiegen Pferde aus Ranulfs Stall. Es war ein bitterkalter Tag. Düstere graue Wolken bedeckten den Himmel. Es sah nach Schnee aus. Sie folgten einer alten Straße, die unter dem Namen Stone Street bekannt war. Auf dem zweieinhalbstündigen Ritt gesellten sich einige Ritter zu ihnen.
    Der Haupttreffpunkt war die Abtei Saint Augustine außerhalb der Stadt. Der Abt war, wie Ranulf William versichert hatte, ein alter Feind des Erzbischofs. William blieb dennoch vorsichtig und gab vor, man wolle Thomas nur festnehmen. Sie hatten vor, die Maske erst im letzten Augenblick fallen zu lassen, auch vor den eigenen Leuten: Das wahre Ziel des Unternehmens kannten außer William nur noch Ranulf und die vier Ritter, die aus Frankreich mit herübergekommen waren.
    Sie erreichten die Abtei gegen Mittag. Die von Ranulf herbeibefohlenen Männer warteten bereits auf sie. Der Abt ließ ihnen ein Mahl auftragen. Der Wein war ausgezeichnet, und sie ließen ihn sich schmecken. Ranulf gab den Bewaffneten, die die Domfreiheit umstellen und alle Fluchtversuche vereiteln sollten, die entsprechenden Anweisungen.
    William schauderte, obwohl er unmittelbar neben der Feuerstelle im Gästehaus stand. Es war im Grunde eine einfache Angelegenheit – mit der Einschränkung, dass ein Fehlschlag wahrscheinlich mit dem Tode bestraft wurde. Der König würde schon eine Möglichkeit finden, die Ermordung Thomas Beckets zu rechtfertigen. Einen versuchten Mord könnte er dagegen nie gutheißen: Er würde jegliche Mitwisserschaft von sich weisen und die Frevler aufhängen lassen. William hatte in seiner Eigenschaft als Vogt von Shiring zahlreiche Menschen an den Galgen gebracht, doch die Vorstellung, selber am Ende des Stricks zu baumeln, ließ ihn ein ums andere Mal erzittern.
    Er wandte seine Gedanken der Grafschaft zu, die er sich beim erfolgreichen Verlauf des Unternehmens erhoffen konnte. Es wäre zu schön, den Lebensabend als Graf verbringen zu können, als respektierter und gefürchteter Mann, dem widerspruchslos gehorcht wurde. Wenn Richard, Alienas Bruder, im Heiligen Land ums Leben kommen sollte, wird König Heinrich mir vielleicht sogar wieder Shiring geben, dachte er, und diese Hoffnung wärmte ihn mehr als das Feuer.
    Als sie die Abtei wieder verließen, war der Trupp zu einer kleinen Armee angewachsen. Dennoch hatten sie keinerlei Schwierigkeiten, in die Stadt Canterbury hineinzukommen. Ranulf hatte diesen Teil des Landes sechs Jahre lang kontrolliert und seine Autorität bislang noch nicht preisgegeben. Noch galt sein Wort mehr als das des Erzbischofs (ein weiterer Grund für Thomas’ bittere Klage vor dem Papst).
    Kaum waren die Reiter in der Stadt, da schwärmten sie auch schon aus, umstellten das Gelände von Kloster und Kathedrale und versperrten alle Ausgänge.
    Die Aktion hatte begonnen. Bis zu diesem Augenblick wäre es – zumindest theoretisch – noch möglich gewesen, die ganze Sache abzublasen. Doch nun waren die Würfel gefallen.
    William überließ Ranulf das Kommando über die Blockade und sammelte eine kleine Schar von Rittern und Bewaffneten um sich. Die Ritter teilte er in zwei Gruppen auf. Die größere Gruppe schickte er in ein Haus auf der anderen Seite des Durchgangs zum Domplatz, die kleinere begleitete ihn auf seinem Weg durchs Tor. Reginald Fitzurse und die drei anderen Verschwörer ritten in den Küchenhof, als seien sie offizielle Besucher und keine bewaffneten Eindringlinge. William jedoch stürmte das Torhaus und bedrohte den entsetzten Pförtner mit dem Schwert in der Hand.
    Der Angriff nahm seinen Lauf. William klopfte das Herz bis zum Hals. Er befahl einem seiner Bewaffneten, den Pförtner zu fesseln, ließ die anderen Männer ins Torhaus kommen und schloss das Tor. Nun konnte niemand mehr hinein oder hinaus. Er hielt jetzt ein Kloster mit Waffengewalt besetzt.
    Dann folgte er den vier Verschwörern in den Küchenhof, der im Norden von den Ställen begrenzt wurde. Die vier hatten allerdings ihre Pferde dort nicht untergebracht, sondern mitten im Hof an einen Maulbeerbaum gebunden. Sie legten ihre Schwertgurte und die Helme ab: Sie wollten die Fassade des Freundschaftsbesuchs noch ein wenig länger aufrechterhalten.
    William holte sie ein und legte seine Waffen unter den Baum. Reginald sah ihn fragend an. »Alles in Ordnung«, sagte William. »Das Gelände ist isoliert.«
    Über den Hof gingen sie auf den Bischofspalast zu. William hieß einen Ritter namens Richard, der aus der Umgebung stammte, im Portal

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