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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Jack.
    »Euer Vater starb vor Eurer Geburt«, erwiderte Waleran mit einem Hauch der alten Hochnäsigkeit.
    Jack nickte. »Erzählt weiter.«
    »Eine Gruppe von Baronen beschloss, den Sohn des Königs zu ermorden. Indem sie die natürliche Thronfolge zu verhindern trachteten, erhofften sich die Verschwörer mehr Einfluss auf die Wahl des neuen Königs.«
    Jack studierte aufmerksam Walerans bleiches, schmales Gesicht. Der alte Mann wirkte müde, geschlagen und reumütig – von Arglist keine Spur. Wenn er dennoch etwas im Schilde führte, so war ihm jedenfalls nichts anzumerken. »Aber William starb doch beim Untergang des ›Weißen Schiffes‹«, sagte Jack.
    »Der Untergang war kein Unfall.«
    Jack erschrak. War das möglich? Der Thronerbe ermordet, nur weil sich ein paar Barone einen schwächeren König wünschten? Aber inzwischen war ja sogar ein Erzbischof ermordet worden …
    »Weiter«, sagte er.
    »Die Barone versenkten das Schiff und entkamen in einem Boot. Alle anderen Passagiere ertranken – mit Ausnahme eines Mannes, der sich an einem Mast festklammerte und an die Küste getrieben wurde.«
    »Und das war mein Vater.« Langsam erkannte Jack, worauf Waleran hinauswollte.
    Walerans Gesicht war schneeweiß, seine Lippen blutleer. Er sprach ohne jede Gemütsbewegung und vermied es, Jack anzusehen. »Nicht weit von der Stelle, an der ihn die Wellen an den Strand spülten, lag die Burg eines Verschwörers. Sie nahmen ihn gefangen. Der Mann hatte nicht die Absicht, sie anzuschwärzen – was auch kaum möglich gewesen wäre, denn er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass das Schiff versenkt worden war. Aber er hatte Dinge gesehen, die Kundigeren die Wahrheit verraten hätten. Und darum konnten ihn die Verschwörer nicht laufen und freimütig über seine Erlebnisse berichten lassen. Sie brachten ihn nach England und ließen ihn dort in der Obhut von Leuten zurück, die ihr Vertrauen besaßen.«
    Jack überkam tiefe Traurigkeit. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass sein Vater immer nur eines im Sinn gehabt hatte: Er wollte die Menschen unterhalten, ihnen Freude machen. Irgendetwas an Walerans Geschichte kam ihm merkwürdig vor. »Warum haben sie ihn nicht gleich umgebracht?«, fragte er.
    »Sie hätten es tun sollen, ja«, gab Waleran kühl zurück. »Aber der Mann war unschuldig, ein Jongleur, ein Spielmann … Er war unterhaltsam, und alle mochten ihn. Sie brachten es einfach nicht über sich.« Waleran lächelte freudlos. »Selbst die rücksichtslosesten Menschen werden gelegentlich von Skrupeln befallen.«
    »Und warum haben sie später ihre Meinung geändert?«
    »Weil der Mann ihnen dann doch gefährlich wurde, sogar hier. Anfangs war er harmlos – er konnte ja nicht mal Englisch. Aber mit der Zeit lernte er die Sprache und schuf sich einen Bekannten- und Freundeskreis. Man sperrte ihn daher in den Kerker unter dem Dormitorium – was zur Folge hatte, dass die Leute fragten, warum. Der Häftling wurde zu einer Belastung. Die Verschwörer merkten, dass sie, solange dieser Mann lebte, keine Ruhe finden würden. Schließlich trugen sie uns auf, ihn zu töten.«
    So einfach war das also, dachte Jack. »Aber warum habt Ihr Euch gegen diesen Auftrag nicht gewehrt?«
    »Wir waren ehrgeizig, alle drei«, sagte Waleran, und sein Mund verzog sich zu einer reumütigen Grimasse. »Percy Hamleigh, Prior James und ich. Eure Mutter hatte schon recht: Wir wurden dafür belohnt. Mit der Beförderung zum Erzdiakon eröffneten sich mir glänzende Zukunftsaussichten in der Kirche, Percy Hamleigh wurde zum wohlhabenden Landbesitzer, und Prior James konnte den Klosterbesitz mehren.«
    »Und die Barone?«
    »In den drei Jahren nach dem Schiffbruch wurde Heinrich von Fulk von Anjou, William Clito in der Normandie sowie dem König von Frankreich angegriffen. Eine Zeit lang stand es nicht gut um ihn. Aber er besiegte seine Feinde und regierte weitere zehn Jahre. Als er dann aber starb, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen, kam es unter Stephan dann doch noch zu jener Anarchie, auf die die Barone gehofft hatten. Während des zwanzigjährigen Bürgerkriegs herrschten sie in ihren Grafschaften wie kleine Könige, ohne dass eine zentrale Macht ihrer Willkür hätte Schranken setzen können.«
    »Und dafür musste mein Vater sterben.«
    »Auch sein Tod half ihnen nichts mehr. Die meisten Barone kamen in den Kämpfen um, manche sogar mit ihren Söhnen. Und die kleinen Lügen, die wir in der Grafschaft verbreitet hatten,

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