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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Pferde den Stallknechten der Priorei. Dann schritten sie in strenger Formation über die Grünfläche: zur Rechten und zur Linken der Mutter Vater und Sohn, dahinter die Ritter und als Nachhut die Bediensteten. Die Leute öffneten ihnen eine Gasse, doch William konnte sehen, wie sie sich gegenseitig anstießen, verstohlen mit dem Finger auf sie zeigten und miteinander tuschelten. Er war fest davon überzeugt, dass sie nur ein Thema hatten: die geplatzte Verlobung, die Hochzeit, aus der nichts geworden war. Er riskierte einen Seitenblick auf seine Mutter und erkannte an ihrem Gewitterblick, dass sie das Gleiche dachte wie er.
    Dann betraten sie die Kirche.
    William hasste Kirchen. Selbst bei schönem Wetter war es darin düster und kalt, und aus dunklen Winkeln und den niedrigen Gewölben der Seitenschiffe waberte Modergeruch. Vor allem aber erinnerten ihn Kirchen immer an die Qualen der Hölle – und vor der Hölle fürchtete er sich.
    Er ließ seinen Blick in die Runde schweifen. Anfangs fiel es ihm schwer, die Gesichter der Gläubigen zu erkennen, doch auch, nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er Aliena nirgends entdecken. Sie hatten das Seitenschiff fast durchschritten. Nirgendwo eine Spur von ihr. William war gleichermaßen erleichtert wie enttäuscht. Doch dann erspähte er sie, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
    Aliena stand ziemlich weit vorn im südlichen Teil des Schiffs, eskortiert von einem Ritter, den William nicht kannte, und umgeben von Bewaffneten und Zofen. Obwohl sie ihm den Rücken zuwandte, war sie an ihrer dunklen, wallenden Lockenpracht leicht zu erkennen.
    Er hatte Aliena kaum erblickt, als sie sich umdrehte. William sah die sanft geschwungene Linie ihrer Wange und die gerade, gebieterische Nase im Profil. Der Blick aus ihren dunklen, fast schwarzen Augen begegnete dem seinen. William hielt den Atem an. Die dunklen, ohnehin schon großen Augen weiteten sich noch, als Aliena ihn erkannte. William wollte desinteressiert an ihr vorbeischauen und so tun, als habe er sie nicht gesehen, aber er war nicht imstande, seine Augen von ihr abzuwenden. Er sehnte sich nach einem Lächeln von ihr, wenigstens einem angedeuteten, einer gerade noch wahrnehmbaren Krümmung ihrer vollen Lippen, das nichts weiter besagen mochte als höfliche Kenntnisnahme. Er neigte den Kopf – es war eher ein Nicken als eine Verbeugung. Alienas Züge verhärteten sich, und sie drehte sich wieder um.
    Wie von einem plötzlichen Schmerz getroffen, zuckte William zusammen. Er kam sich vor wie ein getretener Hund und hätte sich am liebsten in eine dunkle Ecke verkrochen. Vorsichtig sah er sich nach allen Seiten um. Ob jemand den Blickwechsel beobachtet hatte? Die Leute sahen von ihm zu Aliena und wieder zu ihm. Sie stießen einander in die Rippen und flüsterten. Um niemanden ansehen zu müssen, hielt William den Blick starr geradeaus gerichtet. Es kostete ihn Überwindung, den Kopf hochzuhalten. Wie konnte sie uns das nur antun, fragte er sich. Wir sind eine der stolzesten Familien in Südengland, und ihretwegen kommen wir uns jetzt klein und unbedeutend vor. Allein der Gedanke daran trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht. Am liebsten hätte er sein Schwert gezogen und wäre damit auf jemanden losgegangen – egal, auf wen.
    Der Vogt von Shiring begrüßte Williams Vater mit Handschlag. Die Leute wandten sich ab und suchten sich etwas anderes, worüber sie klatschen konnten. Williams Wut war ungebrochen. Aliena wurde von jungen Adligen begrüßt; einer nach dem anderen verneigte sich vor ihr. Denen lächelt sie bereitwillig zu, dachte William.
    Die Messe begann. Warum nur musste das alles so entsetzlich schiefgehen, fragte er sich. Graf Bartholomäus hatte einen Sohn, der einst sein Vermögen und seinen Titel erben würde. Seine Tochter taugte also für eine lohnende politische Verbindung. Aliena war sechzehn Jahre alt und noch Jungfrau. Da sie fürs Klosterleben nichts übrighatte, ging jedermann davon aus, dass ihr der Heiratsantrag eines gesunden, neunzehnjährigen Edelmanns gerade recht kommen musste – schließlich hätte ihr Vater ihr aus politischen Erwägungen auch einen feisten, gichtigen Vierzigjährigen oder gar einen kahlköpfigen sechzigjährigen Baron aussuchen können.
    Als der Ehevertrag besiegelt war, hatten William und seine Eltern kein Geheimnis mehr daraus gemacht, im Gegenteil: In allen Grafschaften nah und fern hatten sie die große Neuigkeit verbreitet. Das erste

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