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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Tahan einen Menschen so sehr gehasst.
    Mitten in der Nacht rüttelte der Prinz seinen Gefangenen wach. Er schlief wie ein Berg, unerschütterlich, und es dauerte eine geraume Weile, bis er die Augen öffnete und ratlos ins Lagerfeuer blinzelte.
    Â» Meine Wache? Jetzt schon? «
    Natürlich hatten sie die Geisel zu keiner Wache eingeteilt. » Ich muss mit dir reden, Bruder Ralnir. «
    Der Mönch setzte sich auf und rieb sich die Augen. » Na gut « , murmelte er. Schwerfällig kam er auf die Füße und blickte sich um.
    Â» Dorthin « , flüsterte Tahan und zeigte zwischen die dunklen Baumstämme, die wie schwarze Klingen das Grau der Dämmerung zerteilten.
    Der massige Mann folgte ihm erstaunlich leise vom Lager weg. Er schien weder einen Mordversuch zu fürchten noch sonst etwas Böses.
    Â» Morgen wird Noan erwachen « , sagte Tahan, als er sicher war, dass Jalimey ihn nicht mehr hören konnte, selbst wenn sie sich nur schlafend stellte. » Dann wird er wieder mein Herr sein. «
    Â» Ich höre « , sagte Ralnir ruhig.
    Tahan griff nach der fleischigen Hand des Mönchs und ging auf die Knie. » Bitte. Ich flehe dich an. Nimm den Fluch von mir. «
    Ralnir schwieg, und die Verzweiflung brachte Tahan dazu, einen Kuss auf die fleischigen Finger des Ordensbruders zu drücken. Danach ließ er ihn los und beugte sich so tief hinunter, dass seine Stirn den Boden berührte. » Bitte. « Seine Stimme brach. Er wartete, während Tränen sich in seinen Augen sammelten.
    Der Mönch hockte sich hin und streichelte ihm über den Kopf wie einem braven Hund. » Tahan « , sagte er leise, » ach, mein lieber Tahan. Du begreifst immer noch nicht, worauf es ankommt. Wollt ihr nicht in die Hauptstadt eurer Feinde? Das Mädchen sucht nach seiner Schwester und deren Kind. Das ist ihr sehr wichtig, wichtiger als alles andere. Sie riskiert ihre Freiheit und ihr eigenes Leben dafür, was mir sehr imponiert, da sie so gut wie keine Chance hat, ihr Ziel jemals zu erreichen. Du musst einen Brief überbringen, der ebenfalls von großer Bedeutung ist. Dieser schlanke Jüngling mit dem Sklavenhaar ist fest entschlossen, Prinzessin Hamyjane die Botschaft zu überreichen, ganz gleich, was es ihn kostet, und das Mädchen mit seinem Leben zu beschützen. Er besitzt nichts mehr, bis auf sein zierliches Pferd und seinen Mut. Aber er jammert nicht. Er war zu allem bereit, was wir mit ihm tun wollten, sobald wir ihm versprochen hatten, dass er danach gehen darf. Er dachte nur daran, dass er die junge Frau suchen und retten muss, bevor sie in die Sklaverei verkauft wird. «
    Â» Ich jammere auch nicht « , sagte Tahan betroffen.
    Â» Du bist der größte Krieger dieses Zeitalters. « Der Mönch legte ihm die schweren Hände auf die Schultern und zog ihn hoch. » Du, Tahan, bist Singendes Schwert, und die Macht der Vier ist mit dir, eine Macht, die nichts anderes je übertreffen könnte. Du bist der Einzige, der dafür sorgen kann, dass der Brief zu Hamyjane gelangt und dass Jalimey ihre Familie wiederfindet. Du bist der Einzige, der sie beschützen kann. Ein Mann, der es sogar mit meinem Orden aufzunehmen wagt. Bei der wilden Tänzerin, wenn du dir etwas vornimmst, kann nichts und niemand dich aufhalten! Vor dir würden sich selbst die Hohen Götter verstecken. Das alles willst du wegwerfen, nur um deinem besten Freund– deinem einzigen Freund, wohlgemerkt– nicht länger gehorchen zu müssen? «
    Nimm den Fluch von mir, wollte Tahan sagen, aber er biss die Zähne zusammen, denn nun kannte er die Antwort.
    Â» Von wahrer Demut bist du so weit entfernt wie ein Söldner von der Hierarchiestufe eines Prinzen. Nein, ich werde den Fluch nicht aufheben. Deine Begleiter brauchen dich. Terajalas braucht dich. Mein Wort bleibt bestehen– komm nach Rajalan. Dort und nirgendwo sonst wird der Fluch dich freigeben. «
    Tahan stand auf und schüttelte die Hände des Ordensbruders ab. Er trat einen Schritt zurück und atmete tief durch, um seinen Zorn zu bezwingen. Doch seine Wut und sein Hass ließen sich nicht bändigen. Mit einem Schrei zog er sein Schwert und zielte auf den Mönch. Die scharfe Klinge zerteilte die Kutte über der Brust des feisten Mannes.
    Â» Wenn du stirbst « , rief er, » werden sich alle deine Flüche in Luft auflösen! «
    Ein Blutstropfen quoll dunkel hervor,

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