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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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waren die Bedingungen für deine Erlösung gänzlich anderer Natur. «
    Â» Es tut mir leid. Bitte, glaub mir, Bruder Ralnir. Ich hätte nichts davon getan, wenn es nicht darum gegangen wäre, meine Freunde heil aus den Gewölben herauszubringen. «
    Der Mönch hob den Blick und sah ihn an. Sein rundes Gesicht glänzte. Die Strapazen hatten dunkle Ringe unter seine Augen gemalt, die Wunde an seiner Kehle schimmerte feucht.
    Â» Die Schwester der Demut heißt Vertrauen « , sagte er. » Deinem Freund wäre nichts geschehen. «
    Â» Das soll ich glauben? Ihr habt ihn einfach mitgenommen und für irgendwelche finsteren Rituale benutzt! Das schafft nicht unbedingt Vertrauen. «
    Â» Wir haben ihn zu nichts gezwungen. Ein wenig Schmerz ist ein geringer Preis, um die Verbindung zu den Vier einzugehen. «
    Â» Ha! Zu nichts gezwungen? Ihr habt ihn mit Banoa abgefüllt! «
    Â» Über Banoa « , sagte Ralnir mit leichtem Spott in der Stimme, » weißt du ja bestens Bescheid. «
    Â» Ich bin daran gewöhnt, ich kann damit umgehen. Noan dagegen ist ein Frischling, was das betrifft. Zu viel davon kann ihn umbringen! «
    Â» Was habe ich dir gerade über Vertrauen gesagt? Wir haben ihm nicht zu viel verabreicht. «
    Â» Morgen früh wird er anderer Meinung sein. «
    Â» An ein wenig Kopfweh wird er nicht sterben. So wenig wie du daran sterben wirst, dass du deinen Willen nicht bekommst. Obwohl ich zugeben muss, dass ich dir das beinahe zutraue. In der Tat bin ich überrascht, dass du immer noch lebst und nicht aus Wut und in einem Anfall von Leichtsinn deinen Feinden in die Klinge gesprungen bist. Niemand, der bei Verstand ist, würde sich in die Mitte des Ordens der Vier begeben, die Mönche bedrohen, die Vier herausfordern und erwarten, damit durchzukommen. Niemand außer dir, Prinz Tahan Dor Ilan. « Ralnir deutete eine leichte Verbeugung an.
    Tahan wünschte sich, er wäre tatsächlich gestolpert, während er dem Mönch die Klinge an die Kehle gesetzt hatte.
    Er verschränkte die Hände vor den Knien und kämpfte gegen den Wunsch an, Ralnir zu würgen.
    Â» Das riecht gut. « Jalimey kam zu ihnen ans Feuer und kniete sich neben den Mönch. » Ich hoffe, du wirst heute Nacht nicht frieren, ehrenwerter Bruder. «
    Â» Was habt ihr jetzt vor? « , fragte Ralnir. » Geht es weiter nach Mai-Senn? Von Noan habe ich erfahren, was euer Ziel war. «
    Wie selbstverständlich er den jungen Fürsten beim Vornamen nannte und den Titel wegließ, während er Tahan eben noch mit seinem verlorenen Rang verhöhnt hatte. Fehlte nur noch, dass er ihn » Bruder Noan « nannte.
    Â» Nach Mai-Senn? Wohl kaum « , erwiderte Tahan schroff. » Uns ist der Brief abhandengekommen, den wir abliefern wollten. Nun hindert uns nichts mehr daran, umzukehren und nach Rajalan zu gehen. Aber vielleicht ist auch das nicht mehr nötig? « Er beobachtete den Mönch, während er sprach.
    Ein feines Lächeln spielte um Ralnirs Lippen, und zum ersten Mal regte sich Hoffnung in Tahans Herzen. Vielleicht tat der Dicke nur so streng. Vielleicht hatte er längst beschlossen, den Fluch hier und jetzt aufzuheben.
    Â» Der Brief ist nicht abhandengekommen « , sagte Jalimey.
    Â» Nicht? Meines Wissens hatte Noan recht wenig an, als wir ihn gefunden haben. Seine Kleider sind unten im Labyrinth geblieben. «
    Jalimey hatte immerhin den Anstand, ein verlegenes Lächeln aufzusetzen. » Die Sache ist die… «
    Wie leichtgläubig konnte man sein? Tahan schlug sich gegen die Stirn. » Du hast ihn. Die ganze Zeit über hast du ihn gehabt. «
    Â» Ja « , sagte sie leise. » Wenn ich dir das verraten hätte, hättest du Noan im Stich gelassen. «
    Er musste sich beherrschen, um sie nicht anzuschreien oder zu schlagen. Mit finsterem Blick starrte er in die Flammen.
    Der Mönch lachte leise, tat ihm jedoch den Gefallen, darüber zu schweigen.
    Â» Wollen wir nicht essen? « , fragte Jalimey in die unbehagliche Stille hinein.
    Tahan hatte keinen Hunger. Nicht einmal die sonst so verlockende Aussicht, sich mit der heißen Suppe innerlich aufzuwärmen, konnte ihn reizen. Als er aufstand und zu Ganashko hinüberging, hörte er Jalimey sagen: » Jetzt schmollt er « , daraufhin machte Ralnir eine Bemerkung, die sie zum Lachen brachte. Er schien sehr witzig zu sein, dieser Ralnir. Selten hatte

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